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Der Winterschmied

Der Winterschmied

Titel: Der Winterschmied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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ihnen.
    »Höchster Rauchgenuss bei jedem Wetter!«, befahl er.
    »Tut mir leid, aber ich weiß nicht, was du meinst!«, erwiderte Tiffany verzweifelt.
    Der Mann deutete erneut auf die Segel und machte hektisch ziehende Bewegungen mit den Händen.
    »Höchster Rauchgenuss!«
    »Entschuldigung, aber ich verstehe dich leider nicht!«
    Der Seemann schnaufte, lief zu einem Seil und zerrte energisch daran.
    »Es wird langsam unheimlich«, sagten die Dritten Gedanken leise.
    »Nun, ja, ein großer Eisberg, der wie ich aussieht, ist sicher ...«
    »Nein, das ist nur seltsam. Aber das hier ist unheimlich«,
    meinten die Dritten Gedanken. »Wir haben Passagiere. Sieh nur.« Sie zeigte auf etwas.
    Unten auf dem Hauptdeck befand sich eine Reihe von Luken mit großen Eisengittern. Tiffany hatte sie bislang nicht bemerkt.
    Hunderte von Händen, so blass wie Wurzeln unter einem Holzklotz, streckten sich durch die Gitter und winkten. »Passagiere?«, flüsterte Tiffany entsetzt. »O nein...«
    Und dann ertönten die Schreie. Es wäre besser gewesen - wenn auch nicht viel besser -, wenn die Stimmen »Hilfe!« oder »Rettet uns!« gerufen hätten, aber stattdessen waren es einfach nur Laute des Schmerzes und der Angst...
    Nein!
    »Kehr in meinen Kopf zurück!«, sagte Tiffany streng. »Es lenkt mich zu sehr ab, dich herumlaufen zu sehen. Jetzt mach schon!«
    »Ich schlüpfe von hinten in dich hinein«, sagten die Dritten Gedanken. »Dann wirkt es nicht so ...«
    Tiffany verspürte einen kurzen Schmerz und eine Veränderung in ihrem Bewusstsein, und sie dachte: Ich schätze, es hätte weitaus unangenehmer sein können.
    Na schön. Lass mich nachdenken. Lasst uns alle nachdenken.
    Sie betrachtete die verzweifelten Hände, die sich wie Tang unter Wasser hin- und herbewegten, und dachte: Ich bin in einer Art Traum, aber ich glaube nicht, dass es meiner ist. Ich befinde mich auf einem Schiff, und wir laufen Gefahr, von einem riesigen Eisberg getötet zu werden, der so aussieht wie ich.
    Ich glaube, als Schneeflocken habe ich mir besser gefallen.
    Wem gehört dieser Traum?
    »Was soll das, Winterschmied?«, fragte Tiffany, und ihre Dritten Gedanken, die inzwischen wieder dort waren, wo sie hingehörten, kommentierten: Erstaunlich, man sieht sogar, wie der eigene Atem in der kalten Luft kondensiert ...
    »Ist das eine Warnung?«, rief Tiffany. »Was willst du?«
    Dich als meine Braut, antwortete der Winterschmied. Die Worte erschienen einfach in ihren Gedanken.
    Tiffany ließ die Schultern hängen.
    Du weißt, dass das nicht real ist, sagten ihre Dritten Gedanken. Aber es könnte der Schatten von etwas Realem sein...
    Ich hätte nicht zulassen sollen, dass Oma Wetterwachs Rob Irgendwer einfach so fortschickt...
    »Potzblitz! Beim Klabauterer!«, ertönte eine Stimme hinter ihr. Und dann folgte das übliche Geschrei:
    »Es heißt >Klabautermann<, du Dussel!«
    »Auf jeden Fall isses was Klabautriges!«
    »Dunnerlittchen! Der Doofe Wullie is' gerade ins Wasser gefallen!«
    »Der Döskopp! Nur eine Augenklappe, habe ich ihm gesagt!«
    »Mit 'nem Jo-hoho und einem Ho-jojo...«
    Kleine blaue Männer kamen aus der Kabine hinter Tiffany gestürzt, und Rob Irgendwer blieb vor ihr stehen, während die anderen vorbeiliefen. Er salutierte.
    »Entschuldige, dass wir 'n wenig spät dran sin', aber wir mussten uns erst die schwarzen Augenklappen besorgen«, sagte er. »Schließlich haben wir ein gewisses Stilbewusstsein.«
    Tiffany war sprachlos, aber nur für einen Moment. Dann zeigte sie zum Bug des Schiffes.
    »Wir müssen verhindern, dass das Schiff mit dem Eisberg zusammenstößt!«
    »Das is' alles? Null Problemo!« Rob blickte an ihr vorbei zu der aufragenden Eisriesin und grinste. »Er hat deine Nase gut hinbekommen, nich' wahr?«
    »Ihr müsst einen Zusammenstoß verhindern! Bitte!«
    »Aye, aye! Kommt, Jungs!«
    Den Größten bei der Arbeit zuzusehen war, als würde man ein Ameisenvolk beobachten, nur dass Ameisen keine Kilts trugen und nicht dauernd »Potzblitz!« riefen. Vielleicht war der Umstand, dass sie selbst mit einem einzigen Wort alles Mögliche ausdrücken konnten, der Grund dafür, dass ihnen die Befehle des Fröhlichen Seemanns keine Probleme bereiteten. Sie schwärmten übers Deck wie ein... nun, wie ein Schwärm. An geheimnisvollen Seilen wurde gezogen. Segel gerieten in Bewegung und blähten sich auf, begleitet von einem Chor aus »Höchster Rauchgenuss!« und »Potzblitz!«
    Jetzt will mich der Winterschmied heiraten, dachte

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