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Der wilde Tanz der Seidenröcke: Roman

Der wilde Tanz der Seidenröcke: Roman

Titel: Der wilde Tanz der Seidenröcke: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Merle
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Marquis de Siorac und seiner Gemahlin Angelina geborene de Montcalm, vollzogen wurde und daß Seine Majestät der König und Ihre Hoheit, die Herzogin von Guise, die Paten waren. Die Ölung wurde dem Kinde erteilt in Anwesenheit Seiner Majestät, Ihrer Hoheit, seines Vaters, des Herrn Marquis de Siorac, der Frau Marquise de Verneuil, des Herrn Duc de Sully, des Herrn de Villeroi und des Herrn de Sillery.
    Eines Tages betrachtete ich mir die Unterschriften der Beteiligten genauer, als ich es bis dahin getan hatte, weil ich mich zu der Zeit gerade an meinem eigenen Namenszug versuchte: ein Unterfangen, auf das ich seit jüngstem eine heiße Mühe verwandte, als hingen mein Charakter, mein Schicksal, mein Fortkommen im Staate, meine dereinstigen Liebschaften, ja mein ganzes Leben von einem hübsch geschwungenen Schnörkel ab.
    »Aber Greta«, sagte ich, »wieso hat meine Mutter nicht unterschrieben?«
    »Feil sie nicht dapei war«, sagte Greta.
    »Wie? Nicht bei der Taufe ihres Sohnes? War sie leidend?«
    »Ich weiß nicht, Liepling«, sagte Greta, »tas mußt du den Herrn Marquis fragen.«
    »Und weshalb habe ich denselben Vornamen wie mein Bruder Pierre, der schon fünfzehn Jahre älter ist als ich?«
    »Weil es die Herzogin so gefollt hat.«
    »Und warum hat das nicht meine Mutter bestimmt?«
    »Ich weiß nicht.«
    »Und wieso bin ich hier aufgewachsen und nicht bei ihr in Montfort-l’Amaury?«
    »Mein Liepling«, sagte Greta ganz bestürzt, »liebt Ihr nicht Euren Vater, und bin ich denn kar nichts für Euch, ebenso wie Mariette und wir alle hier, die wir doch kanz vernarrt in Euch sind?«
    Und wie sie dies sagte, rollten Tränen aus ihren blauen Augen auf ihre schönen rosigen Wangen.
    »Ach, Greta«, rief ich und warf mich an ihren Hals, »das weißt du doch! Ich habe meinen Vater sehr lieb, und dich auch, und alle hier im Haus.«
    Greta war das
Liebchen
1 von unserem riesigen Lakaien Franz, der bei der Duchesse de Montpensier in Diensten stand, als mein Vater ihn kennenlernte. Während der Belagerung von Paris wäre er verhungert, hätte mein Vater ihm nicht mit ein bißchen Fleisch geholfen, denn der Arme hatte nichts, ebenso wie sein
Liebchen;
er aß heimlich die Wachslichte seiner Herrin – welche sie ihm, nachdem die Belagerung aufgehoben war, vom Lohn abzog und ihn entließ. So nahm ihn denn mein Vater in Dienst, machte ihn zu seinem
maggiordomo
und war es hoch zufrieden, denn Franz regierte unangefochten über unsere Kammerfrauen, weil seine treue Liebe zu Greta ihn gegen alles Schmeicheln und Maunzen unserer Kätzchen wappnete.
    In meinen Windel- und Kinderjahren war ich Greta so nahe, trank mich an ihren Brüsten voll Leben, ihre Tochter Friederike an der einen Seite, ich an der anderen, daß ich nicht hätte sagen können, ob Greta groß oder klein, blond oder braun war. Man wird einwenden, daß ich ja wohl zu jung war, um mich jener Zeit zu erinnern. Oh, doch! Denn Greta säugte mich, bis ich vier war. Und wie gut entsinne ich mich des festen, süßen und wohlriechenden Fleisches, in das ich meine Patschen grub, jene runden Wonnekugeln, daran mein beseligtes Auge hing, und sogar, wie köstlich das Saugen selbst war, durch das ich mir die gute Milch in den Mund holte. Bewußt wurde ich mir dieser Herrlichkeiten erst, als ich sie entbehren mußte, aber nun, aus dem erzwungenen Abstand, konnte ich meine Amme endlich im ganzen erkennen.
    Was war sie groß und üppig! Blonde Haare, blaue Augen, die Haut rosig, die Schultern breit, der Busen mächtig, die Zitzen groß, runde Hüften, kräftige Beine und eine Taille, einGewicht, ein Umfang, der Gefährtin eines Riesen würdig! Ganz zu schweigen von diesem Herzen, das großmütig unter ihren Rippen pochte, und dem immer ausgeglichenen Wesen bei aller Tagesmühe, einem Blick, so liebreich, und einer so warmen Stimme, daß man kaum glauben mochte, sie sei diesem elsässischen Monument entstiegen.
    Da ich das »gr« ihres Namens wohl schwer aussprechen konnte, nannte ich sie »Ta«, und weil ich diese Vereinfachung auf alle anderen übertrug, nannte ich meinen Vater »Pa«, die Mariette von unserem Koch Caboche »Jette« und die Herzogin von Guise nicht eben respektvoll »Ise«.
    Mariette kam in meiner Liebe zu unseren Bediensteten gleich nach Greta. Wie ihr Mann Caboche und dessen Cousin Lachaise, unser bärenstarker Kutscher, stammte auch sie aus der Auvergne. Brünett an Haut und Haar, klein, dick, rund, aber mit strammen Muskeln unterm Fleisch, war sie hart

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