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Der wilde Tanz der Seidenröcke: Roman

Der wilde Tanz der Seidenröcke: Roman

Titel: Der wilde Tanz der Seidenröcke: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Merle
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angesehen hatte, und gleichzeitig erleichtert, den Louvre, seine Intrigen und seine goldenen Ketten hinter mir zu lassen. Nachdem ich das königliche Gemach verlassen hatte, eilte ich mich, Bassompierre einzuholen. Sowie er mich erblickte, erhellten sich seine Augen, er faßte meinen Arm, drückte ihn kräftig an seine Seite, aber wortlos und indem er sein Taschentuch mit der rechten Hand fest gegen seine Nase drückte.
    Er nahm es erst weg, als er neben mir in seiner Karosse saß und die Vorhänge geschlossen waren. Ich war baff. Nicht die geringste Blutspur war auf seiner Oberlippe noch auf dem makellos weißen Taschentuch.
    »Wundert Euch nicht, mein Freund«, sagte er mit tonloser Stimme. »Ich mußte ein Mittel finden, den König in aller Dezenz zu verlassen, ohne daß es nach Verstimmung oder Auflehnung aussah. Aber es ging über meine Kräfte, weiterzuspielen nach dem, was vorgefallen war.«
    Ich schwieg, die Augen auf ihn gerichtet, da ich nur zu gut verstand, daß ich ihm jetzt die beste Hilfe dadurch erweisen konnte, daß ich einfach da war und zuhörte, wenn er sprechen wollte.
    »Pierre-Emmanuel«, sagte er schließlich, »Eure Wahrheitsliebe ist mir bekannt. Sagt mir, sagt mir doch bitte, ob meine Augen mich nicht trogen und ob Ihr mit eigenen Augen gesehen habt, daß Mademoiselle de Montmorency die Achseln zuckte, als sie an mir vorüberging.«
    »Ja«, sagte ich nach einer Weile, »ich habe es gesehen.«
    »Mein Gott«, sagte er wiederum nach einer Weile, »was für eine Niedertracht! Gestern abend noch saß ich beim Konnetabel mit ihr zu Tische. Welch bezauberndes Lächeln, wie viele zärtliche Blicke! Und da wußte sie schon, daß der König mich von ihr trennen würde, um sie dem Prinzen von Condé zu vermählen! Wie muß sie sich im stillen über mich lustig gemacht haben! Heute morgen, bevor ich beim König eintrat, zupfte mich jemand am Ärmel und ließ mich wissen, was sichgestern nachmittag zwischen Henri und ihr abgespielt hat. Ich habe es nicht geglaubt! Fast hätte ich denjenigen in meinem Zorn erdolcht. Herr im Himmel! Dieses Achselzucken, es hat mich ins Herz getroffen! Wie grauenhaft kaltblütig hat mir die Verräterin ihren Fußtritt versetzt!«
    Während dieses Ausbruchs preßte Bassompierre sein gerolltes Taschentuch in der Faust, als wollte er es zerquetschen, danach wurde er allmählich ruhiger. Sein Gesicht nahm Farbe an, es klärte sich. Ich warf einen raschen Blick nach ihm. Er saß wieder aufrecht, den Nacken an der Sitzlehne der Karosse, den Kopf erhoben, seine Lippen zwangen sich ein halbes Lächeln ab.
    »Wußtet Ihr das?« sagte er, »wenn Mademoiselle de Montmorency einen Prinzen von Geblüt heiratet, wird sie eine Tochter Frankreichs und hat das Recht, zu ihrer Hochzeit ein Lilienkleid zu tragen. Ihr dürft sicher sein, daß sie das sehr genau bedacht hat.«

ZEHNTES KAPITEL
    Bassompierres Karosse setzte mich um elf Uhr in der Rue Champ Fleuri ab. Und obwohl es auf die Mittagszeit ging und köstliche Düfte aus der Küche drangen, waren mein Vater und La Surie noch nicht da. Weil Caboche zu Bette lag, waltete Mariette statt ihres Mannes bei den Töpfen am Herd, und kaum daß ich sie erblickte, blies ich ihr den Marsch wegen ihrer geschwätzigen Zunge und warf ihr zornig vor, daß sie der Herzogin von Guise verraten hatte, daß ich montags, mittwochs und freitags in einer Mietkutsche ausfuhr.
    »Ach, Monsieur«, sagte sie aufgeregt und mit wogendem Busen, »was konnt ich denn machen! Ihr kennt doch Ihre Hoheit! Sie prasselt los wie Öl in der Pfanne und kocht gleich über wie Milchsuppe! Sie verdächtigte Euch, müßt Ihr wissen, daß Ihr Euch hier irgendwo versteckt und sie nicht sehen wolltet. Und Franz sollte ihr alle Türen im Hause öffnen. Er hat sich rundweg geweigert. Was hätte das gegeben, wenn sie auf die arme Margot oben in ihrer Kammer getroffen wäre, just über der Kammer vom Herrn Marquis! Das Tohuwabohu! Da wär aber der Deckel vom Topf gesprungen!«
    »Mariette! Wie sprichst du von Ihrer Hoheit!«
    »Verzeiht mir, Monsieur. Ich mein es nicht böse. So redet man eben in meinem Dorf, wenn ein Weib wütet. Kurz, um das Schlimmste zu verhüten, hab ich meine Soße zusammenfallen lassen und hab ihr einfach alles erzählt.«
    »Und hast mich damit ausgeliefert!«
    »Mitnichten, Monsieur. Nicht, was ich gesagt hab, hat sie so aufgebracht: das war Toinon! Wer, frag ich Euch, hat denn von Lehrerin oder Mätresse gesprochen? Ich oder diese Zierpuppe? Soll der Teufel

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