Der Winterschmied
Entscheidung zu treffen.
Lucy Warbeck gesellte sich zu ihr, als sie ein Tablett mit Tee hinaustrug, und flüsterte, als verrate sie ihr unerlaubterweise ein Geheimnis: »Frau Wetterwachs hat dich vorgeschlagen, Tiff.«
»Nein!«
»Doch! Sie reden darüber! Annagramma rastet grade total aus!«
»Bist du sicher?«
»Ja. Im Ernst! Viel Glück!«
»Aber mir liegt doch gar nichts an...« Tiffany drückte Lucy das Tablett in die Arme. »Bitte trag du das für mich herum, ja? Du brauchst nichts weiter zu machen, sie bedie nen sich selbst. Ich muss, äh... nun, also... ich muss mich um was anderes kümmern...«
Sie eilte die Stufen zum Keller hinab, in dem sich verdächtigerweise keine Größten zeigten, und lehnte sich dort an die Wand.
Regeln oder nicht, Oma Wetterwachs musste dem Gackeln nahe sein! Doch da meldeten sich ihre Zweiten Gedanken zu Wort: Du könntest es schaffen. Vielleicht hat sie Recht. Annagramma nervt die Leute. Sie redet mit ihnen, als wären sie Kinder. Sie interessiert sich zwar für Magie (beziehungsweise MagieH, die Höhere Magie), aber andere Leute gehen ihr auf die Nerven. Sie wird alles verpfuschen. Sie ist nur zufälligerweise groß, trägt viel okkulten Schmuck und sieht mit einem spitzen Hut eindrucksvoll aus...
Warum sollte Oma Wetterwachs Tiffany vorschlagen? Oh, sie war gut. Sie wusste, dass sie gut war. Aber alle wussten, dass sie ihr Leben nicht hier oben in den Bergen verbringen wollte, oder? Eigentlich kam doch nur Annagramma infrage, oder? Hexen waren vorsichtig und konservativ, und sie war die älteste Hexe des jungen Hexensabbats. Na schön, viele Hexen mochten Frau Ohrwurm nicht, aber auch Oma Wetterwachs hatte keinen großen Freundeskreis.
Tiffany kehrte nach oben zurück, bevor man sie vermisste, und versuchte, sich möglichst unauffällig einen Weg durch die Menge zu bahnen.
Sie sah Frau Ohrwurm zusammen mit Annagramma in der Mitte einer Gruppe stehen. Das Mädchen wirkte besorgt und eilte sofort herbei, als es Tiffany sah. Annagrammas Gesicht war rot.
»Hast du was gehört?«, fragte sie.
»Was? Nein!«, erwiderte Tiffany und begann, schmutzige Teller aufeinanderzustapeln.
»Du versuchst, mir die Hütte wegzunehmen, nicht wahr?« Annagramma war den Tränen nahe.
»Sei doch nicht albern! Ich? Ich will die Hütte doch gar nicht!«
»Das sagst du. Aber einige von denen meinen, dass du sie bekommen solltest! Frau Grad und Frau Pullunder haben sich für dich eingesetzt!«
»Was? Ich kann unmöglich Fräulein Verrats Nachfolge antreten!«
»Das sagt auch Frau Ohrwurm«, erwiderte Annagramma. Sie beruhigte sich ein wenig. »Völlig inakzeptabel, sagt sie.«
Ich habe den Schwärmer durch die Dunkle Tür gebracht, dachte Tiffany, während sie energisch Teller abkratzte und Essensreste für die Vögel in den Garten warf. Das Weiße Pferd ist für mich aus dem Hügel getreten. Ich habe meinen Bruder und Roland von der Feenkönigin zurückgeholt. Und ich habe mit dem Winterschmied getanzt, der mich in Milliarden von Schneeflocken verwandelt hat. Nein, ich möchte nicht in diesem feuchten Wald in einer Hütte wohnen. Ich möchte keine Sklavin für Leute sein, die sich nicht die Mühe machen, selbst zu denken. Ich möchte nicht Schwarz tragen und den Leuten Angst einjagen. Es gibt keinen Namen für das, was ich sein möchte. Aber ich war alt genug, all diese Dinge zu tun, und ich wurde akzeptiert.
Laut sagte sie: »Ich weiß gar nicht, was das alles soll!«
Plötzlich fühlte sie sich beobachtet und wusste: Wenn sie sich umgedreht hätte, wäre ihr Blick auf Oma Wetterwachs gefallen.
Ihre Dritten Gedanken - jene Gedanken, die die ganze Zeit über mit gespitzten Ohren und aus den Augenwinkeln auf alles Mögliche achteten - sagten ihr: Hier ist etwas im Busch. Du kannst dabei nur versuchen, du selbst zu sein. Dreh dich nicht um.
»Bist du wirklich nicht interessiert?«, fragte Annagramma unsicher.
»Ich bin hierher gekommen, um die Hexerei zu lernen«, sagte Tiffany unterkühlt. »Und anschließend kehre ich heim. Aber... bist du sicher, dass du die Hütte möchtest?«
»Natürlich! Jede Hexe möchte eine eigene Hütte!«
»Aber Fräulein Verrat war sehr, sehr lange bei den Menschen hier«, gab Tiffany zu bedenken.
»Sie werden sich an mich gewöhnen müssen«, entgegnete Annagramma. »Bestimmt freuen sie sich, wenn Schädel und Spinnweben verschwinden, wenn sie keine Angst mehr haben müssen! Ich weiß, dass sich die hiesigen Leute sehr vor ihr gefürchtet
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