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Der wilde Planet

Der wilde Planet

Titel: Der wilde Planet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Scalzi
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klar, dass sie mit der Person, die sie auf diese Wesen aufmerksam gemacht hat, Jack Holloway, eine Liebesbeziehung hatte, die mit einem Zerwürfnis endete. Offensichtlich ist sie davon überzeugt, dass Mr. Holloway ihr gegenüber schon einmal gelogen hat, in einer Situation, durch die ihre professionelle Karriere Schaden genommen hat. Und es wurde klar, dass Mr. Holloway zumindest angeblich dazu fähig ist, Tieren verhältnismäßig komplexe Kunststücke beizubringen.«
    Meyer räusperte sich und fuhr fort. »Ich fasse also zusammen: Mr. Holloway entdeckt diese sehr klugen kleinen Tiere und beschließt, seine Exfreundin über diese Entdeckung zu informieren. Als sie deswegen völlig aus dem Häuschen ist, beschließt Mr. Holloway, sich einen kleinen Spaß zu erlauben, und bringt ihnen ein paar Kunststücke bei, die jemand ohne Fachwissen als Hinweis auf bewusste Intelligenz interpretieren könnte. Dr. Wangai hat mehrere Tage gebraucht, bis sie Mr. Holloway in seinem Haus besuchen konnte. Also hatte er genügend Zeit, diese Wesen zu dressieren. Nach ihrer Ankunft fällt sie auf seinen Scherz herein. Ganz einfach.«
    Soltan runzelte die Stirn. »Sie wollen damit also sagen, diese ganze Geschichte sei nicht mehr als Mr. Holloways bösartiger Versuch, den professionellen Ruf seiner Exfreundin zu zerstören, Mrs. Meyer?«
    »Ich glaube nicht, dass wir Mr. Holloway tatsächlich bösartige Motive unterstellen müssen«, sagte Meyer. »Dr. Wangai bezeichnet ihn inzwischen als einen Freund. Es wäre möglich, dass Mr. Holloway sich einfach nur einen harmlosen kleinen Scherz mit einer Person erlauben wollte, von der er wusste, dass sie sich sehr für die Entdeckung einer neuen Spezies interessieren würde.«
    Soltan musterte Holloway, was ihm sehr unangenehm war. »So etwas macht auf mich nicht den Eindruck eines ausgesprochen lustigen Scherzes«, sagte die Richterin.
    »Das mag sein«, räumte Meyer ein. »Aber diese Theorie ist besser als professionelle Sabotage. Zumindest klingt sie netter.«
    Soltan wandte sich an Isabel. »Dr. Wangai, halten Sie es für möglich, dass Mr. Holloway Ihnen einen Streich gespielt hat?«
    »Nein«, sagte Isabel.
    »Warum?«, insistierte Soltan. »Weil Sie zu kompetent sind, um darauf hereinzufallen, oder weil Sie glauben, dass Mr. Holloway so etwas niemals tun würde?«
    »Aus beiden Gründen«, sagte Isabel.
    »Es wurde festgestellt, dass Sie keine fachliche Ausbildung auf dem Gebiet der Xenointelligenz haben«, sagte Soltan. »Und es wurde festgestellt, dass Sie glauben, Mr. Holloway hätte Sie schon einmal belogen – und zwar während einer offiziellen Untersuchung.«
    Dazu sagte Isabel nichts. Wieder sah sie nur Holloway an.
    »Wenn Sie erlauben, Euer Ehren«, sagte Meyer, als klarwurde, dass Isabel sich nicht dazu äußern würde. »Ich würde gern auf den Vermerk in Dr. Wangais Personalakte eingehen, den ich für sehr erhellend halte.«
    »Bitte«, sagte Soltan zu Meyer.
    »Dr. Wangai«, sagte Meyer in sanftem Tonfall. »Erinnern Sie sich, wie der Vermerk lautet, der Ihrer Personalakte hinzugefügt wurde?«
    »Ja«, sagte Isabel. Ihre Stimme hatte einen resignierten Unterton, den Holloway noch nie zuvor gehört hatte.
    »Wie lautet dieser Vermerk, Dr. Wangai?«, fragte Meyer.
    »Darin heißt es, dass mein Urteilsvermögen aufgrund der engen Liebesbeziehung zu Mr. Holloway beeinträchtigt sein könnte.«
    Meyer nickte und blickte zu Soltan. »Ich habe keine weiteren Fragen an diese Expertin.«
    Soltan nickte ebenfalls und forderte Isabel auf, den Zeugenstand zu verlassen.
    Holloway fiel es schwer, Isabel anzusehen, als sie zu ihrem Platz zurückkehrte. Bei Meyers Fragen war es überhaupt nicht um die Fuzzys gegangen, sondern nur um Isabel: ihre Kompetenz, ihre berufliche Qualifikation, ihr persönliches Urteilsvermögen und ihre Beziehung zu anderen Menschen. Mit dem Ergebnis, dass sie nun als komplette Idiotin dastand.
    Isabel setzte sich und blickte geradeaus. Sie tat, als wäre Holloway gar nicht vorhanden. Sullivan legte ihr eine Hand auf die Schulter, um sie zu trösten. Isabel nahm sie, aber sie blickte sich nicht zu ihm um. Sie starrte wieder mit einem ganz bestimmten Gesichtsausdruck ins Leere.
    Holloway wusste, was dieser Gesichtsausdruck bedeutete. Er bedeutete, dass Isabel endlich verstanden hatte, was bereits alle anderen Mitspieler wussten: dass diese Anhörung eine Farce war. Die Entscheidung über die Fuzzys war längst gefallen, und es ging nur noch darum, dieses

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