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Der Winterschmied

Der Winterschmied

Titel: Der Winterschmied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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zweitbestes Paar«, sagte sie, während hinter ihr ein Dielenbrett Plonk! machte und vier große Nägel in die gegenüberliegende Wand katapultierte. Aus den bereits herausgesprungenen Brettern wuchs etwas, das aussah wie Blätter. Sie waren schmal und unkrautartig, aber es handelte sich um Blätter.
    »Bin ich daran schuld?«, fragte Tiffany nervös.
    »Ich schätze, das wird dir Esme lieber selbst erklären wollen«, sagte Nanny und half Tiffany in die Pantoffeln. »Aber was du hast, junge Dame, ist ein schlimmer Fall von Ped Fecundis.« In einem Winkel von Tiffanys Gedächtnis regte sich Professor Sensibel Hetzig, Dr. m. Phil., B. unh. S., im Schlaf und kümmerte sich um die Übersetzung.
    »Fruchtbare Füße?«, fragte Tiffany.
    »Ausgezeichnet! Ich habe nicht erwartet, dass etwas mit den Dielenbrettern passiert, aber es ergibt einen gewissen Sinn, wenn man's recht bedenkt. Immerhin bestehen sie aus Holz, und deshalb versuchen sie zu wachsen.«
    »Frau Ogg?«, fragte Tiffany.
    »Ja?«
    »Bitte... Ich habe keine Ahnung, wovon du redest! Ich halte meine Füße sehr sauber! Und ich glaube, ich bin ein riesiger Eisberg!«
    Nanny Ogg musterte sie auf eine ruhige, freundliche Art. Tiffany blickte in zwei dunkle, funkelnde Augen. Versuch  nicht, sie zu täuschen oder irgendetwas vor ihr zu verbergen, sagten ihre Dritten Gedanken. Es heißt, sie sei schon seit ihrer Kindheit Oma Wetterwachs' beste Freundin. Und das bedeutet: Unter all den Falten müssen sich Nerven aus Stahl befinden.
    »Unten steht der Kessel auf dem Feuer«, sagte Nanny munter. »Warum kommst du nicht runter und erzählst mir alles?«
    Tiffany hatte »Hawehgeh« im Ungekürzten Wörterbuch nachgeschlagen und festgestellt, dass es eigentlich »HwG« hieß. Mit einem HwG-Mädchen war eine Frau gemeint, die »nicht besser ist, als sie sein sollte«, was erstaunlich war, da es dann eigentlich »nbiasss« heißen müsste. Eine andere Umschreibung lautete »barmherzige Schwester«. Nach einigem Nachdenken gelangte Tiffany zu dem Schluss, dass das Folgendes bedeutete: Frau Gytha Ogg, Nanny genannt, war eine sehr respektable Person. Barmherzig war sie allemal. Und wenn sie nicht besser war, als sie sein sollte, dann war sie so gut, wie sie sein konnte.
    Tiffany hatte zwar das Gefühl, dass Fräulein Verrat etwas anderes gemeint hatte, aber Logik duldete nun mal keinen Widerspruch.
    Nanny Ogg war eine ausgezeichnete Zuhörerin. Sie lauschte wie ein einziges großes Ohr, und bevor Tiffany sich dessen bewusst wurde, erzählte sie ihr alles. Alles. Nanny saß auf der anderen Seite des großen Küchentischs und paffte gemütlich an einer Pfeife, in die ein Igel geschnitzt war. Manchmal stellte sie eine kurze Frage wie »Wie kam das?« und »Und was ist dann passiert?«, und dann legte Tiffany wieder los. Nannys freundliches Lächeln holte Dinge aus einem heraus, von deren Existenz man gar nichts gewusst hatte.
    Während sie miteinander sprachen, sahen sich Tiffanys Dritte Gedanken aus den Augenwinkeln im Zimmer um. Es war wundervoll sauber und hell, und überall stand irgendwelcher Trödel herum, billige, lustige
    Ziergegenstände, die Aufschriften wie »Für die beste Mama der Welt« trugen. Und dort, wo solche Dinge fehlten, hingen oder standen Bilder von Babys, Kindern und Familien.
    Tiffany hatte geglaubt, dass nur feine Leute in solchen Häusern wohnten. Es gab sogar Öllampen! Und eine Badewanne aus Blech, die praktischerweise neben dem Abort an einem Haken hing! Und eine Wasserpumpe im Haus! Aber Nanny schlenderte in einem recht abgetragenen schwarzen Kleid umher und wirkte ganz und gar nicht wie eine feine Dame.
    Im besten Sessel des Zimmers mit dem vielen Trödel lag ein großer grauer Kater und beobachtete Tiffany aus einem halb geöffneten Auge, in dem es ausgesprochen bösartig glitzerte. Nanny hatte ihn als »Greebo, achte nicht auf ihn, er ist nur ein großer, alter Softie« vorgestellt, was Tiffany aus einschlägiger Erfahrung heraus mit: »Er schlägt dir die Krallen in die Beine, wenn du ihm zu nahe kommst« übersetzte.
    Tiffany sprach mit ihr, wie sie noch nie mit jemandem gesprochen hatte. Das muss eine Art Magie sein, schlössen die Dritten Gedanken. Hexen lernten schnell, Leute mit ihrer Stimme zu beeinflussen, aber Nanny Ogg beeinflusste sie, indem sie zuhörte.
    »Dieser Roland, der nicht dein junger Mann ist«, sagte Nanny, als Tiffany eine Pause einlegte, um Luft zu holen. »Denkst du daran, ihn zu heiraten?«
    Lüg nicht, warnten die

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