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Der wilde Tanz der Seidenröcke: Roman

Der wilde Tanz der Seidenröcke: Roman

Titel: Der wilde Tanz der Seidenröcke: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Merle
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darin, daß mich auf den ersten Blick nur ihr schönes Gesicht gefesselt hatte, ihre dunklen Augen, ihre prachtvollen schwarzen Haare und die ungewöhnliche Art, in der die Frisur ihre edle Stirn freigab. Einer hohen Dame wie dieser, ging es mir durch den Sinn, war ich auf dem Ball von Madame de Guise nicht begegnet, einer, die es nicht für nötig befand, sich wie ein Götzenbild zu behängen, um nur ja zu gefallen.
    Endlich drehte Bassompierre sich um und bedeutete mir zu kommen. Unsicherer, als ich gerne erschienen wäre, ging ich hin, beeindruckt von der Schönheit, die ich sah, und den Verdiensten, die ich dahinter vermutete. Zwei Schritt vor unserer Wirtin hielt ich mit einer Verbeugung inne und wartete, bis Bassompierre ihr sagte, wer ich sei.
    »Gräfin«, sagte Bassompierre, »darf ich Ihnen Ihren Schüler vorstellen?«
    Da mir alle deutschen Wörter dieses Satzes bekannt waren, stürzte mich dieser in eine Verblüffung, daß ich ohne Sorge um die Etikette, die mir verbot, als erster das Wort an sie zu richten, ausrief: »Wie, Madame, sollte ich wirklich Euer Schüler sein?« Was Bassompierre veranlaßte, schallend zu lachen, und auf den Lippen der Dame ein eher verlegenes als amüsiertes Lächeln hervorrief.
    »Chevalier«, sagte sie, »ich hatte keinen Teil an dem kleinen Streich, den Monsieur de Bassompierre Ihnen gespielt hat. Hier gibt es keinen gichtigen Alten. Der König hat mich gebeten, Sie im Deutschen zu unterrichten: ich bin Ulrike von Lichtenberg.«
    »Madame«, sagte ich, »Eure Bereitschaft erfüllt mich mit tiefer Dankbarkeit, und ich kann Euch versichern, daß Ihr keinen eifrigeren Schüler haben werdet als mich.«
    »Das dürfen Sie gerne glauben, Madame«, sagte Bassompierre. »Wenn man sieht, wie die Augen des Chevaliers schon jetzt an Ihnen hängen, steht zu vermuten, daß seine Ohren und sein Geist ihnen folgen werden. Madame, mein Auftrag ist erfüllt, wollen Sie mir erlauben, mich von Ihnen zu verabschieden?«
    »Monsieur«, sagte Frau von Lichtenberg mit einer Freundlichkeit, die nicht ohne Kühle war, »ich bin Ihre untertänige Dienerin. Nehmen Sie meinen Dank, meine Freundschaft und die Empfehlung mit, niemandem, auch nicht einer Person, die Ihnen teuer ist, von dem kleinen Streich zu erzählen, den Sie sich gegen den Chevalier herausgenommen haben.«
    »Wahrlich, Madame«, sagte Bassompierre, »dieser kleine Streich, wie Sie es zu nennen belieben, war ganz zum Vorteil des Chevaliers, da seine Überraschung, anstatt eines wenig anziehenden Greises Euch zu erblicken, ihn so beglückt hat. Außerdem liebe ich den Chevalier zu sehr, um mich über ihn lustig zu machen. Und ich würde niemandem die Gelegenheit geben, auch nicht«, fügte er mit einem Lächeln hinzu, »einer Person, die mir teuer ist.«
    Hierauf umarmte er mich kräftig, grüßte die Gräfin und ging höchst zufrieden mit sich, ohne daß ich es mit ihm war. Zum erstenmal fand ich etwas an seinem Betragen auszusetzen.Mir schien, sein kleines Täuschungsmanöver war gar nicht so unschuldig, wie er vorgab, denn es mochte ihm wohl einige Eifersucht bereitet haben, daß ich so freundlich empfangen wurde, wo er offensichtlich einmal abgefahren war – auch wenn meine Jugend es wenig wahrscheinlich machte, daß die Rolle, die er hatte spielen wollen, mir jemals zuteil werden würde.
    Frau von Lichtenberg spürte wohl, daß mein Gefieder noch recht gesträubt war von Bassompierres vermeintlichem Scherz. Sie bot mir Platz und sagte mit sanfter, leiser Stimme: »Um diese Zeit pflege ich einen kleinen Imbiß zu nehmen. Wollen Sie den ohne Umstände mit mir teilen?«
    Erfreut dankte ich ihr. Sie läutete, sagte dem Diener, der herbeigeeilt kam, ein paar Worte auf deutsch, und mit einer Schnelligkeit, die mich erstaunte, brachte er ein niedriges Tischchen herbei, auf dem sich eine Karaffe mit Wein, kleine Waffeln und ein Porzellanschälchen mit Konfitüre befanden. Sie hieß den Diener, einen Schemel heranzuziehen, um es mir bequem zu machen, so daß ich ihr noch näher, fast zu ihren Füßen und mit der Nase in Höhe ihres Reifrocks saß. Nachdem der Diener fort war, sagte sie, daß sie gegen drei Uhr immer einen kleinen Hunger habe, und mit der Einfachheit, die einer ihrer liebenswürdigen Wesenszüge zu sein schien, goß sie mir Wein ein, dann schöpfte sie mit einem Löffel Konfitüre aus dem Porzellannapf und bestrich damit eine Waffel. All das tat sie schweigend, mit der Ruhe und dem Ernst, den sie an alles wandte. Ich

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