Der Winterschmied
zusammenpassten, einige Schwerter, eine Streitaxt, die so schwer war, dass niemand sie je hatte anheben können, und ein Kettenhemd, über das sich offenbar besonders kräftige Motten hergemacht hatten. Hinzu kamen einige Holzpuppen auf dicken Metallfedern für Schwertübungen, und die kleinen blauen Männer beobachteten, wie Roland eine davon mit großem Enthusiasmus angriff.
»Na ja«, brummte der Große Yan niedergeschlagen, während Roland umhersprang. »Wenn er es nur mit Holzstücken zu tun bekommt, die sich nicht wehren, kommt er vielleicht zurecht.«
»Er is' willens«, sagte Rob Irgendwer, als Roland den Fuß gegen die Holzpuppe stemmte und versuchte, die Schwertspitze herauszuziehen.
»Oh, ja.« Der Große Yan wirkte bedrückt.
»Er legt ganz schön los, das musst du zugeben«, sagte Rob.
Es gelang Roland, das Schwert aus der Holzpuppe zu befreien, doch die sprang auf ihrer uralten Feder zurück und traf ihn am Kopf.
Der Junge blinzelte kurz und sah auf die Größten hinab. Er erinnerte sich an sie aus der Zeit, als er vor der Feenkönigin gerettet worden war. Wer den Wir-sind-die-Größten begegnete, vergaß sie nie wieder, so sehr er es auch versuchte. Aber es war alles sehr verschwommen. Er war die meiste Zeit halb verrückt oder bewusstlos gewesen, und es waren so viele seltsame Dinge passiert, dass er nicht mehr wusste, was zur Realität gehörte und was nicht.
Jetzt wusste er: Die kleinen blauen Männer existierten tatsächlich. Wer würde sich so etwas ausdenken? Na schön, unter ihnen befand sich ein Käse, der von ganz allein umherwanderte, aber niemand ist vollkommen. »Was soll ich machen, Herr Irgendwer?«, fragte Roland.
Davor hatte Rob Irgendwer ein wenig Angst gehabt. Worte wie »Unterwelt« konnten falsche Vorstellungen wecken.
»Du sollst eine... Frau retten«, sagte er. »Nich' die große kleine Hexe. Eine andere... Frau. Wir bringen dich dorthin, wo sie wartet. Es is' ein... unterirdischer Ort, weißt du. Sie... schläft, sozusagen. Un' du sollst sie nur an die Oberfläche bringen, mehr nich'.«
»Oh, du meinst wie Orpheo, der Euniphon aus der Unterwelt rettete?«, fragte Roland.
Rob Irgendwer starrte ihn groß an.
»Das ist ein Mythos aus Ephebe«, fuhr Roland fort. »Angeblich handelt es sich um eine Liebesgeschichte, aber in Wirklichkeit ist es eine Metapher für die Rückkehr des Sommers. Von der Geschichte gibt es viele Versionen.«
Alle Größten glotzten ihn an. Die Blicke der kleinen blauen Männer können sehr beunruhigend sein. In dieser Hinsicht sind sie noch schlimmer als Hühner.
»Eine Metapher ist eine Art Lüge, die den Leuten helfen soll, die Wahrheit zu verstehen«, erklärte Billy Breitkinn, was jedoch nicht sehr viel half.
»Und er befreite sie, indem er wundervolle Musik machte«, fügte Roland hinzu. »Ich glaube, er spielte auf einer Laute. Oder vielleicht war es eine Leier.«
»Oh, das passt uns gut«, sagte der Doofe Wullie. »Wir mögen es, wenn's laut und leierig zugeht.«
»Ich habe Musikinstrumente gemeint«, sagte Billy Breitkinn. Er sah zu Roland auf. »Kannst du eins spielen?« »Meine Tanten haben ein Klavier«, erwiderte Roland zweifelnd. »Aber ich kriege echte Schwierigkeiten, wenn
damit was passiert. Dann reißen sie die Mauern ein.«
»Also Schwerter«, sagte Rob Irgendwer widerstrebend. »Hast du jemals gegen einen richtigen Menschen gekämpft?«
»Nein. Ich wollte mit den Wächtern üben, aber meine Tanten haben es ihnen nicht erlaubt.«
»Aber du hast schon mal ein Schwert benutzt?«
Roland schaute verlegen drein. »Nicht in letzter Zeit. Nicht in dem Sinne. Äh... eigentlich gar nicht. Meine Tanten meinen...«
»Wie übst du dann?«, fragte Rob entsetzt.
»Oh, in meinem Zimmer hängt ein großer Spiegel, weißt du, und ich übe... indem...« Roland unterbrach sich, als er die Gesichter der Größten sah. »Tut mit leid«, sagte er. »Ich glaube, ich bin nicht derjenige, den ihr sucht...« »Oh, das würde ich nich' sagen«, entgegnete Rob Irgendwer matt. »Der Hexe aller Hexen zufolge biste genau der Richtige. Du brauchst nur jemanden, gegen den du kämpfen kannst...«
Der stets misstrauische Große Yan sah Rob an und folgte seinem Blick zu der verbeulten Rüstung.
»Ach nee«, knurrte er. »Diesmal werde ich auf keinen Fall ein Knie sein!«
Der nächste Tag war ein guter Tag, bis er sich zu einem einzigen Klumpen des Schreckens zusammenballte. Tiffany stand früh auf und machte Feuer. Als ihre Mutter nach unten kam,
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