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Der wilde Tanz der Seidenröcke: Roman

Der wilde Tanz der Seidenröcke: Roman

Titel: Der wilde Tanz der Seidenröcke: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Merle
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de La Surie teilte diese Neigung, die bei ihm aber manchmal ein wenig zu weit ging. Beide sprachen sie eine kraftvolle Sprache, die sie mit Ausdrücken aus dem Périgord oder mit alten Wörtern würzten, die mich entzückten, gleichwohl ahmte ich sie darin nicht nach, denn Monsieur Philipponeau überzeugte mich, daß ichdie Sprache meines Jahrhunderts sprechen müsse, nicht die des ihren. Aber ich hätte mich geschämt, wäre ich nicht ebenso wortgewandt gewesen.
    »Gute Rede«, sagte mein Vater, »ist nicht allein gute Rede. Ihr seid kein Erstgeborener, wie auch ich es nicht war, Ihr müßt selbst für Euer Fortkommen in der Gesellschaft sorgen, und das findet Ihr nur am Hofe, wo alle Kunst heißt: zu gefallen. Wie aber gefällt man dem König, den Großen und den hohen Damen – die in diesem Lande so mächtig sind –, wenn nicht durch die Kunst, die Dinge gut auszudrücken, also mit einer gewissen Finesse in Geist und Wort.«
    Wenn Madame de Guise auch kein Wissen besaß, war sie doch in der großen Welt zu Hause und besaß die Intuition des Herzens, und so bestürmte sie Tag für Tag mit den inständigsten Reden die Wehrmauern meines Vaters, damit er schließlich doch einwillige, mit mir zu ihrem Ball zu kommen.
    »Monsieur«, sagte sie, »der sechzehnte August ist mein Geburtstag. Und da Ihr der erste meiner Freunde seid, wäre es Eurerseits höchst unfreundlich, würdet Ihr bei diesem Ereignis, wenn auch nicht voll an meiner Seite stehen, da die Konventionen dies verbieten, so doch in meiner nächsten Nähe. Ich will mich an dem Tage in der Zuneigung meiner Lieben baden und werde nur jene einladen, die mir teuer sind: meine Söhne, meine Tochter, meinen Patensohn, Euch ...«
    »Und obendrein eine Menge Gesellschaft«, fiel mein Vater ein. »Den König, die regierende Königin, die geschiedene Königin, beide Favoritinnen (oder alle drei, sofern die Marquise de Verneuil auch kommt), die Prinzen von Geblüt, die Marschälle von Frankreich, den Comte d’Auvergne, die in Paris weilenden Fürsten und Pairs, einschließlich des Herzogs von Sully, den Ihr nicht besonders liebt, aber der Eure Pension bezahlt, und des Herzogs von Épernon, den Ihr haßt, aber dessen Rache Ihr fürchtet, und alle diese Großkopfeten werden in Begleitung guter französischer Edelleute erscheinen, wie es ihrem Rang geziemt. Und das nennt sich dann Euer Familienfest, Madame, wo Ihr Euch nur in der Zuneigung Eurer Lieben baden wollt!«
    »Vergeßt Ihr, daß ich durch meine Mutter eine Bourbonin bin?« sagte die Herzogin ohne den geringsten Dünkel, so als wäre es die gewöhnlichste Verwandtschaft, »und daß ich Henrials meinen Cousin einladen muß? Und wie könnte ich Henri einladen ohne die Königin, ohne Königin Margot 1 , die Favoritinnen , die Prinzen von Geblüt, die Herzöge, kurz gesagt, jeden mit seinem Gefolge, ein paar hundert Personen alles in allem.«
    »Und ebenda, Madame, drückt mich der Schuh. Das ist kein Geburtstag, das ist ein Auflauf! Man frißt, man schnattert, man schwitzt, man erstickt, die Wachslichte Eurer Lüster kleckern einem auf den Kopf, die Standleuchter verräuchern einem die Kleider; Füße und Knie schmerzen, weil man immer auf den Beinen sein muß; man wird von den Parfüms der Schönen und den Duftwässern der Galane betäubt. Und was macht man die ganze Zeit? Man tanzt, oder man tut als ob, denn das Stimmengewirr ist so laut, daß man die Violinen nicht hört. Will man einander begrüßen, muß man brüllen. Keiner versteht, was der andere sagt: ein geringer Verlust, denn man redet sowieso nur Nichtigkeiten, und am Büffet herrscht ein solches Gedränge, daß man kaum durchkommt, um einen Becher Clairet zu ergattern. Und wenn einem die Stunde schlägt, sucht man vergeblich einen Ort, wo man sich erleichtern kann.«
    »Dafür habe ich gesorgt!« rief die Herzogin triumphierend. »Ich habe eine Kammer für die Bequemlichkeiten eingerichtet, wo eine ganze Reihe Stühle aufgestellt sein werden.«
    »Kackstühle, meint Ihr?«
    »Pfui, Monsieur! Das sagt man nicht mehr! Es verletzt die Ehrbarkeit.«
    »Dann richtet aber auch eine Kammer für die Damen ein«, sagte mein Vater. »Sonst wird die Ehrbarkeit erst recht verletzt.«
    »Selbstverständlich«, sagte die Herzogin. »Und die Tür dazu lassen wir von zwei riesigen Schweizern bewachen. Heutzutage kann man selbst der Tugend blutjunger Damen nicht mehr trauen. Wißt Ihr, daß man unlängst im Louvre, in den Gemächern der Ehrendamen, den jungen Baron des

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