Der wilde Planet
schrecklich viel, aber es war genug Zeit, um eindeutig festzustellen, dass diese Wesen auf jeden Fall intelligent sind.« Sie wandte sich an Holloway. »Du wärst fast von Zararaptoren gefressen worden?«
»Ja«, sagte Holloway.
»Warum hast du nichts davon gesagt?«
»Als ich dich angerufen habe, war die Gefahr des Gefressenwerdens vorbei. Außerdem wollte ich, dass du dich um das kümmerst, was ich zu tun im Begriff war, und nicht um das, was ich vorher getan hatte.«
»Du hättest es mir trotzdem sagen müssen.«
»Wir haben keine Beziehung mehr«, sagte Holloway.
»Als Freund «, sagte Isabel.
»Ist es wirklich sinnvoll, diese Diskussion fortzusetzen?«, fragte Sullivan. »Eure zwischenmenschliche Beziehung hat zwar etwas unglaublich Faszinierendes, aber ich würde doch gern auf die Frage zurückkommen, ob diese Wesen tatsächlich Personen sein könnten. Ich meine, das ist doch der Grund, weswegen du mich gebeten hast, hierherzukommen, oder nicht, Isabel?«
»’tschuldigung«, sagte Isabel. »Jack kitzelt so etwas immer wieder aus mir heraus.«
»Es ist mir aufgefallen, dass er bei etlichen Leuten so einiges herauskitzelt«, stellte Sullivan fest. »Ich schlage vor, diesen Punkt zu vertagen.«
»Also gut, einverstanden«, sagte Isabel und warf Holloway noch einen Seitenblick zu.
Holloway musste Sullivan insgeheim seine Anerkennung zollen, wie gut es ihm gelang, Isabel wieder auf Kurs zu bringen. Das war eine Sache, die Holloway nie geschafft hatte. Wenn er ihr unausweichlich wieder einmal auf die Füße getreten war, hatte er es am Ende nur schlimmer gemacht, wenn er es wiedergutmachen wollte. Sie hatten sich so oft gestritten, dass sie sich am Ende durch jede Kleinigkeit provoziert fühlten. Holloway hätte eigentlich klug genug sein müssen, den Streitereien aus dem Weg zu gehen – schließlich war er Anwalt gewesen und sogar ein verdammt guter, bis er Stern die Fresse eingeschlagen hatte – , aber Isabel hatte etwas an sich, das in ihm das Bedürfnis weckte, ihr zu widersprechen. Und das war nicht unbedingt die beste Grundlage für eine Beziehung.
»Moment mal«, sagte Holloway.
Isabel und Sullivan sahen ihn gleichzeitig an.
»Isabel, du hast Recht«, fuhr er fort. »Ich hätte es dir sagen müssen. Als Freund. Tut mir leid.«
Holloway konnte in Isabels Augen sehen, wie sich dort verschiedene sarkastische Erwiderungen sammelten – dass er sich entschuldigt hatte und es anscheinend tatsächlich ernst meinte. Doch keine davon kam über ihre Lippen.
»Danke, Jack«, sagte sie nur.
Holloway nickte.
»Die Fuzzys?«, hakte Sullivan nach.
»Lasst uns am besten ins Haus gehen«, schlug Isabel vor. »Dort setzen wir uns, trinken ein Bier, und ich zeige euch einige meiner Aufzeichnungen und Notizen. Dann könnt ihr selber entscheiden, ob meine Beweise überzeugend klingen oder nicht.«
»Trinken und Filme ansehen!«, sagte Holloway. »Ich bin dabei! Verdammt, ich gebe sogar eine Runde aus!«
In den folgenden zwei Stunden führte Isabel Teile ihrer Aufzeichnungen vor und wies Holloway und Sullivan auf die Aktivitäten hin, von denen sie überzeugt war, dass sie ein Beweis für bewusste Intelligenz waren – im Gegensatz zu bloßer tierischer Intelligenz. Von Zeit zu Zeit kletterte ein Fuzzy auf den Tisch, um sich ebenfalls die Bilder anzusehen, doch keiner hielt es länger als ein paar Minuten bei ihnen aus. Die Wesen hatten das Interesse daran verloren, sich selbst auf dem Infopanel zu betrachten.
Als sie mit dem Videoteil ihrer Präsentation fertig war, rief Isabel ihre Notizen auf und verglich das Verhalten der Fuzzys mit dem von Menschen, Urai und Negad. Isabel war eine gute und sorgfältig arbeitende Wissenschaftlerin, und sie hatte jede These mehrfach überprüft und mit Fußnoten und Querverweisen versehen. Am Ende der Präsentation war Holloway trotz aller Bedenken fast davon überzeugt, dass seine kleinen Fuzzys wirklich Intelligenzwesen waren.
»Kommt mir etwas dürftig vor«, sagte Sullivan anschließend.
»Was?«, hakte Isabel ungläubig nach.
»Ich glaube, du hast mich schon verstanden, Isabel«, sagte Sullivan, ohne unfreundlich zu werden. »Es kommt mir recht dürftig vor.«
»Dann hast du eine seltsame Definition von dürftig .«
»Meine Definition von dürftig ist in diesem Fall sogar sehr präzise«, entgegnete Sullivan. »Ich halte deine Argumentation für dürftig, weil diese Wesen nicht sprechen. Wenn sie nicht miteinander – und zu uns – sprechen, wirst du deinen
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