Der will doch nur spielen: Roman (German Edition)
man also sagen, dass Ida bereits als Unruhestifterin aufgefallen war, bevor Sie im Verlag anfingen?
KM:
Nein, Ida ist keine Unruhestifterin. In der Personalakte von Mrs. Lopez stehen nicht nur schlechte Sachen. Sie enthält auch ausdrückliches Lob von führenden Mitarbeitern. Mrs. Lopez ist wirklich – war wirklich – sehr beliebt!
MH:
Aber offenbar nicht bei allen.
KM:
Nein. Nicht bei allen. Aber die Menschen, die Mrs. Lopez nicht leiden können, sind auch bei allen anderen unbeliebt, wissen Sie. Eben Menschen wie Stuart Hertz …
MH:
Sprechen Sie ruhig weiter.
KM:
Äh … nein. Tut mir leid. Das war’s. Mehr habe ich nicht zu sagen.
MH:
Sie wollten etwas über Stuart Hertzog sagen.
KM:
Nein, wollte ich nicht.
MH:
Doch, wollten Sie.
KM:
Nein, wirklich nicht.
MH:
Kate, das Gespräch wird aufgezeichnet. Ich kann das Band zurückspulen, wenn Sie möchten. Außerdem schreibt Miriam alles mit. Miriam, könnten Sie mir bitte vorlesen, was Kate zuletzt …
KM:
Nun, ich wollte sagen, dass, Sie wissen schon, dass Mr. Hertzog bei uns im Haus sehr beliebt ist. Wirklich sehr beliebt.
MH:
Kate. Wir reden hier von Stuart. Niemand kann Stuart leiden. Aber was für ein Problem hatte Ida mit ihm?
KM:
Das wollte sie mir nicht sagen. Wenn Mrs. Lopez der Meinung ist, irgendwer habe ihren Kuchen nicht verdient, dann ist das so. Dann hat derjenige eben Pech und kriegt keinen.
MH:
Und nur die Tatsache, dass sie meinem Bruder keinen Kuchen geben wollte, hat das Fass zum Überlaufen gebracht?
KM:
Na ja, sie ist bereits mehrfach mündlich verwarnt worden, und wir haben sie nachgeschult. Auch das mehrmals. Aber es hat nicht gefruchtet. Manchmal reichen ein paar Fortbildungsstunden nicht aus. Manche brauchen eben länger als andere. Es ist nicht richtig, alle Mitarbeiter in einen Topf zu werfen. Ich meine, möchten Sie mit allen anderen Anwälten auf der Welt in einen Topf geworfen werden, Mr. Hertzog?
MH:
Mitch. Nennen Sie mich Mitch. Äh … Ich habe den Eindruck, dass manche das bereits tun.
KM:
Was nicht heißen soll, dass ich nicht nachvollziehen kann, warum Mrs. Lopez sich so verhalten hat, denn wissen Sie, manchmal gibt man und gibt und gibt, und die anderen nehmen immer nur und nehmen und nehmen, und irgendwann hat man das Gefühl, man bekommt nie etwas zurück, obwohl man immer darauf wartet und hofft, auf irgendwas, irgendeine Form der Anerkennung, selbst wenn sie nur minimal ist, zum Beispiel: »Ja, okay, ich will wirklich für immer mit dir zusammen sein und nicht einfach nur, bis sich was Besseres findet. Und ja, ich bin ein alter Kiffer und möchte es langsam angehen lassen, aber was dich betrifft, weiß ich ganz genau, dass ich mein Leben mit dir verbringen möchte.« Bloß das kommt nie. Und bevor man sich’s versieht, besichtigt man Bruchbuden in Hoboken für elfhundert kalt und wartet auf den Rückruf von Vermietern, die sich nie melden … Äh … Ich meine … Was ich meine, ist …
MH:
Ich glaube, ich verstehe, was Sie meinen.
KM:
Was ich sagen wollte, war, Sie wissen schon. Wegen des Kuchens.
MH:
Genau. Der Kuchen.
KM:
Ja. Mrs. Lopez hat ein großes Herz. Und wissen Sie, sie hat es bestimmt gern, wenn die Leute ihr Anerkennung zollen für ihre Mühe. Aber wenn sie sich nur bedienen lassen und ihren wunderbaren Kuchen hinunterschlingen, ohne wenigstens zu sagen »Hey, der schmeckt lecker«, dann …
MH:
Ich verstehe, dass das ärgerlich sein kann. Ich meine, wenn man immer dafür sorgt, dass … es allen schmeckt und dann kein positives Feedback bekommt …
KM:
Bingo! Ich meine, kein Wunder, dass sie die Nerven verloren hat. Mrs. Lopez, meine ich.
MH:
Richtig. Mrs. Lopez.
KM:
Verstehen Sie also, was ich sagen will? Es ist falsch, jemanden zu feuern, nur weil er einen schlechten Tag hatte. Und dazu ohne jede Vorwarnung. Ich meine, okay, sie war bereits auf Bewährung, aber ich finde, sie hätte zuerst eine schriftliche Abmahnung bekommen sollen. Damit Sie gewarnt gewesen wäre. Und hätte sie dann wieder versagt, hätten wir sie immer noch feuern können. Aber ihr gleich zu kündigen wegen so einer Lappalie, nur weil sie keinen Kuchen herausrücken wollte …
MH:
Oh. Ja. Jetzt verstehe ich, was Sie meinen. Es gab also zuvor keine schriftliche Abmahnung?
KM:
Nein, nur eine mündliche. Nicht dass ich denke, das Journal hat Mrs. Lopez zu Unrecht gefeuert. Ich meine, so etwas würde ich nie behaupten. Ich arbeite sehr gerne für das Journal . Ich würde nie etwas sagen, was das Journal in ein schlechtes Licht
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