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Der Winterschmied

Der Winterschmied

Titel: Der Winterschmied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Gesicht, aber es verschwand sofort wieder. »Wie kannst du es wagen! Deine liebe Mutter...«
    »Ist tot!«, rief Roland und knallte die Tür zu.
    Das Visier des Helms wurde nach oben geschoben, und ein halbes Dutzend Größte spähte nach draußen. »Potzblitz, was für grässliche alte Schachteln«, kommentierte der Große Yan.
    »Meine Tanten«, sagte Roland finster. »Und das mit den Schachteln stimmt. Sie versuchen dauernd, sie mit Dingen zu füllen, die anderen Leuten gehören.« In Rolands Augen blitzte es. »Sollen wir es noch einmal versuchen? Ich glaube, ich habe allmählich den Dreh raus.«
    Protestierendes Gemurmel kam aus allen Teilen der Rüstung, aber Rob Irgendwer übertönte die Stimmen.
    »In Ordnung!«, sagte er. »Wir geben dem Jungen noch eine Chance! Alle auf ihre Posten!«
    Es klirrte und klapperte, und Flüche erklangen, während  die kleinen blauen Männer in der Rüstung umherkletterten, die sich einige Sekunden später aufrichtete. Sie nahm ein Schwert und wankte Roland entgegen, der die gedämpften Befehle in ihrem Innern hörte.
    Das Schwert sauste durch die Luft, aber er wehrte den Hieb mit einer raschen Bewegung ab, holte mit seiner Klinge aus und schlug die Rüstung mit einem lauten Scheppern entzwei, das im ganzen Schloss widerhallte.
    Der obere Teil fiel gegen die Wand. Der untere wackelte nur, blieb aber stehen.
    Nach einigen Sekunden schoben sich langsam lauter kleine Köpfe aus der eisernen Hose.
    »War das so richtig?«, fragte Roland. »Seid ihr alle... äh... ganz?«
    Ein rasches Durchzählen ergab, dass es tatsächlich keine halben Größten gab, aber es mangelte nicht an blauen Flecken, und der Doofe Wullie hatte seine Gürteltasche verloren. Viele kleine blaue Männer wankten im Kreis umher und schlugen sich mit den Händen auf die Ohren. Das Scheppern war sehr laut gewesen.
    »Nich' schlecht, diesmal«, sagte Rob Irgendwer vage. »Du scheinst verstanden zu ham, worauf es beim Kampf ankommt.«
    »Es war eindeutig besser, nicht wahr?«, erwiderte Roland stolz. »Soll ich es noch einmal versuchen?«
    »Nein! Ich meine... nein«, sagte Rob. »Nein, ich schätze, es reicht für heute, hm?«
    Roland sah zum kleinen vergitterten Fenster oben in der Mauer hoch. »Ja, ich gehe jetzt besser zu meinem Vater«, sagte er, und das Leuchten verschwand aus seinem Gesicht. »Es ist schon eine ganze Weile nach Mittag. Er vergisst, wer ich bin, wenn ich ihn nicht jeden Tag besuche.«
    Als der Junge fort war, sahen sich die Größten an.
    »Der Bursche hat kein leichtes Leben nich'«, sagte Rob Irgendwer.
    »Du musst zugeben, dass er besser wird«, sagte Billy Breitkinn.
    »Oh, ja, ich gebe zu, dass er kein solcher Trottel is', wie ich dachte, aber das Schwert is' viel zu schwer für ihn, und es dauert bestimmt Wochen, ihm alles beizubringen«, erwiderte der Große Yan. »Haben wir so viel Zeit, Rob?«
    Rob Irgendwer zuckte mit den Schultern. »Wer weiß?«, antwortete er. »Er wird der Held sein, komme, was wolle. Die große kleine Hexe wird bald dem Winterschmied begegnen. Dagegen kann sie nich' ankämpfen. Es is', wie die Hexe der Hexen sagt: Gegen eine so alte Geschichte kann man nichts ausrichten. Sie wird einen Weg finden.« Er wölbte die Hände vorm Mund. »Kommt, Jungs, heimwärts! Heute Abend kommen wir wieder her. Vielleicht können wir in einem Rutsch 'nen Helden aus ihm machen.«
    Tiffanys kleiner Bruder war groß genug, um sich zu wünschen, noch größer zu sein, und das ist gefährlich auf einer Farm, auf der reger Betrieb herrscht, auf der es Pferde mit großen Hufen, desinfizierende Schafbäder und hundertundeins andere Orte gibt, wo ein kleiner Mensch zu spät bemerkt werden könnte. Aber vor allem mochte er Wasser. Wenn man ihn nicht finden konnte, war er meistens unten am Fluss und angelte. Er liebte den Fluss -eigentlich erstaunlich, wenn man bedachte, dass einmal ein großes grünes Ungeheuer daraus aufgetaucht war, um ihn zu fressen. Doch Tiffany hatte ihm eine eiserne Bratpfanne über den Schädel gezogen. Da er damals Süßigkeiten gegessen hatte, lautete später sein einziger Kommentar: »Tiffy hat  Fisch hau bang.« Doch der Junge schien zu einem fähigen Angler heranzuwachsen. Auch an diesem Nachmittag angelte er. Er hatte herausgefunden, woran man erkannte, wo sich die Ungeheuer verbargen. Ein ziemlich großer Hecht lauerte in tiefen, dunklen Löchern und dachte träge, hungrige Gedanken, bis ihm Willwolls silberner
    Köder fast ins Maul fiel.
    Als Tiffany

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