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Der Wind bringt den Tod

Der Wind bringt den Tod

Titel: Der Wind bringt den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ole Kristiansen
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soll.«
    Mangels fühlte seine Hände unwillkürlich zucken, und er verriss das Steuer einige Zentimeter. Als er es zu schnell zurück in seine alte Position brachte, drohte das Heck des Mercedes auszubrechen. Dann tat das Antischleudersystem binnen Sekundenbruchteilen seine Arbeit, und der Wagen lag wieder korrekt in der Spur. Mangels atmete tief durch. »Hat Erich inzwischen gesagt, was mit Margarete passieren soll?«
    »Er denkt noch darüber nach«, sagte Ute.
    »Denken war noch nie seine Stärke.« Mangels schüttelte den Kopf. »Was gibt es denn da überhaupt zu überlegen? Er muss doch einsehen, dass er auf verlorenem Posten steht. Margarete muss weg, so leid es mir auch tut. Ich werde noch mal mit ihm reden.«
    »Nein«, sagte Ute wie aus der Pistole geschossen. »Er wird es schon noch rechtzeitig einsehen.«
    Mangels fand diese Einschätzung reichlich optimistisch. Utes Sturheit brachte ihn ein weiteres Mal zur Weißglut. Er biss die Zähne so hart zusammen, dass eine seiner Kronen knackte. »Wenn uns das den Windpark kostet, kannst du was erleben«, presste er hervor. »Dann wird die Sonnenbrille nicht mehr reichen, um dich dahinter zu verstecken. Das verspreche ich dir.«

101
     
    »Oh, hallo. Haben wir einen Termin?«
    »Nein«, sagte Caro fröhlich. »Haben wir nicht. Sind Sie Rolf Behr?«
    »Jaaa«, antwortete er lang gezogen. »Toll!« Caro musterte den Riesenkerl im Blaumann. Er war eigentlich ganz niedlich, auf eine tapsige, etwas unbeholfene Weise. Obwohl die Decke der Autowerkstatt mindestens vier oder fünf Meter hoch war, war er groß genug und brachte genug Masse auf die Waage, um alles um ihn herum klein und zerbrechlich wirken zu lassen. »Ich bin Caro.« Sie gab ihm die Hand. »Ich kann doch Rolf sagen, oder?«
    »Klar.« Er lächelte. »Was verschafft mir die Ehre, Caro?«
    »Ich habe ein Geschenk für dich.« Sie wühlte in ihrem Leinenbeutel und drückte ihm den Taschenschirm, den sie vorhin noch schnell am Hauptbahnhof gekauft hatte, in die Hand. »Von Jule. Weil sie dich im Regen stehen gelassen hat.«
    Aus seinem Lächeln wurde ein Grinsen. »Du kennst Jule?«
    »Hat sie mich am Samstag denn gar nicht erwähnt?«
    »Nicht, dass ich mich erinnern könnte.«
    »Sauerei«, ächzte Caro. »Diese Frau … ich sag’s dir, da ist echt nichts mehr zu machen.«
    »Hat sie dich geschickt?«
    »Ob sie mich geschickt hat?« Caro räumte einen offenen Werkzeugkasten von einer umgedrehten Colakiste herunter und nahm darauf Platz. »Du kennst sie wirklich noch nicht sehr lange. Die würde sich doch eher die Zunge abbeißen, als mich zu fragen, ob ich den Romantikengel für euch beide spiele. Magst du sie?«
    »Natürlich.« Er nickte.
    »Hervorragend.« Sie ließ ihren Blick durch den Raum schweifen und blieb bei einem ausgeschlachteten Wagen hängen. »Du bist also Automechaniker, ja?«
    »Ist das ein Verhör?«
    »Ich kenne viele Methoden, um Sie zum Sprechen zu bringen, Herr Behr«, erwiderte sie mit schnarrender Stimme.
    Er lachte über ihre Imitation eines Folterknechts aus schlechten Kriegsfilmen und hob die Arme, als würde sie ihn mit einer Pistole bedrohen. »Bitte tun Sie mir nichts. Ich sage Ihnen alles.«
    »Das will ich doch hoffen.« Caro schlug die Beine übereinander. »Ich gebe meine Freundin nur in beste Hände ab. Also noch mal von vorn. Du bist also Automechaniker?«

102
     
    Kaum hatte Lothar Seger dem Kommissar mit dem Ziegenbärtchen die Praxistür geöffnet, war ihm klar, dass etwas nicht stimmte. Die Augen des Beamten weiteten sich ein ganzes Stück mehr, als es bei einer ersten Begegnung zu erwarten war. Sein »Danke«, mit dem er auf Segers Aufforderung, einzutreten, reagierte, fiel knapp aus und hatte einen lauernden Unterton. Und die Art, wie er sich setzte, war die eines Mannes, der jederzeit bereit sein wollte, sofort wieder vom Stuhl aufzuspringen, falls es nötig wurde.
    »Sie waren Kirsten Küvers Therapeut?« Die Frage kam harsch und direkt.
    »Das ist richtig, Herr …?«
    »Smolski.« Er verlor keine Zeit. »Weshalb war sie bei Ihnen in Behandlung?«
    Seger lehnte sich in seinem Stuhl zurück. Er durfte sich jetzt keine Blöße geben. Er hatte ein ähnliches Gespräch schon einmal überstanden, ohne sich zu verraten. »Das fällt unter meine Schweigepflicht.«
    »Gilt die auch, wenn ich Ihnen sage, dass es hier um Mord geht?«
    »Mir ist nicht bekannt, dass Frau Küver ermordet worden wäre«, sagte Seger ruhig. »Nach meinem letzten Wissensstand ist es sehr

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