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Der Winterschmied

Der Winterschmied

Titel: Der Winterschmied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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auf. Ich kümmere mich um die Getränke.«
    Tiffanys Füße fühlten sich wie Eisblöcke an. Sie kniete sich an den Kamin und streckte die Hände dem Suppentopf an seinem großen schwarzen Haken entgegen. Darin blubberte es die ganze Zeit.
    Die richtige Einstellung und Gleichgewicht. Halt die Hände an den Topf und konzentrier dich, konzentrier dich auf deine eiskalten Stiefel.
    Nach einer Weile wurden ihre Zehen warm, und dann...
    »Aua!« Tiffany zog die Hände zurück und lutschte an den Fingern.
    »Du hattest nicht die richtige Einstellung«, kommentierte Nanny Ogg von der Tür aus.
    Die Zeitungen berichteten darüber, und kurz danach schrieb ihm eine Witwe und meinte, wie sehr sie Männer bewunderte, die wirklich etwas von Hygiene verstanden. Später sah man sie zusammen spazieren gehen, was bestätigt: Etwas Gutes ist an allem.
    »Weißt du, es ist nicht ganz einfach, die richtige Einstellung zu haben, wenn man einen langen Tag und eine schlaflose Nacht hinter sich hat und der Winterschmied nach einem sucht«, erwiderte Tiffany spitz.
    »Das ist doch dem Feuer egal«, sagte Nanny und zuckte mit den Schultern. »Die heiße Milch ist unterwegs.« Tiffany war schon ein wenig wohler, als sie sich aufgewärmt hatte. Sie fragte sich, wie viel Brandy Nanny in die Milch gegeben hatte. Nanny selbst hatte sich vermutlich nur einen kleinen Schuss Milch in den Brandy gegossen.
    »Ist das nicht schön gemütlich?«, fragte Nanny nach einer Weile.
    »Reden wir jetzt über Sex?«, sagte Tiffany.
    »Hat das jemand behauptet?«, fragte Nanny unschuldig.
    »Ich habe irgendwie so ein Gefühl«, erwiderte Tiffany. »Und ich weiß, woher Babys kommen, Frau Ogg.«
    »Das will ich stark hoffen.«
    »Ich weiß auch, wie sie entstehen. Ich lebe auf einer Farm und habe viele ältere Schwestern.«
    »Aha, na schön«, sagte Nanny. »Du scheinst also gut aufs Leben vorbereitet zu sein. Ich schätze, es gibt kaum noch etwas, das ich dich lehren könnte. Und ich erinnere mich nicht daran, dass jemals irgendein Gott ein Auge auf mich geworfen hat. Fühlst dich geschmeichelt, wie?«
    »Nein!« Tiffany sah Nannys Lächeln. »Nun, ein bisschen«, gab sie zu.
    »Und du fürchtest dich vor ihm?«
    »Ja.«
    »Der arme Kerl hat es immer noch nicht richtig kapiert. Er hat ganz gut angefangen, mit den Eisrosen und so, und dann musste er sich ordentlich vor dir aufplustern. Typisch.
    Aber du solltest dich nicht vor ihm fürchten. Er sollte Angst vor Erhaben.«
    »Warum? Weil ich vorgebe, die Blumenfrau zu sein?«
    »Weil du ein Mädchen bist! Das wäre ja noch schöner, wenn ein gescheites Mädchen einen Jungen nicht um den kleinen Finger wickeln könnte. Er ist in dich verknallt. Ein Wort von dir könnte ihn in ein Häufchen Elend verwandeln. Als ich noch jung war, hätte sich ein junger Mann fast von der Lancre-Brücke gestürzt, weil ich ihn verschmäht habe.«
    »Tatsächlich? Was ist dann passiert?«
    »Ich hab mir das mit dem Verschmähen noch mal überlegt. Er war so hübsch, als er so dastand, und ich dachte: Ich habe schon seit langem keinen so knackigen Hintern mehr gesehen.« Nanny lehnte sich zurück. »Und denk nur an den armen alten Greebo. Er legt sich mit jedem an. Aber dann hat Esmes kleines weißes Kätzchen ihn angesprungen, und jetzt kommt der arme Kerl nicht mehr ins Zimmer, ohne vorher um die Tür zu spähen und zu sehen, ob sie da ist. Du solltest sein armes kleines Gesicht dabei sehen. Ist vollkommen zerknittert. Natürlich könnte er sie mit einer Kralle in Stücke reißen, aber das macht er nicht, weil sie ihm den Kopf zurechtgerückt hat.«
    »Du schlägst doch nicht vor, dass ich dem Winterschmied das Gesicht zerkratzen soll, oder?«
    »Nein, nein, so direkt brauchst du nicht zu sein. Gib ihm ein wenig Hoffnung. Sei nett, aber bestimmt...«
    »Er will mich heiraten!«
    »Gut.«
    »Gut?«
    »Es bedeutet, dass er freundlich bleiben wird. Sag nicht nein, und sag nicht ja. Verhalte dich wie eine Königin. Er  muss lernen, dir mit Respekt zu begegnen. Was machst du da?«
    »Ich schreibe es mir auf«, sagte Tiffany, die in ihrem Tagebuch kritzelte.
    »Du brauchst es nicht aufzuschreiben, mein Schatz«, sagte Nanny. »Es steht irgendwo in dir geschrieben. Auf einer Seite, die du noch nicht gelesen hast, schätze ich. Da fällt mir ein: Das hier kam, als du weg warst.« Nanny suchte zwischen den Sitzpolstern und holte zwei Briefumschläge hervor. »Der Postbote ist mein Sohn Shawn, deshalb weiß er, dass du jetzt hier

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