Der Widerstand
dem Moment, als Kumayr den Alarm auslöste. Außerdem wurden die Reserve-Speichermodule manuell entfernt.«
Einen Moment lang herrschte Stille, während Thikairs Offiziere diese Neuigkeit verarbeiteten, dann drehte sich Jainfar zum Flottenkommandanten um und zuckte mit den Schultern. Diese Geste war nicht respektlos gemeint, sondern drückte nur frustrierte Ignoranz aus.
»Tatsache ist, Flottenkommandant, dass wir über keinerlei Daten verfügen. Wir besitzen keine Informationen, wir haben nur eine Basis voller Leichen. Wenn es keine Aufzeichnungen gibt, wie wollen wir dann herausfinden, was geschehen ist? Und wie sollen wir feststellen, wer dafür die Verantwortung trägt?«
»Ich glaube, der Geschwaderkommandant spricht da einen maßgeblichen Punkt an, Flottenkommandant«, meldete sich eine neue Stimme respektvoll zu Wort. »Darf ich mich dazu äußern?«
Lagerkommandant Barak befand sich auf der Planetenoberfläche und nahm vom Kommunikationszentrum in Basislager Eins aus per Übertragung an der Besprechung teil. Thikair zuckte knapp mit den Ohren, um dem Komm-Bild des anderen Offiziers die Erlaubnis erteilte zu reden.
»Bei allem Respekt, Flottenkommandant«, fuhr Barak fort und brachte dabei seine Ohren in eine Haltung tiefster Unterwerfung. »Ich bezweifle, dass sich aus dieser Situation die Art von Erklärungen ableiten lassen wird, auf die wir bei den anderen unerfreulichen Überraschungen auf diesem Planeten gestoßen sind. Ich stimme zu, dass der Zustand der Leichen nicht auf den Einsatz hoch entwickelter Waffen hindeutet, aber es kann nur hoch entwickelten Angreifern gelungen sein, in die Basis einzudringen und die Schutzvorkehrungen des Basislagers Sieben zu überwinden. Die Verletzungen lassen zwar vermuten, dass sie ihnen von irgendwelchen Tieren zugefügt wurden. Aber die Angreifer oder diejenigen, die die Tiere angeleitet haben – sofern es sich tatsächlich um Tiere gehandelt hat –, waren nicht bloß empfindungsfähig, sondern technologisch gebildet. Sie wussten nicht nur, wo sie nach den Speichermodulen suchen mussten, auf denen die Sicherungskopie des visuellen Mitschnitts ihres Angriffs gespeichert war, sondern sie waren auch in der Lage, diese Bilder aus dem Computernetzwerk der Basis zu löschen. Das setzt eigentlich ein Maß an Vertrautheit mit unseren Systemen und unserer Technologie voraus, die alles übertrifft, was wir bislang bei diesen Kreaturen beobachten konnten. Ich will damit nicht sagen, dass ihnen die Existenz solcher Aufzeichnungen gar nicht erst in den Sinn hätte kommen dürfen. Aber das Erstaunliche ist, dass sie mit unserer eigenen Kybernetik und unseren Datenspeichermethoden gar nicht vertraut sein können. Wie ist es ihnen dann möglich gewesen, diese Aufzeichnungen überhaupt erst zu finden, vom Löschen der Hauptcomputer ganz zu schweigen?
Außerdem bin ich der Ansicht, dass wir uns eine andere, wichtige Frage stellen müssen. Falls das wirklich das Werk der Menschen war, falls sie also tatsächlich über solche Fähigkeiten und den technologischen Scharfsinn verfügen, der sie in der Lage versetzt, in unsere Cybersysteme einzudringen und Informationen zu sammeln oder zu löschen – sollten sie tatsächlich mit dem Einsatz dieser Fähigkeiten gewartet haben, bis wir über die Hälfte ihrer Bevölkerung getötet haben? Und warum sollten sie ausgerechnet das Basislager Sieben überfallen? Warum nicht das Lager von Kommandant Fursa? Warum kein anderes Basislager hier in Nordamerika, wo die Menschen technologisch auf einem höheren Stand zu sein scheinen und wo wir die größten Schwierigkeiten haben, die Kontrolle zu erlangen? Wenn wir nicht gerade von der Annahme ausgehen, dass die Menschen irgendwie herausgefunden haben, woran Shairez arbeitete, und dass sie das vereiteln wollten, dann stellt sich eine maßgebliche Frage: Warum setzen sie ihre ›Geheimwaffe‹ erstmals gegen ein Basislager ein, deren Verantwortlichkeitszone bislang relativ ruhig war, während es in den anderen Zonen immer wieder zu Unruhen kommt?«
»Das sind alles interessante Fragen, Lagerkommandant«, sagte Thairys. »Was ich aber aus ihnen heraushöre, ist Ihre Mutmaßung, dass die Menschen gar nicht hinter den Angriffen stecken. Wenn es aber nicht das Werk der Menschen war, wer hat uns Ihrer Ansicht nach denn dann angegriffen?«
»Das weiß ich nicht, Bodentruppenkommandant«, antwortete Barak respektvoll. »Ich gebe lediglich zu bedenken, dass unsere Beobachtungen auf recht hoch
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