Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Wind über den Klippen

Der Wind über den Klippen

Titel: Der Wind über den Klippen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Lehtolainen
Vom Netzwerk:
den Rest der Sitzung mit einem Drogenring, der gerade aufgeflogen war.
    Als Taskinen ansetzte, die Besprechung zu beenden, fragte Mäkinen von der Wirtschaftskriminalität:
    »Wie steht es mit Kommissar Ström? Wird er noch lange suspendiert sein?«
    Taskinen schüttelte den Kopf.
    »Ich hoffe, die Sache wird bald geklärt. Die Ermittlungen dauern noch an, meines Wissens hat Hauptmeister Puupponen heute im Kriminalamt ausgesagt.« Taskinen sah mich fragend an, ich nickte.
    »Hauptmeister Koivu und ich sind morgen an der Reihe. Wir werden sicher alle vor Gericht aussagen müssen. Die Anklage wird mindestens auf Körperverletzung und grobes Dienstverge-hen lauten.«
    Im selben Moment klingelte mein Handy, der Anrufer war Puustjärvi, der meine Unterschrift für eine vorläufige Festnahme brauchte. Ich musste die Runde überhastet verlassen, und als Taskinen mir nachrief, wann unser mehrfach verschobenes Mittagessen stattfinden solle, konnte ich nur mit den Schultern zucken.
    Nach zwei Uhr konnte ich mich endlich dem RdT-Bericht der Sicherheitspolizei widmen, während ich ein Butterbrot und einen Joghurt aus der Kantine aß. Außer Harri enthielt das Mitgliederverzeichnis vom Frühjahr 1996 noch einige weitere Leute um die dreißig, die auf den neuesten Listen nicht mehr auftauchten. Eine separate Akte gab es über Harri nicht, wohl aber über Jiri Merivaara. Es hätte ihm sicher geschmeichelt zu sehen, welche Mühe die Sicherheitspolizei darauf verwendet hatte, ihn zu observieren. Das jüngste RdT-Mitglied mit eigenem Dossier war erst vierzehn.
    Koivu musste sich mit Harris Angehörigen und Freunden in Verbindung setzen, so schmerzhaft die Wiederaufnahme der Ermittlungen für sie sein würde. Nach einem weiteren vergebli-chen Versuch, Mikke Sjöberg zu erreichen, sah ich unschlüssig zum Fenster hinaus. Der Himmel war wolkenlos, ein Ausflug nach Suomenoja würde mir gut tun. Da es nicht um eine offizielle Vernehmung ging, konnte ich ruhig allein hinfahren.
    Einer der Vorteile meiner Stellung als Dezernatsleiterin bestand darin, dass ich in der Regel über meine Unternehmungen und Ermittlungsmethoden keine Rechenschaft abzulegen brauchte.
    Die meisten Inhaber eines Liegeplatzes in Suomenoja hatten ihre Boote bereits an Land geholt, denn es wurde allmählich zu kalt, um hinauszufahren. Einige Motorboote schaukelten noch auf dem Wasser, außerdem zwei Segelboote. Der Holzrumpf der
    »Leanda« stach deutlich von den weißen Glasfaseryachten ab.
    Es wunderte mich nicht, Mikke bei dem herrlichen Sonnenschein lesend an Deck sitzen zu sehen.
    »Hallo, Mikke!«, rief ich und merkte, dass ich viel breiter lächelte als beabsichtigt.
    Mikke stand auf und kam ans Ende des Bootsstegs, um mir die Absperrung aufzuschließen.
    »Tag.« Er schien nicht gerade begeistert.
    »Ich hab versucht, dich anzurufen, aber du gehst offenbar nicht ans Telefon«, sagte ich und sprang aufs Deck der »Leanda«.
    »Nee. Hast du was Dringendes auf dem Herzen, da du dich extra herbemühst?«
    »Ja und nein.« Ich suchte mir einen Platz neben dem Ruder.
    War Mikke am Vormittag hinausgesegelt? Jedenfalls hing das Großsegel am Mast, wenn auch gerefft.
    »Möchtest du einen Kaffee? In der Thermoskanne müsste noch welcher sein.«
    Als ich dankend annahm, stand Mikke auf und öffnete das Luk zur Kajüte.
    »Herzlich willkommen in meinem schwimmenden Palast«, sagte er mit schiefem Grinsen und winkte mich nach unten. Ich stieg die Leiter zur Achterkajüte hinunter. Sie wirkte überraschend geräumig. Auf dem zusammenklappbaren Navigationstisch, der genügend Platz für große Seekarten bot, lagen ein Olivetti-Laptop und ein paar Bücher. Bei Laptops dieser Art hielt der Akku im Allgemeinen nur einige Stunden vor – was fing Mikke auf dem Boot damit an?
    »Das Boudoir befindet sich in der Vorderkajüte«, sagte Mikke fröhlich, als wäre ich eine ganz normale Besucherin.
    »Milch, Zucker?«
    »Milch, bitte.« Ich warf einen Blick in die Vorderkajüte, die von einem breiten Bett ausgefüllt wurde. Zwischen den beiden Kajüten befanden sich die Toilette und ein offener Kleiderschrank. In der Achterkajüte war eine Kompaktküche mit Herd und Wasserfilter untergebracht, die Regalwände standen voller Bücher, neben Belletristik und Reiseberichten entdeckte ich Vogel- und Pflanzenführer.
    »Leanda … Hast du dein Boot nach dem alten Krimi benannt?«, fragte ich und griff nach der Kaffeetasse, die Mikke mir reichte. Unsere Finger berührten sich.
    »Hast du ihn

Weitere Kostenlose Bücher