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Der wilde Planet

Der wilde Planet

Titel: Der wilde Planet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Scalzi
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anzugreifen.
    Der Mann zog eine Pistole aus dem Hosenbund und schoss auf den Fuzzy.
    Das kleine Wesen wurde von der Wucht der Kugel herumgerissen und rutschte über den Boden der Plattform. Erschrocken sprang Pinto auf und rannte davon, am Haus vorbei zum Stachelbaum dahinter. Der Mann schoss erneut auf den Fuzzy. Eine Kugel durchschlug das Fenster – vielleicht prallte sie drinnen von einer Wand ab und löste auf irgendeine Weise das Feuer aus. Holloway stellte fest, dass ihm dieser Punkt inzwischen fast völlig egal war.
    Der Mann ließ die Waffe fallen und legte die Hände ans Gesicht, während er vor Schmerz tänzelte. Er hielt inne, als er Baby am Boden liegen sah. Das Wesen hatte sich seit seinem Angriff nicht mehr gerührt. Der Mann lief zum kleinen Fuzzy und trat noch zweimal mit dem Fuß auf das Wesen. Dann hob er die Pistole wieder auf und schoss. Schließlich brüllte er es wütend an – ohne dass ein Wort zu hören war.
    Holloway erkannte, dass er genau wusste, wer der Mann war.
    Inzwischen trübte der Rauch im Haus den Blick nach draußen. Dennoch sah Holloway, wie der Mann die Leiche von Baby aufhob und zur Haustür stapfte, wobei er wieder teilweise aus dem Bild verschwand. Der Körper des Mannes bewegte sich zuckend, und Holloway war ein paar Sekunden lang verwirrt, bis er verstand, was geschah. Der Mann trat die Hundetür ein. Offenbar hatte sie nachgegeben, denn nun bewegte er sich anders. Er warf Babys Leiche durch die Tür, damit sie im Feuer verbrannte.
    Nach getaner Tat entfernte sich der Mann von der Tür, hielt sich das schmerzende Gesicht und kehrte zu seinem Gleiter zurück. Er hatte die Hälfte des Weges zurückgelegt, als die Löschanlage ansprang und Schaum über die Plattform verteilte – auch über den Mann und seinen Gleiter. Er sprang zurück, geriet dabei ins Stolpern und stürzte zu Boden, wobei er noch mehr eingeschäumt wurde. Die Szene hätte etwas Komisches gehabt, wenn er nicht soeben zwei Morde begangen hätte. Schließlich hatte er es bis zum Gleiter geschafft und hob ab. Er verschwand aus dem Bild, und fast im gleichen Moment rutschten die verkohlten Überreste von Holloways Doktorhut über die Kamera und versperrten die Sicht, bevor auch die Kamera durch die Hitze zerstört wurde.
    Holloway stellte das Infopanel weg und stürmte aus dem Gleiter, den Blick ausschließlich auf Pintos Leiche gerichtet. Er ging neben ihm in die Knie und hob eine Hand des Fuzzy, um sich die Finger genauer anzusehen. Die Nägel waren schärfer und spitzer als bei einem Menschen, wahrscheinlich um besser Insekten fangen und Früchte öffnen zu können.
    Daran klebten Blut und winzige Hautfetzen.
    »Ja!«, sagte Holloway und hielt Pintos Hand fest. »Jetzt habe ich dich, du Mistkerl! Ich habe dich, und du weißt es noch gar nicht!«
    Holloway blickte zu Papa, Mama und Opa Fuzzy auf, die ihn auf seltsame Weise musterten. Zumindest wirkte es so auf Holloway.
    »Ich weiß, dass ihr mich nicht verstehen könnt«, sagte Holloway zu den drei Fuzzys. »Aber ich weiß, wer das hier getan hat. Ich weiß es, wer er ist, und ich werde ihn dafür bestrafen. Darauf gebe ich euch mein Wort. Ich werde diesen verdammten Mistkerl erwischen. Das verspreche ich euch.«
    Dann ließ Jack Holloway Pintos Hand los, brach auf dem Boden des Landeplatzes zusammen, schloss die Augen und weinte.
    Er weinte, weil er mit unumstößlicher Sicherheit wusste, dass seine Aktionen und Intrigen Pinto und Baby getötet hatten, zwei Wesen, die völlig unschuldig waren. Es spielte keine Rolle, ob sie tatsächlich intelligent waren oder nicht. Niemand hatte einen solchen Tod verdient, und schon gar nicht durch etwas, das Holloway ausgelöst hatte. Jack lag am Boden und weinte, von Schuld und Scham geschüttelt.
    Er wusste, dass die anderen Fuzzys ihn beobachteten. Aber das war ihm egal. Er weinte sehr lange.
    Schließlich spürte er eine Berührung an der Wange. Holloway öffnete die Augen und sah, dass Papa Fuzzy auf ihn herabblickte. Holloway erwiderte den Blick verwundert.
    Papa Fuzzy zeigte nach oben.
    Holloway schaute in die Richtung.
    Über ihm waren die Stachelbäume voller Fuzzys. Es waren Dutzende.
    »Gütiger Himmel«, sagte Holloway und setzte sich auf.
    Die Fuzzys kletterten von den Bäumen herunter und sprangen auf die Plattform, bis es von ihnen wimmelte. Holloway sah sie sich an, teils amüsiert über diese Zusammenkunft, teils besorgt. Ein Mensch hatte vor kurzem zwei ihrer Artgenossen getötet. Es war durchaus

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