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Der wilde Planet

Der wilde Planet

Titel: Der wilde Planet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Scalzi
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objektiver Beobachtung abbringen lässt.« Holloway sprach nun wesentlich lebhafter und präziser – diesen Tonfall hatte er benutzt, wenn er als Anwalt vor Gericht auftrat. Sowohl Soltan als auch Meyer zuckten leicht zusammen, als sie die Veränderung bemerkten. Holloway entging es nicht, aber er ließ sich nichts anmerken. »Dass sie meine Vermutung über das Geschlecht der Fuzzys übernommen hat, ist das offensichtliche Beispiel. Aber es gibt da noch etwas anderes, das sie übersehen hat.«
    Holloway berührte das Panel, und ein Video wurde abgespielt. Zu sehen waren Papa, Mama und Opa Fuzzy, die im Halbkreis zusammensaßen und Bindi-Früchte aßen.
    »Wie wir alle wissen, ist eins der Hauptkriterien für bewusste Intelligenz die Sprachfähigkeit. Nach der Cheng-Definition ist das eine ›sinnvolle Kommunikation, die mehr als das vermittelt, was unmittelbar und gegenwärtig präsent ist‹. Bis heute sind drei Spezies bekannt, die auf einem Niveau kommunizieren, das diese Definition erfüllt: Menschen, Urai und Negad. Das ist etwas, das alle diese Spezies miteinander gemeinsam haben. Aber es gibt noch eine weitere Gemeinsamkeit dieser Spezies. Ihre Sprache wird akustisch vermittelt, und sie benutzen ein Spektrum, das vom menschlichen Ohr wahrgenommen werden kann. Es ist sogar so, dass das Frequenzspektrum bei den Menschen den größten Umfang hat, während es bei den Negad am kleinsten ist. Der Punkt ist der, dass wir es hören können, wenn Menschen, Urai und Negad sprechen.«
    Holloway stoppte das Video. »Vor ein paar Wochen habe ich das neue Lager besucht, das ZaraCorp aufbaut, um mit der Ausbeutung der Sonnensteinader zu beginnen, die ich entdeckt habe. Dort wurden mir große Lautsprecher gezeigt, die man entlang des Zauns aufgestellt hatte. Sie gaben Töne mit einem unglaublich hohen Dezibel-Wert von sich, um die Zararaptoren und andere große Raubtiere des Dschungels abzuschrecken. Ich war zwar in der Lage, den Schall dieser Lautsprecher zu spüren , aber ich konnte ihn nicht hören, weil die Töne auf einer Ultraschallfrequenz von fünfundzwanzig Kilohertz abgegeben wurden. Das liegt deutlich über dem Bereich, den ein menschliches Ohr wahrnehmen kann.«
    »Ich würde jetzt gern etwas hören, das zur Aufklärung dieses Falls beiträgt, Mr. Holloway«, sagte Soltan.
    »Genau das ist der Punkt«, sagte Holloway. »Sie wollen etwas hören, aber Sie können es nicht, weil Ihr Gehör nicht dafür ausgelegt ist. Das gilt für uns alle. Die Lautsprecher am Zaun erfüllen ihren Zweck, weil die Raubtiere auf Zara XXIII höhere Frequenzen hören als wir. Das ist kein Zufall, sondern es hat sich im Laufe ihrer Evolution als sinnvoll erwiesen. Zum Beispiel weil ihre Beute und andere kleine Tiere Töne in diesem Bereich von sich geben.«
    Holloway ging zum Anfang des Videos zurück und rief ein Fenster mit Einstellungen auf. »Ein netter Aspekt der fälschungssicheren Kamera, die Dr. Wangai zur Aufzeichnung der Fuzzys verwendet hat, ist der, dass sie im Gegensatz zu den meisten handelsüblichen Kameras Daten aufnimmt, die Menschen gar nicht wahrnehmen können. Zum Beispiel erfasst sie nicht nur das sichtbare Farbspektrum, sondern auch den Infrarot- und Ultraviolett-Bereich. Man braucht natürlich spezielle Filter, um diese Frequenzen auswerten zu können, aber die Daten sind vorhanden. Auch der Schall wird oberhalb und unterhalb des menschlichen Gehörspektrums aufgezeichnet. Dafür benötigt man ebenfalls Filter.«
    Holloway klickte sich durch das Menü und stellte die Audiofilter des Videoprogramms so ein, dass die Ultraschallfrequenzen in den hörbaren Bereich verschoben wurden. Dann ließ er das Video erneut ablaufen.
    Es waren dieselben Bilder von Papa, Mama und Opa Fuzzy, die im Halbkreis beieinandersaßen. Nur, dass es jetzt so klang, als würden sie sich miteinander unterhalten.
    »Schauen Sie«, sagte Holloway leise und zeigte auf den Monitor. »Schauen Sie, wie sie abwechselnd sprechen. Wie sie darauf reagieren, was jemand anderer gesagt hat.« Er drehte die Lautstärke des Monitors weiter auf, und nun war das Gezwitscher, das die Fuzzys von sich gaben, noch deutlicher wahrzunehmen. »Man hört die Struktur ihrer Sprache.«
    Wenig später hielt Holloway das Video an, schloss es und rief ein anderes auf, das Opa Fuzzy mit Pinto zeigte. Nun wurden Opas Kopfnüsse von einem Schwall aus Lautäußerungen begleitet, nur gelegentlich unterbrochen durch ein Quieken, das von Pinto kam. Das Quieken klang bockig –

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