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Der Winterschmied

Der Winterschmied

Titel: Der Winterschmied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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älteste Junge ein. »Es  heißt, >Genug Wasser, um einen Hund zu ertränken, genug Schwefel, um die Flöhe zu töten .< Und es heißt: >Genug Gift, um eine Kuh zu töten.<«
    Was ist das?, fragte der Winterschmied.
    »Es ist... eine Art... altes Lied«, antwortete der vermutlich älteste Junge.
    »Eher eine Art Gedicht«, sagte das vermutlich älteste Mädchen. »Das kennt doch jeder.«
    »Der Titel lautet >Dies sind die Dinge, aus denen der Mensch besteht<«, sagte das Kind, dessen richtiger Teil nach oben zeigte.
    Erzählt mir auch den Rest, verlangte der Winterschmied, und die Kinder blieben auf dem kalten Pflaster stehen und erzählten ihm alles, was sie davon wussten.
    Als sie fertig waren, fragte der vermutlich älteste Junge hoffnungsvoll: »Kannst du uns vielleicht fliegen lassen?«
    Nein, erwiderte der Winterschmied. Ich muss Dinge suchen! Dinge, aus denen der Mensch besteht!
    Eines Nachmittags, als der Himmel kalt wurde, klopfte es wie wild an Nannys Tür. Wie sich herausstellte, war es Annagramma, die fast ins Zimmer gefallen wäre. Sie sah schrecklich aus, und ihr klapperten die Zähne. Nanny und Tiffany führten sie zum Feuer, aber Annagramma begann zu reden, bevor ihre Zähne warm geworden waren.
    »Schschschschädel!«, brachte sie hervor.
    Ach du Schande, dachte Tiffany.
    »Was ist damit?«, fragte sie, als Nanny Ogg mit einem heißen Getränk aus der Küche zurückkehrte. »Fffffräulein Vwwerrats Schschschädel!«
    »Ja? Was ist mit ihnen?«
    Annagramma trank einen Schluck aus dem Becher. »Was hast du damit gemacht?«, schnaufte sie, während ihr Kakao das Kinn hinabtropfte.
    »Ich habe sie vergraben.«
    »O nein! Warum?«
    »Es waren Schädel. Man kann Schädel nicht einfach herumliegen lassen!«
    Annagramma sah sich verzweifelt um. »Leihst du mir eine Schaufel?«
    »Annagramma! Du willst doch nicht etwa Fräulein Verrats Grab öffnen!«
    »Aber ich brauche die Schädel!«, beharrte Annagramma. »Die Leute hier... Es ist wie früher! Ich habe die Hütte mit meinen eigenen Händen getüncht! Habt ihr eine Ahnung, wie lange es dauert, Schwarz mit Weiß zu übermalen? Die Leute haben sich beschwert! Von Kristalltherapie wollen sie überhaupt nichts wissen, sie runzeln nur die Stirn und sagen, dass Fräulein Verrat ihnen eine klebrige schwarze Medizin gab, die schrecklich schmeckt, aber wirkt! Und sie bitten mich dauernd, irgendwelche albernen kleinen Problemchen für sie zu lösen, und ich weiß überhaupt nicht, was sie meinen. Und heute Morgen ist ein alter Mann gestorben, und ich muss ihn aufbahren und heute Nacht bei ihm wachen. Ich meine, es ist so... igitt...«
    Tiffany sah zu Nanny Ogg, die in ihrem Sessel saß und Pfeife rauchte. Ihre Augen glänzten. Als sie Tiffanys Gesichtsausdruck bemerkte, zwinkerte sie ihr zu und sagte: »Ich lasse euch Mädels allein, damit ihr euch ungestört unterhalten könnt, ja?«
    »Gute Idee, Nanny. Und bitte lausch nicht an der Tür.«
    »Ein privates Gespräch belauschen?«, fragte Nanny. »Käme mir nie in den Sinn.« Sie ging in die Küche.
    »Lauscht sie?«, flüsterte Annagramma. »Ich falle tot um, wenn Frau Wetterwachs davon erfährt.«
    Tiffany seufzte. Begriff Annagramma denn gar nichts? »Natürlich lauscht sie. Sie ist eine Hexe.«
    »Aber sie hat gesagt, dass sie nicht lauschen würde!«
    »Sie wird lauschen und vorgeben, dass sie es nicht getan hat, und sie wird niemandem davon erzählen«, sagte Tiffany. »Immerhin ist es ihr Haus.«
    Annagramma wirkte verzweifelt. »Und am Dienstag muss ich wahrscheinlich los und in irgendeinem Tal bei der Geburt eines Kindes helfen! Eine alte Frau ist zu mir gekommen und hat mir deswegen ein Ohr abgekaut!«
    »Das dürfte Frau Oslicks Baby sein«, sagte Tiffany. »Aber ich habe dir doch einige Hinweise hinterlassen. Hast du sie nicht gelesen?«
    »Vielleicht hat Frau Ohrwurm sie weggeräumt«, sagte Annagramma.
    »Du hättest sie lesen sollen! Es hat mich eine Stunde gekostet, all das aufzuschreiben!«, sagte Tiffany vorwurfsvoll. »Drei Seiten! Hör mal... beruhig dich. Hast du denn gar nichts über Geburtshilfe gelernt?«
    »Frau Ohrwurm sagt, die Geburt ist ein natürlicher Vorgang, und man sollte der Natur ihren Lauf lassen«, sagte Annagramma, und Tiffany glaubte, ein abfälliges Schnauben hinter der Küchentür zu hören. »Aber ich kenne einen beruhigenden Gesang.«
    »Na, der hilft bestimmt«, sagte Tiffany matt.
    »Frau Ohrwurm meint, die Dorffrauen wüssten schon, was zu tun ist«, sagte Annagramma

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