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Der Wind bringt den Tod

Der Wind bringt den Tod

Titel: Der Wind bringt den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ole Kristiansen
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Vorhaltungen zu machen. »Warum flüsterst du überhaupt so?«
    Jule flüchtete von der Terrasse zwei Schritte in den Garten hinein neben einen kleinen Teich, dessen Oberfläche von einem Algenteppich bedeckt war. »Ich flüstere so, weil ich mit einem Mann beim Frühstück sitze, den ich nicht gleich wieder vergraulen will.«
    »Hab ich’s doch gewusst!«, triumphierte Caro. »Und du wolltest erst nicht, dass ich dir die Karten lege.«
    »Wenn ich wieder daheim bin, schlage ich dich für den Nobelpreis in Esoterik und sonstigem Humbug vor, okay?«
    »Wie sieht er aus? Wie sieht er aus?« Jule konnte förmlich vor sich sehen, wie Caro ungeduldig auf und ab sprang.
    »Gut, natürlich«, sagte Jule.
    »Nicht wieder so ein gestriegelter Langweiler wie Matze?«
    »Dünnes Eis, gute Frau, dünnes Eis«, sagte Jule und setzte einen eigenen Nadelstich. »Zumindest ist er keine gefühlten tausend Jahre alt wie Seger.«
    »Okay, sorry. Matze war total aufregend. Wenn man ganz genau hingeguckt hat. Beschreib mir deinen Romeo doch mal.«
    »Na gut.« Jule gab sich geschlagen. Es war ja auch nicht so, dass sie sich für Smolski hätte schämen müssen. »Er ist …« Sie drehte sich zum Fenster um und verstummte.
    »Hallo? Sag doch. Er ist was?«
    »Er ist fort«, sagte Jule.

23
     
    »Sie dürfen uns jetzt Fragen stellen«, verkündete Frank Wessler. Der Kieler Staatsanwalt deutete über unzählige Mikrofone auf einen Journalisten in einer der hinteren Stuhlreihen. »Bitte.«
    »Liegen Anhaltspunkte auf einen Ritualmord vor?«
    Stefan Hoogens knirschte mit den Zähnen. Diese Frage gefiel ihm gar nicht. Entweder war sie ein Schuss ins Blaue, oder irgendjemand hatte nicht dichtgehalten und Informationen weitergeleitet, die noch unter Verschluss standen. »Ritualmord ist kein kriminologisch sauberer Begriff.« Er ignorierte das aufkeimende Murren. »Gab es gewisse Auffälligkeiten an der Leiche? Ja, die gab es. Wie bei jedem anderen Mordfall auch. Sie haben sicher Verständnis dafür, dass ich auf diese Auffälligkeiten nicht näher eingehen kann, als ich es bereits vor einigen Minuten getan habe.«
    Wessler nickte zustimmend und zeigte auf einen weiteren Journalisten, der sich zu der eilig angesetzten Pressekonferenz in einem der größten Säle des Kieler Landgerichts eingefunden hatte. »Bitte.«
    »Gibt es Hinweise auf ein sexuelles Motiv für die Tat?«
    Noch so eine Frage. Obwohl Hoogens damit gerechnet hatte. Sexualstraftaten waren eben Auflagenbringer. »Wie ich Ihnen ebenfalls bereits gesagt habe, sind die forensischen Untersuchungen noch nicht abgeschlossen. Ich muss Sie also enttäuschen. Mutmaßungen in dieser Richtung erscheinen mir wenig zweckdienlich.«
    Blitzlichter zuckten auf. Hoogens wusste, er würde das Bild, wie er an diesem Podium mit dem Landeswappen Schleswig-Holsteins saß, morgen in der Zeitung und noch heute auf diversen Internetseiten wiederfinden – versehen mit der Unterschrift: »Polizei schließt Sexualverbrechen nicht aus«. Es war zum Kotzen, und er verfluchte stumm den Polen, weil er ihm die undankbare Aufgabe übertragen hatte, sein Gesicht für die Medienmeute hinzuhalten. Zugegeben, Smolski hatte seine Gründe dafür, dieser Veranstaltung fernzubleiben.
    Eine Reporterin – eine junge Frau mit Feuereifer in den Augen – konnte offenbar direkt in seinen Kopf hineinsehen. »Hat dieser Fall für Sie und Ihre Kollegen nicht eine besondere Bedeutung?«
    Hoogens erwiderte den fordernden Blick der Reporterin. »Ist das eine Anspielung? Wenn ja, müssten Sie sich schon etwas klarer ausdrücken.«
    »Ist es nicht so, dass einer Ihrer Kollegen nach einer längeren Auszeit erst vor Kurzem in den aktiven Dienst zurückgekehrt ist?«
    Hoogens mahlte mit den Kiefern. Diese Frau hatte ihre Hausaufgaben gemacht. Bevor ihm eine pampige Bemerkung herausrutschen konnte, schaltete sich zum Glück Wessler ein.
    »Ich sehe nicht, inwiefern die aktiven Dienstzeiten der Ermittler für den vorliegenden Fall von Relevanz sein könnten«, sagte der Staatsanwalt und wies über den Kopf der Reporterin hinweg auf den nächsten Fragensteller. »Bitte.«

24
     
    Nach der Pressekonferenz verzog sich Hoogens in einen der weit verzweigten Flure des Gebäudes, um Smolski anzurufen. Er brachte ihn auf den neuesten Stand und erkundigte sich, was es Neues von der Front zu berichten gab.
    »Eigentlich nicht viel«, sagte Smolski. »Außer, dass ich jemanden getroffen habe, den wir uns warmhalten sollten. Eine Frau, die

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