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Der wilde Tanz der Seidenröcke: Roman

Der wilde Tanz der Seidenröcke: Roman

Titel: Der wilde Tanz der Seidenröcke: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Merle
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die Freunde und Diener, die er jenseits der Grenzen hat. Und in einem Vierteljahr, wenn die Not und die geringe Beachtung ihn zermürbt haben, könnt Ihr den Prinzen zurückhaben, falls Ihr noch wollt – wohingegen man ihm alle Achtung bezeigen wird, wenn Ihr Eure Pein bekundet und den dringenden Wunsch, ihn wiederzuhaben. Denn dann wird er von denselben Leuten Geld im Übermaß bekommen, und etliche, die glauben, Euch damit Mißfallen zu bereiten, werden ihn hoch in Ehren halten.‹ Nun, schöne Leserin, was sagen Sie dazu?«
    »Zuvor eine Frage, Monsieur.«
    »Fragen Sie.«
    »War Sully verheiratet?«
    »Ja, Madame.«
    »Glücklich?«
    »Nein, Madame. Über den Kanonen im Arsenal und demSchatz in der Bastille vernachlässigte er seine Frau, die ihn mit Herrn von Schomberg betrog, einer der Galane des Hofes und ein guter Freund von Monsieur de Bassompierre.«
    »Da ist ihm der Kamm, den er so geschwollen trug, wohl ein bißchen gefallen.«
    »Wir sprachen nicht über seinen Kamm, sondern über seinen Plan, Madame.«
    »Es gibt einen Zusammenhang. Besagter Plan, Monsieur, hatte eine Schwachstelle. Er war hervorragend für den Prinzen, aber er vergaß die Prinzessin. Und ich würde mich sehr wundern, wenn der König ihn annähme.«
    »Er nimmt ihn nicht an. Er übernimmt den gefährlichen Plan des Präsidenten Jeannin auf die Gefahr hin, sich die Nase an Ablehnungen wundzustoßen und sich im Angesicht der Christenheit der Lächerlichkeit preiszugeben.«
    »Der Lächerlichkeit? Wieso?«
    »Madame, sieht jetzt nicht alles so aus, als werde dieser alte Menelaos um seiner Helena willen den Trojanischen Krieg erklären?«

ZWÖLFTES KAPITEL
    »Menelaos«, sagte mein Vater, nachdem ich ihm mein Erlebnis berichtet hatte, »trägt vor der Geschichte den Makel des Hahnreis. Nur war die schöne Helena seine legitime Gemahlin, er hatte das Recht und die Götter auf seiner Seite. Was man von unserem Henri schwerlich behaupten kann, der, wie Jacob I. von England treffend sagt, »eines anderen Weib zu verführen trachtet«. Der spanische König hat ein Meisterstück vollbracht, als er Condé zur Flucht in die Niederlande bewog, denn jetzt erstrahlt er vor der Christenheit nicht allein als der wahre Kämpfer für die katholische Kirche, sondern auch als Beschützer der Unterdrückten und Verfechter der guten Sitten. Und gegen wen? so wird er sich rühmen: gegen einen fälschlich bekehrten Hugenotten, einen Ketzerfreund, der grausam gegen seine tugendhafte Gemahlin handelt, tyrannisch gegen seinen Neffen, und der überhaupt ein infamer Hurenbock ist, den eine senile Leidenschaft um den Verstand gebracht hat ... Es ist immer eine üble Sache, mein Sohn, Krieg gegen einen Feind anzufangen, der unter dem Doppelbanner der Moral und der Religion ficht.«
    »Und was wird jetzt nach Eurer Meinung geschehen?«
    »Endlose Verhandlungen wird es geben zwischen dem König einerseits und anderseits dem Gesandten der Erzherzöge Pecquius, dem spanischen Gesandten Don Inigo de Cardenas und Ubaldini, dem Nuntius des Papstes. Endlose und nutzlose Verhandlungen. Alle Bitten, Druckmittel, Drohungen, Beschwörungen, selbst die päpstliche Vermittlung – nichts wird fruchten. Spanien wird seine Geiseln nicht heraus- und der König die Prinzessin nicht aufgeben.«
    »Das heißt also Krieg?«
    »Zum Krieg kommt es ohnehin, der König bereitet sich seit zehn Jahren darauf vor, nun aber kommt er schneller.«
    Von diesen beiden Mutmaßungen meines Vaters bewahrheitete sich nur die erste, denn ehe der Krieg ausbrach oder auszubrechen drohte, verrannen abermals fünf lange Monate. Ein Beweisdafür, daß der König nicht so toll geworden war, wie manche behaupteten, und daß er den Feind nicht unüberlegt anzufallen noch sich seiner gewohnten Vorsicht zu begeben gedachte. Ein Beweis auch dafür, daß sein Wunsch, die Prinzessin zurückzubekommen, für ihn nur ein zusätzlicher Anlaß zum Losschlagen war, nicht der hauptsächliche, wie es mancherorts hieß.
    Je mehr wir uns dem Weihnachtsfest näherten, an dem die bösen Hugenotten ja angeblich eine Bartholomäusnacht für die Katholiken veranstalten wollten, desto mehr geiferten die Prediger. Fogacer, der einige Tage vor dem Fest bei uns speiste, erbot sich, für uns drei Plätze in der Kirche Saint-Gervais freizuhalten, weil sie am hohen Festtag krachend voll sein würde, denn König und Hof sollten zur Predigt des Paters Gontier kommen, eines für seine Eloquenz berühmten Jesuiten, der sich vom Heiligen

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