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Der Winterschmied

Der Winterschmied

Titel: Der Winterschmied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Schatten und den Glanz aufs Papier bringen konnte, die Form, die jedes Geschöpf in der Welt hinterließ, so drang man zum Kern der Sache vor.
    Bisher hatte sie mit bunten Kreidestiften gemalt. Wasserfarben war viel besser.
    Es war ein guter Tag, ein Tag wie für sie geschaffen. Sie fühlte, wie sich Teile von ihr öffneten und aus ihrem Versteck kamen. Am kommenden Tag begann die Arbeit - dann würden die Leute sehr nervös zur Farm kommen und eine Hexe um Hilfe bitten. Wenn die Schmerzen nur groß genug waren, kümmerte es niemanden, dass man die Hexe, die sie vertrieb, zuletzt als Zweijährige und nur mit einem Hemdchen bekleidet gesehen hatte. Morgen... konnte alles Mögliche geschehen. Aber heute war die Winterwelt voller Farben.

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    12. Der Hecht
     
    Ü berall in der Ebene erzählte man sich von merkwürdigen Dingen. Zum Beispiel von dem Ruderboot, das dem Alten gehörte, der in einer Hütte beim Wasserfall lebte. Es ruderte aus eigener Kraft so schnell davon, erzählten sich die Leute, dass es wie eine Libelle übers Wasser flog - doch es saß niemand drin. Man fand es bei Zweihemden angebunden, wo der Fluss unter der Kutschenstraße hindurchfloss. Doch dann rollte die Nachtkutsche, die vor dem Gasthaus stand, von ganz allein los, ohne die Postsäcke. Der Kutscher lieh sich ein Pferd, um sie zu verfolgen, und er fand sie im Schatten des Kreidelands. Alle Türen standen offen, und ein Ross fehlte.
    Das Pferd kehrte einige Tage später in Begleitung eines gut gekleideten jungen Mannes zurück, der meinte, er hätte es gefunden, als es hilflos umherirrte. Erstaunlicherweise war es gut genährt und gepflegt.
    Sehr, sehr dick - das war die beste Beschreibung für die Mauern des Schlosses. Nachts gab es keine Wachen, denn um acht Uhr abends schlössen sie ab und gingen heim. Stattdessen war dann der Alte Robbins da, der einst als Wachmann gearbeitet hatte und jetzt der offizielle Nachtwächter war, aber alle wussten, dass er spätestens um neun vor dem Kaminfeuer einschlief. Er besaß eine alte Trompete, in die er blasen musste, falls es zu einem Angriff kam, obgleich niemand wusste, was das nützen sollte.
    Roland schlief im Reiherturm, denn zu ihm führte eine lange Treppe hoch, und die Tanten stiegen nur ungern lange Treppen hoch. Auch waren die Wände dort sehr, sehr dick, und das war auch ganz gut so, denn um elf Uhr hielt jemand eine Trompete an Rolands Ohr und blies kräftig hinein.
    Er sprang aus dem Bett, verhedderte sich in der Daunendecke, rutschte auf die Matte, die den kalten Steinboden bedeckte, stieß mit dem Kopf an einen Schrank und schaffte es beim dritten verzweifelten Versuch, mit dem Streichholz eine Kerze anzuzünden.
    Auf dem kleinen Tisch neben dem Bett stand ein großer Blasebalg, und an einem Ende steckte die Trompete des Alten Robbins. Das Zimmer war leer, abgesehen von den Schatten.
    »Ich habe ein Schwert, damit das klar ist«, sagte Roland. »Und ich weiß, wie man damit umgeht!«
    »Ach, du bis' doch schon tot«, erklang eine Stimme von der Decke. »Man hat dich in deinem Bett in klitzekleine Stück gehauen, während du wie'n Schwein geschnarcht hast. He, nur 'n kleiner Scherz. Keiner von uns will dir
    was zuleide tun.« Es folgte hektisches Flüstern in der Dunkelheit bei den Dachsparren, und dann fügte die Stimme hinzu: »Kleine Korrektur: Die meisten von uns wollen dir nichts  zuleide tun. Aber mach dir keine Sorgen wegen dem Großen Yan, der mag fast niemanden.«
    »Wer seid ihr?«
    »He, da haste irgendwas falsch mitgekriegt, Freundchen«, sagte die Stimme im Plauderton. »Ich bin hier oben un' schwer bewaffnet, weißte, und du bis' da unten in deinem kleinen Nachthemd un' gibst ein prächtiges Ziel ab, un' trotzdem glaubst du, du könntest hier die Fragen stellen. Du verstehst also zu kämpfen, wie?«
    »Ja!«
    »Du bis' also bereit, für die große kleine Hexe gegen Ungeheuer zu kämpfen, ja?«
    »Die große kleine Hexe?«
    »Du kennst sie als Tiffany.«
    »Meinst du Tiffany Weh? Was ist mit ihr passiert?«
    »Bis' du bereit, wenn sie dich braucht?«
    »Ja! Natürlich! Wer bist du?«
    »Und du verstehst zu kämpfen?«
    »Ich habe Das Handbuch der Fechtkunst ganz durchgelesen!«
    Nach einigen Sekunden sagte die Stimme aus dem Schatten: »Oh, ich fürchte, es gibt da einen kleinen Schwachpunkt in diesem Plan...«
    Auf der anderen Seite des Schlosshofes befand sich eine Waffenkammer. Sie war nicht sehr groß und enthielt eine Rüstung, deren Einzelteile alle nicht

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