Der Winterschmied
Annagramma.
Tiffany seufzte. »Na schön, ich bleibe bei dir, aber nur dieses eine Mal«, sagte sie. Annagramma strahlte.
»Und was die Schädel betrifft...«, fügte Tiffany hinzu. »Warte einen Moment.« Sie ging nach oben und holte den Boffo-Katalog, den sie in ihrem alten Koffer versteckt hatte.
Sie rollte ihn sorgfältig zusammen, ging wieder hinunter und reichte ihn Annagramma. »Sieh ihn dir später an«, sagte sie. »Wenn du allein bist. Er könnte dich auf die eine oder andere Idee bringen. In Ordnung? Um sieben heute Abend bin ich bei dir.«
Als Annagramma gegangen war, setzte sich Tiffany und zählte leise. Bei fünf kam Nanny Ogg herein und staubte energisch ein paar Ziergegenstände ab, bevor sie sagte: »Oh, ist deine kleine Freundin schon weg?« »Hältst du mich für blöd?«, fragte Tiffany.
Nanny hörte auf, so zu tun, als würde sie staubwischen. »Ich weiß nicht, wovon du redest, da ich nicht gelauscht habe«, sagte sie. »Aber wenn ich gelauscht hätte, würde ich denken, dass du keinen Dank erwarten darfst. Das ist meine Meinung.«
»Oma hätte sich nicht einmischen sollen«, sagte Tiffany.
»Ach nein?«, erwiderte Nanny mit ausdrucksloser Miene.
»Ich bin nicht dumm, Nanny«, sagte Tiffany. »Ich habe sie durchschaut.«
»Hast sie durchschaut, wie? Ganz schön clever«, sagte Nanny Ogg und nahm in ihrem Sessel Platz. »Und was genau hast du herausgefunden?«
Das würde nicht einfach werden. Normalerweise war Nanny immer fröhlich. Wenn sie ernst wurde, so wie jetzt, konnte einen das ganz schön nervös machen. Doch Tiffany ließ sich nicht den Wind aus den Segeln nehmen.
»Ich konnte keine Hütte übernehmen«, sagte sie. »Oh, mit den meisten alltäglichen Sachen komme ich gut klar, aber für eine eigene Hütte muss man älter sein. Es gibt Dinge, die einem die Leute nicht sagen, wenn man dreizehn ist, ob man einen spitzen Hut trägt oder nicht. Aber Oma hat sich überall für mich eingesetzt, und deshalb sahen darin alle einen Wettstreit zwischen Annagramma und mir, nicht wahr? Und dann haben sie sich für sie entschieden, weil sie älter ist und einen sehr tüchtigen Eindruck macht. Und jetzt bricht alles in sich zusammen. Es ist nicht ihre Schuld, dass man sie Magie anstatt Hexerei lehrte. Oma will, dass sie versagt, damit alle wissen, wie wenig Frau Ohrwurm als Lehrerin taugt. Und das finde ich nicht gut.«
»An deiner Stelle würde ich nicht vorschnell darüber urteilen, was Esme Wetterwachs will«, erwiderte Nanny Ogg. »Natürlich werde ich kein Wort sagen. Geh nur und hilf deiner Freundin, wenn du möchtest, aber du musst trotzdem weiter für mich arbeiten, klar? Das ist nur recht und billig. Was machen die Füße?«
»Denen geht's gut, Nanny. Danke der Nachfrage.«
Mehr als hundert Meilen entfernt lebte Herr Fusel Johnson, der nichts von Tiffany, Nanny Ogg oder sonst irgendwas wusste, abgesehen von Uhren, mit denen er sich seinen Lebensunterhalt verdiente. Er verstand es auch, die Küchenwände mit Kalkmilch zu tünchen - eine einfache und billige Methode, hübsch weiße Wände zu bekommen, auch wenn das Zeug ein bisschen arg flüssig war. Er hatte keine Ahnung, warum mehrere Handvoll des weißen Pulvers plötzlich aus dem Mischgefäß stoben, bevor er Wasser hinzugeben konnte, einen Moment wie ein Geist in der Luft schwebten und dann durch den Kamin verschwanden. Letzten Endes führte er es auf die Unmengen von Trollen in der Gegend zurück. Das war nicht besonders logisch, aber mit Logik haben solche Überzeugungen ohnehin wenig zu tun.
Und der Winterschmied dachte: Genug Kalk, um einen Menschen zu machen!
In jener Nacht saß Tiffany bei Annagramma und dem alten Herrn Tissot, der allerdings lag, weil er tot war. Tiffany hatte nie gern bei Toten gewacht. Es war nicht unbedingt etwas, an dem man Gefallen finden konnte. Sie empfand es immer als Erleichterung, wenn der Himmel schließlich grau wurde und die Vögel zu singen begannen.
Während der Nacht machte Herr Tissot manchmal leise Geräusche. Natürlich war es nicht Herr Tissot selbst, der sie machte, denn er war vor Stunden dem Tod begegnet. Verursacht wurden sie von dem Körper, den er zurückgelassen hatte, und diese Geräusche unterschieden sich kaum von denen eines alten Hauses, das langsam auskühlt.
Es war wichtig, sich gegen zwei Uhr nachts diese Dinge in Erinnerung zu rufen. Besonders wichtig war es, wenn die Kerze plötzlich zu flackern begann.
Annagramma schnarchte. Niemand mit einer so kleinen Nase
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