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Der wilde Tanz der Seidenröcke: Roman

Der wilde Tanz der Seidenröcke: Roman

Titel: Der wilde Tanz der Seidenröcke: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Merle
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fest!«
    »Dank dir auch schön, meine Liepe«, sagte Greta, Tränen in den Augen. »Aber wenn ich ihn mit dem anderen verkleiche, da könnt ich wütend werden, daß ter da, nur weil er ter jüngere ist, noch nicht einmal Marquis werden kann.«
    »Wart’s ab, Greta! Das Vögelchen hat Grips. Der bringt es zu was. Sieh nur mal, wie er uns belauert, die Ohren und Augen weit auf.«
    »Ach, ist er süß, mein Liepling!« sagte Greta.
    Hiermit beugte sie sich unter großem Stoffgeraschel zu mir herunter und umhalste mich.
    »Pestimmt«, fuhr Greta fort, »liept die Herzogin den da mehr als den kleinen Herzog.«
    »Mit gutem Recht!« sagte Mariette augenzwinkernd.
    »Hüt teine Zunge, Mariette, hüt teine Zunge!«
    »Meine Zunge«, sagte Mariette, »die ist mir mehr als nütze, und mit so einem Werkzeug muß ich keinen fürchten. Damit haben es die Herrschaften nicht immer leicht. Nicht daß ich frech bin, aber ich weiß dadurch so manches.«
    »Was tenn?«
    »Wie ich neulich die Herzogin mit dem da schmusen undihn abkusseln seh, rutscht mir doch heraus: ›Madame, wißt Ihr noch, wie Ihr damals bei seiner Taufe zum König gesagt habt: ›Sire! Hütet Euch, meinen Sohn fallen zu lassen!‹ – ›Mein Gott, Mariette‹, sagt sie, ›was habe ich da gezittert!‹ Und auf einmal, wie sie sich ein bißchen besinnt, da wird sie doch rot, aber dermaßen rot, über und über! Ich hab mich umgedreht, ich wollt sie ja nicht weiter in Verlegenheit bringen.«
    »Aper Mariette! Wie kannst du die Leute so peschämen. Ich kann dir ja nichts mehr erzählen, wenn tu so einen Kebrauch davon machst.«
    »Papperlapapp! Was ist denn Schlimmes dabei? Gar nichts. Das war ganz unter uns, hat keiner weiter gehört, einfach von Frau zu Frau ...«
    »Von Frau zu Frau!« sagte Greta.
    »Ja, was denn, Herzogin hin oder her, sie ist aus demselben Holz geschnitzt wie ich. Und ihre Kinder, die macht sie sich auch nicht mit dem kleinen Finger. Könige und Herzöge gehen in Satin und Brokat und Perlen, aber nimm ihnen den schönen Tand, und sie sind nicht anders wie unsereiner! Sie wollen geliebt werden und fürchten Schläge. Und wenn’s ans Sterben geht, pissen sie sich genauso ins Hemd.«
    »Aper trotzdem!« sagte Greta. »Ich jetenfalls habe meine Freude tran, wenn ich sie so prächtig in ihren schönen Kewändern sehe. Und es kefällt mir gar nicht, daß die Herzogin, wenn sie uns pesucht, immer nur in einer Mietkutsche mit mageren Käulen kommt, anstatt daß sie in ihrer schönen koldenen Karosse mit Lakaien in Lifree bei uns vorfährt. Es würde uns in unserer Rue Champ Fleuri hier doch kroße Ehre machen.«
    »Na ja, aber es gäbe auf die Dauer Gerede.«
    »Kerede?« sagte Greta, »wieso Kerede?«
    »Aus gutem Grund«, sagte Mariette, »schließlich könnte man sagen, daß sie den da ein bißchen zu sehr liebt.«
    Hierauf hob Mariette das Bügeleisen an ihre Wange, um zu prüfen, ob es noch heiß genug war. Greta wiederum ließ ihre Nähnadel ruhen, und alle beide blickten mich schweigend an und umfingen mich mit dem zärtlichen Licht ihrer Augen.
    ***
    Als ich fünf geworden war, fand mein Vater, es sei nun Zeit, mich zwar nicht gänzlich der Fürsorge meiner Ammen, wenigstens aber ihrer närrischen Hätschelei zu entziehen und mir Hofmeister zu geben, die meinen Geist bildeten.
    Weil mein Vater unter Heinrich III. und unserem König Henri Quatre häufig in die Provinzen und ins Ausland reisen mußte, hatte er nur selten auf seinem Landgut Le Chêne Rogneux in Grosrouvre verweilen können und folglich die Aufgabe, meine Brüder und Schwestern zu unterrichten, seiner Gemahlin Angelina de Montcalm überlassen müssen. Sie hatte sich dieser Pflicht aber nur ungenügend entledigt, da sie zu geistigen Dingen genauso wenig Neigung hatte wie die hochadlige Familie, der sie entstammte.
    Diese Gleichgültigkeit widersprach entschieden der hugenottischen Tradition meiner väterlichen Linie, die trotz ihres Aufstiegs in den Adel, den sie ihrer Tapferkeit im königlichen Heer verdankte, und trotz des Reichtums, zu dem sie durch viele Unternehmungen gelangt war, sich ihre arbeitsame Bürgerlichkeit bewahrt hatte. Mein Großvater, Jean de Siorac, Baron de Mespech in der Provinz Périgord – der an meinem fünften Geburtstag rüstig in sein sechsundachtzigstes Jahr ging –, war ein hochgelehrter Mann, Lizentiat der Medizin, und auch äußerst kundig in der Landwirtschaft, da er sich eifrig die neuen Ideen der
Kunst des Ackerbaus
von Olivier de Serres zu

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