Der Widerstand
und sie bezahlten ihm offiziell keinen Cent für seine »Vorschläge« (die von detaillierten Bauplänen begleitet wurden) … allerdings war dieser Freund dann irgendwie in den Besitz einer lebenslangen Mitgliedschaft verbunden mit freiem Eintritt zur Schießanlage gelangt.
Es hatte keine Eile bestanden, das Rückhaltebecken über Nacht volllaufen zu lassen, also hatten sie am Fuß der Staumauer eine Schleuse in Form von vier großen, einzeln zu bedienenden Rohren eingebaut. Die normale Wassermenge des Flusslaufs reichte aus, um die Kapazität von drei Rohren auszunutzen, nach schweren Regenfällen wären alle Rohre nicht genug gewesen, um das Wasser durchzuleiten, weshalb der befreundete Ingenieur noch eine standardmäßige Überlaufschleuse installierte sowie eine weitere für Notfälle wie beispielsweise einen Jahrhundertregen. Indem zwei Rohre geöffnet blieben und die zwei übrigen geschlossen wurden, staute sich nach und nach das Wasser im Becken, ohne dass die Wassermenge zu gering wurde, die eine Meile weiter in den Tuckasegee River strömte.
Zu dem Zeitpunkt waren sie längst von der Frage besessen, wie sie das Ganze noch weiter verbessern konnten. Ihre Kinder hatten sie zu immer neuen Ideen angestachelt, da sie das Becken als ihren persönlichen, privaten (und sehr, sehr kalten) Swimmingpool ansahen. Also installierten sie zwei separate, aber parallele PVC-Absperrschieber, um Wasser zu einem Paar in Reihe angeordneter Francis-Turbinen zu leiten, die jede an einen eigenen Generator angeschlossen war. Der Fluss fiel auf dem Weg zum Tuckasegee über hundertachtzig Meter steil ab, und die Schieber erstreckten sich von ihren Zuläufen einen halben Meter unterhalb des Damms über eine Strecke von fast hundertfünfzig Metern schnurgerade durch das Flussbett. Das ergab eine Vertikale von insgesamt knapp fünfundzwanzig Metern bis zum Kraftwerk, wo jede sieben PS starke Turbine einen eigenen Mikrogenerator antrieb, ehe das Wasser in sein Bett zurückkehrte. Die Wassermenge blieb im Allgemeinen recht konstant, sodass jeder Generator täglich hundertzwanzig Kilowattstunden Strom erzeugte. Ein einzelner Generator lieferte damit schon mehr, als ein Haushalt verbrauchen konnte, aber das bedeutete nur, dass sie jederzeit einen Generator abschalten konnten, ohne im Dunkeln sitzen zu müssen. Außerdem war es nicht verkehrt, über mehr Strom zu verfügen, als man eigentlich haben wollte, anstatt feststellen zu müssen, dass man weniger hatte, als man brauchte. Beide waren sie der einhelligen Ansicht, dass Überfluss durchaus etwas Gutes sein konnte.
Das gesamte Projekt hatte sie einige tausend Dollar gekostet, mehr Schrammen und Schwielen, als es einem Menschen lieb sein konnte, und sie hatten zu viele Stunden im eiskalten Wasser stehen müssen, um mit Steinen und Mörtel zu hantieren, während ihre sie liebenden Familien sich mit Picknicks vergnügten
und nur hin und wieder nach ihnen sahen. Nach einem besonders gelungenen »Ratschlag« war Jessica an einem denkwürdigen Nachmittag von ihrem Mann mit einem Schubser ins kalte Wasser befördert worden. Als darauf Sharon und Veronica hinzugekommen waren, um Jessica zu helfen, da hatten sie beide sich auf einmal ebenfalls im kalten Nass wiedergefunden, obwohl sich von den Männern keiner erklären konnte, wie das hatte passieren können!
Nachdem sie diese Arbeit erledigt hatten, stellten sie auch noch einen Reservegenerator für Notfälle in einem handelsüblichen Generatorverschlag hinter der Hütte auf. (»Überfluss!«, hatte Dvorak verkündet. »Es lebe der Überfluss!« Daraufhin hatte ihm Wilson mit einem Plastikrohr eins übergezogen.) Als Nächstes schafften sie (so wie alles andere auch von etlichen wüsten Flüchen begleitet) drei Polyäthylentanks heran, die jeweils knapp viertausend Liter fassten und mit Treibstoff gefüllt werden sollten.
Es war erstaunlich, wie wenig solche Tanks kosteten, und genau genommen galt das auch für viele andere der angeschafften Dinge. Zwar hatte ihr Projekt sie letzten Endes deutlich mehr gekostet als ursprünglich veranschlagt, nämlich weit über fünfzigtausend Dollar, doch da praktisch alles in Eigenarbeit geleistet wurde, waren sie damit sogar noch günstig davongekommen.
Die Montage der Generatoren und die Verkabelung der Hütte (die mit einem Minimum an Energie auskam und in der nur langlebige Stromsparlampen, aber keine herkömmlichen Glühbirnen benutzt wurden) war eine weitere interessante Beschäftigung gewesen …
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