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Der wilde Tanz der Seidenröcke: Roman

Der wilde Tanz der Seidenröcke: Roman

Titel: Der wilde Tanz der Seidenröcke: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Merle
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Conti?«
    »Monsieur, so spricht man nicht über einen Prinzen von Geblüt! Außerdem ist der Prinz außerordentlich reich, und Ihr wißt doch, es gibt Ehen, die eine Frau befreien, ohne ihr lästig zu fallen.«
    »Eine widerliche Moral!«
    »Widerlich seid Ihr, Monsieur, mir über die Meinigen soviel Schlechtes zu sagen. Das werde ich mir merken, und ich werde es Euch nur verzeihen, wenn Ihr am sechzehnten August zu meinem Ball kommt.«
    Plötzlich hatte Madame de Guise ihren ganzen großen Zorn vergessen; sie trat auf meinen Vater zu, faßte seine beidenHände und blickte ihm zugleich treuherzig und schmeichelnd in die Augen.
    »Ich komme nicht, ich habe es Euch doch gesagt.«
    »Monsieur, wenn Ihr mich liebt, dann kommt Ihr. Das könnt Ihr mir nicht antun. Oh, doch, Ihr kommt, und mit Euch mein schönes Söhnchen! Wozu hätte ich ihm denn einen Tanzmeister gegeben, wenn er nicht tanzen darf?«
    Hierauf sagte mein Vater nicht ja, nicht nein. Ich jedoch hatte genug gehört, um dafürzuhalten, daß meine Anwesenheit entbehrlich wurde. Ich fragte nicht einmal um Erlaubnis, sondern verließ den Raum auf Sammetpfoten und lief zu meiner Kammer hinauf, wo ich zu meiner großen Enttäuschung keine Toinon vorfand. Ach, wie leer, wie garstig, kalt und unwirtlich mir mein kleines Zimmer erschien! Ich lief hinunter und erkundigte mich bei Greta, wo meine Soubrette wohl sei.
    »Mein Liepling«, sagte Greta, »Toinon hat in deiner Kammer üper eine Stunde auf dich kewartet, dann ist sie mit Mariette und den Soltaten zum Markt kegangen.«
    »Sie geht doch sonst nie zum Markt!« rief ich verzweifelt. »Mariette mag sie nicht, und die Soldaten mögen sie allzu sehr.«
    »Vielleicht follte sie dir’s heimzahlen, taß tu die Siesta versäumt hast.«
    »Oh, Greta!« sagte ich und warf mich an ihren Hals, »das ist die größte Ungerechtigkeit! Ich habe sie doch gegen meinen Willen versäumt. Wußte sie denn nicht, wo ich war und mit wem?«
    »Kewiß wußte sie tas. Man hätte ja taub sein müssen, um Ihre Hoheit nicht zu hören.«
    »Aber dann«, sagte ich, das Gesicht an ihrem Busen und die Kehle zugeschnürt, »warum hat sie mir das angetan?«
    »Feil sie ein Feib ist. Liepling, du first dich an die Launen dieser Tierchen kewöhnen müssen.«
    ***
    In meinen alten Tagen las ich aus der gequälten Feder Blaise Pascals, der Mensch könne nur unendlich unglücklich sein, da er, irregeführt durch die trügerische Macht der Einbildung, Freuden nachlaufe, die ihn köstlich dünkten. Doch sobald ersie besitze, bereiteten sie ihm nur mehr Widerwillen und Langeweile.
    Was mich angeht, ich empfand mein Leben lang nie die mindeste Übersättigung, wenn ich meine Wünsche täglich befriedigt fand. Besonders, wenn sich zu dieser Befriedigung die zärtlichsten Empfindungen gesellten. Zu jener Zeit, als Madame de Guise so aufgeregt war wegen ihres Balls am sechzehnten August, ging ich in mein fünfzehntes Jahr. Schon drei Jahre teilte Toinon mein Lager. Und wenn ich nach meinem arbeitsamen Morgen hinauf zu meiner Kammer eilte, durchpulste mich jedesmal die gleiche köstliche Erwartung. Nie schliff Gewohnheit die Wonnen ab, die ich mit ihr genoß, und als sie drei Jahre später fortging, war ich ihrer noch immer nicht satt.
    Meine Soubrette hatte zur Zeit ihrer Herrschaft über mich nur eine Rivalin: das Lernen. Ich gab mich ihm mit einem so außerordentlichen Eifer hin, daß auch der gestrengste Herrscher sich dessen gefreut hätte. Denn ich tat es nicht mit einer Hinterbacke wie die meisten Schüler, sondern mit allen beiden, im Galopp und mit verhängten Zügeln. Bei solcher Gangart machte ich rasche Fortschritte. Mein Jesuit war immer ganz erstaunt; er konnte mir irgendein Thema stellen, dann schrieb ich darüber zehn Seiten auf lateinisch, und wenn er sie korrigiert hatte, disputierten wir die strittigen Punkte in der Sprache Ciceros. Besser noch, oder schlimmer: aus freien Stücken verfaßte ich lateinische Verse. Alle Versfüße stimmten, die Syntax auch. Nur die Poesie, fürchte ich, gewann dabei nicht allzuviel, so sehr ich Vergil auch bewunderte und meine Inspiration aus den
Bucolica
schöpfte.
    Mein Vater, der auf schöne Sprache erpicht war und die Gesellschaft Heinrichs III., des gelehrtesten unter den Valois und auch des eloquentesten, reichlich genossen hatte, ermutigte diese meine Versuche. Wie Heinrich III. war er vernarrt in gut geschürzte Geschichten, in Geistesblitze, Wortgefechte, pikante Porträts, witzige Worte. Monsieur

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