Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der wilde Planet

Der wilde Planet

Titel: Der wilde Planet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Scalzi
Vom Netzwerk:
Sekunden später landete etwas Feuchtes klatschend auf seinem Hinterkopf, gefolgt von etwas Größerem, das seinen Nacken traf. Er blickte auf und sah, dass Pinto immer noch zu ihm herabschaute.
    Holloway grinste. Der kleine Mistkerl hatte auf ihn gespuckt. Aber das war immer noch besser als das, was ein Affe in einem solchen Fall tat. Er griff sich mit der Hand in den Nacken und wollte die Spucke gerade an seiner Hose abwischen, als er aus dem Augenwinkel etwas bemerkte.
    Holloway hielt inne und hob die Hand, um sie sich anzusehen.
    Pinto hatte nicht auf ihn gespuckt.
    Holloway blickte erneut auf, und im selben Moment landete der nächste Tropfen Blut auf seiner Wange.
    »O nein!«, sagte er. »Scheiße!« Er wischte sich das Gesicht ab, stieg in den Gleiter, schaltete die Soundanlage aus, startete die Rotoren und ließ das Gefährt senkrecht aufsteigen.
    Holloway vollführte eine harte Landung mit dem Gleiter, riss die Tür auf und hob Pinto so behutsam wie möglich heraus, um ihn auf die Landefläche zu legen. Der Fuzzy war schlaff und völlig reglos. Holloway kehrte in den Gleiter zurück und holte seinen Erste-Hilfe-Koffer. Wieder wäre er fast ausgerutscht, als er das Fahrzeug etwas zu hastig verließ.
    Pintos Unterleib war mit rotem Blut verklebt. Der Rücken und die Gliedmaßen waren unblutig bis auf ein dünnes Rinnsal, das vom Unterleib bis zum linken Bein hinunterführte, das vom Ast gebaumelt hatte. Holloway wurde klar, dass sich der Fuzzy offenbar nicht bewegt hatte, seit er ihn das erste Mal gesehen hatte und bis er das Blut im Nacken gespürt hatte. Es war möglich, dass der Fuzzy die ganze Zeit tot gewesen war. Oder er hatte noch gelebt, als Holloway ihn unbeschwert angebrüllt hatte – während er ihm hätte helfen können, wenn er nur etwas genauer hingeschaut hätte.
    Schau genauer hin. Holloway verdrängte diese unwichtigen Überlegungen und konzentrierte sich auf das Geschöpf, das vor ihm lag. Er sah sich Pintos Unterleib an, und ihm wurde klar, dass es viel zu viel Blut war. Er konnte nicht erkennen, woher es kam. Er kehrte zum Gleiter zurück und holte die Wasserflasche, die er bei sich gehabt hatte. Sie war noch zu zwei Dritteln voll. Er ging damit zum Fuzzy und goss das Wasser so vorsichtig wie möglich über das Wesen, um die geronnene Masse abzuwaschen.
    Kurz darauf wurde die Wunde sichtbar: ein etwa fingergroßes Loch auf der rechten Seite des Unterleibs. Holloway überlegte kurz, ob es vielleicht von einem Dorn der Stachelbäume verursacht worden war, aber als er die Wunde auswusch, sah er, dass etwas Stumpfgraues darin steckte.
    Es war eine Kugel.
    Wir haben die Ausrottung der Fuzzys in die Wege geleitet , hatte Sullivan gesagt. Ganz einfach.
    Holloway verkrampfte sich, doch dann fasste er sich wieder und suchte im Erste-Hilfe-Koffer nach Verbandszeug. Er riss die Packung auf und legte eine Mullbinde auf die Schusswunde. Er presste behutsam, um den Blutfluss zu stoppen.
    Doch dann sah er, dass der Fuzzy gar nicht mehr blutete. Weil er tot war.
    Holloway beugte sich nahe über den Mund des Fuzzy, um seinen Atem spüren zu können, und streichelte sein Fell, als könnte er ihn mit bloßem Willen wieder zum Leben erwecken. Doch da war kein Atem und kein Leben mehr. Wenn die Möglichkeit bestanden hätte, Pinto das Leben zu retten, war der Zeitpunkt nun vorbei – vielleicht vor einer Minute, vielleicht auch schon vor Stunden. Holloway konnte nichts mehr für ihn tun, außer bei ihm zu bleiben und stumm zu hoffen, dass er sich irrte.
    Er irrte sich nicht. Es dauerte mehrere Minuten, bis er es sich eingestehen konnte.
    Als er aufblickte, war er nicht allein. Papa, Mama und Opa Fuzzy standen vor ihm und beobachteten, wie er um den toten Pinto trauerte.
    Holloway starrte die drei verständnislos an, bis sich die Zahnräder in seinem Gehirn endlich wieder in Bewegung setzten – mit einem Ruck, der sich durch seine Wirbelsäule fortpflanzte.
    »Wo ist Baby?«, fragte Holloway, ohne jemand Bestimmten anzusprechen.
    Holloway wusste nicht, ob sie ihn verstanden hatten. Er sah nur, dass sie sich zur Ruine des Hauses umdrehten, nachdem er die Frage gestellt hatte.
    »O Gott!«, sagte Holloway. Er sprang auf und lief zum Haus. Dann blieb er kurz davor stehen, weil es immer noch Hitze und Rauch von sich gab. Er blickte durch das Loch in der Wand und suchte nach Baby, während er gleichzeitig hoffte, das kleine Geschöpf nicht zu finden.
    Er fand, was noch von Baby übrig war, vor der Tür.
    Trotz

Weitere Kostenlose Bücher