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Der Winterschmied

Der Winterschmied

Titel: Der Winterschmied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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losging, um ihn nach Hause zu rufen, begegnete sie ihm schon auf dem Weg. Er wirkte ziemlich mitgenommen und trug einen Fisch auf den Armen, der mindestens halb so viel wie er zu wiegen schien.
    »Es ist der Große!«, rief Willwoll, als er seine Schwester sah. »Der Alte Abe hat vermutet, dass er unter der umgestürzten Weide steckt. Er meinte, um diese Jahreszeit schnappen sie nach allem! Er hätte mich fast in den Fluss gezogen! Wiegt bestimmt dreißig Pfund!«
    Eher zwanzig, dachte Tiffany, aber Fische kommen dem, der sie gefangen hat, immer schwerer vor.
    »Bravo«, sagte sie. »Aber komm jetzt, sonst gefriert er in der Kälte.«
    »Kann ich ihn zum Abendessen haben? Es hat eine Ewigkeit gedauert, ihn ins Netz zu bekommen! Er wiegt mindestens fünfunddreißig Pfund!«, sagte Willwoll, der unter dem Gewicht ins Taumeln geriet. Tiffany bot sich nicht an, ihm beim Tragen zu helfen. Das wäre eine Beleidigung gewesen.
    »Nein, er muss gesäubert und einen Tag eingeweicht werden, und Mama hat für heute Abend Eintopf vorbereitet. Ich brate ihn morgen für dich, mit Ingwersoße.«
    »Und es gibt genug für alle«, freute sich Willwoll, »denn er wiegt mindestens vierzig Pfund!«
    »Mindestens«, sagte Tiffany.
    An jenem Abend, nachdem der Hecht von allen gebührend bewundert und festgestellt worden war, dass er dreiundzwanzig Pfund wog - wobei Tiffanys Hand der Waage ein wenig nachhalf-, ging sie in die Spülküche und säuberte ihn, was eine freundliche Umschreibung dafür war, alles herauszunehmen oder abzuschneiden, was man besser nicht essen sollte - also eigentlich den ganzen Fisch, wenn es nach Tiffany gegangen wäre. Sie mochte Hecht nicht besonders, aber eine Hexe sollte nie die Nase rümpfen, wenn es um Essen ging, erst recht nicht, wenn es kostenlos war. Und eine gute Sauce würde dafür sorgen, dass er weniger nach Hecht schmeckte. Als sie die Innereien in den Schweineeimer gab, sah sie etwas silbern glitzern. Nun, man konnte es Willwoll eigentlich nicht verdenken, dass er zu aufgeregt gewesen war, den Köder herauszuziehen.
    Tiffany bückte sich und griff danach. Es war voller Schleim und Schuppen, aber sie erkannte das silberne Pferd sofort wieder.
    Eigentlich hätte Donner grollen müssen. Aber sie hörte nur Willwoll im Nebenzimmer, wie er zum zehnten Mal vom heroischen Fang des Monsterfisches erzählte. Wind hätte fauchen müssen, aber die Kerzen flackerten nur ein wenig in der Zugluft.
    Doch der Winterschmied wusste, dass sie das silberne Pferd berührt hatte. Tiffany spürte seine Überraschung.
    Sie ging zur Tür. Als sie sie öffnete, fielen einige Schneeflocken, doch als wären sie erfreut darüber, ein Publikum zu haben, begann es plötzlich, stärker zu schneien. Mit nichts als einem leisen Zischen wurde die Nacht weiß. Tiffany fing einige Flocken auf und inspizierte sie. Kleine Tiffanys aus Eis schmolzen in ihrer Hand.
    O ja. Er hatte sie gefunden.
    In ihrem Kopf wurde es kalt, aber ihre Gedanken rotierten kristallklar.
    Sie konnte ein Pferd nehmen... Nein, in einer solchen Nacht würde sie nicht weit kommen. Sie hätte den Besen behalten sollen!
    Sie hätte nicht tanzen dürfen.
    Es gab keinen Ort, zu dem sie fliehen konnte. Sie musste dem Winterschmied erneut gegenübertreten, und zwar hier, und ihn endgültig aufhalten. In den Bergen mit ihren dunklen Wäldern war ein endloser Winter kaum vorstellbar. Hier war es leichter, und weil es leichter war, war es schlimmer, denn der Winterschmied brachte den Winter in ihr Herz. Tiffany spürte schon, wie es kälter wurde.
    Der Schnee lag nach so kurzer Zeit bereits einige Zentimeter hoch. Tiffany war zuerst die Tochter eines Schäfers und dann Hexe, und in diesem Augenblick an diesem Ort gab es Dringenderes zu tun.
    Sie trat in die goldene Wärme und das Licht der Küche und sagte: »Wir müssen uns um die Herde kümmern, Vater.«

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    13. Die Krone aus Eis
     
    D as war damals. Dies ist jetzt.
    »Ach, Potzblitz«, ächzte Kleiner Gefährlicher Stachel auf dem Dach des Karrenschuppens.
    Das Feuer ging aus, und das Schneetreiben ließ nach. Kleiner Gefährlicher Stachel hörte einen Schrei weit oben am Himmel und wusste genau, was er zu tun hatte. Er streckte die Arme in die Luft und schloss die Augen, als ein Bussard herabstieß, ihn packte und mit sich hochriss.
    Darauf stand er total. Als er die Augen wieder öffnete, schaukelte unter ihm die Welt, und in der Nähe erklang eine Stimme: »Komm schnell hier rauf, Junge!«
    Er griff nach dem

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