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Der Winterschmied

Der Winterschmied

Titel: Der Winterschmied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Tiffany besorgt.
    »Es wird bestimmt noch auftauchen«, sagte Anoia. »Wie ich hörte, kann es ein bisschen heikel sein... Ups, da wird an einer Schublade gerüttelt. Ich muss los. Keine Sorge, ich verrate ihm nicht, wo du bist...«
    Sie verschwand, und mit ihr der Rauch.
    Da Tiffany nicht wusste, was sie sonst machen sollte, füllte sie einen Teller mit Fleisch und Gemüse und aß. Sie konnte jetzt also Götter sehen? Und die Götter wussten von ihr? Und jeder wollte ihr irgendwelche Ratschläge geben.
    Es ist nicht gut, die Aufmerksamkeit der Götter zu wecken, hatte ihr Vater gesagt.
    Aber es war beeindruckend. In sie verliebt, wie? Und er erzählte allen davon? Aber er war eigentlich nur eine elementare Kraft, kein richtiger Gott. Er wusste nur, wie man Wind und Wasser bewegt!
    Trotzdem... Hm. Hinter manchen Leuten sind eben Elementarkräfte her. Was sagt man dazu? Wenn jemand dumm genug war, mit einem Mädchen zu tanzen, das Aquarelle malte, um ehrbare Männer damit ins Unheil zu stürzen... nun, dann konnte sie j emanden von oben herab behandeln, der beinahe ein Gott war. Das sollte sie in einem Brief erwähnen, obwohl sie ihm jetzt natürlich nicht mehr schreiben würde. Ha!
    Einige Meilen entfernt spürte die Alte Mutter Schwarzkappe, die ihre eigene Seife aus Tierfett und Pottasche herstellte, die tatsächlich aus Pflanzenasche bestand, wie ihr beim Kochen einiger Laken der Stab aus der Hand gerissen wurde. Außerdem erstarrte das eben noch heiße Wasser zu Eis.
    Sie war eine Hexe, und deshalb sagte sie sofort: »Ein seltsamer Dieb treibt sich herum!«
    Und der Winterschmied sagte: »Genug Pottasche, um einen Menschen zu machen!«

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    8. D AS F ÜLLHORN
     
    A n jenem Abend, als Nanny Ogg zu Bett gegangen war, gönnte sich Tiffany das Bad, auf das sie sich gefreut hatte. Es war kein leichtes Unterfangen. Zuerst musste die Badewanne von ihrem Haken hinten am Abort geholt werden, der sich am Ende des Gartens befand. Dann musste Tiffany sie durch die kalte, finstere Nacht schleifen, zu einem Ehrenplatz vor dem Kamin. Kessel mussten über dem Feuer und auf dem schwarzen Küchenherd erhitzt werden, und auch nur fünfzehn Zentimeter warmes Wasser zu bekommen erforderte einen beträchtlichen Aufwand. Anschließend musste das Wasser ausgeschöpft und in den Abfluss geschüttet werden, und die Wanne wurde in eine Ecke geschoben, damit sie am nächsten Morgen nach draußen gebracht werden konnte. Wenn man sich schon solche Mühe machen musste, sollte man die Gelegenheit nutzen, jeden Quadratzentimeter gründlich zu schrubben.
    Tiffany tat noch etwas. Sie schrieb »PRIVAT!« auf ein  Stück Pappe und klemmte es so in die Hängelampe in der Mitte des Zimmers, dass man die Aufschrift nur von oben lesen konnte. Sie wusste nicht, ob es neugierige Götter fernhielt, aber sie fühlte sich dadurch etwas besser. In der Nacht schlief sie traumlos. Am nächsten Morgen hatte Neuschnee die alten Schneewehen überzogen, und zwei von Nanny Oggs Enkeln bauten ihr im Garten einen Schneemann. Nach einer Weile kamen sie herein und verlangten eine Möhre für die Nase und zwei Kohlebrocken für die Augen.
    Nanny nahm Tiffany zu dem abgelegenen Ort Schnitte mit, wo es für die Leute immer eine angenehme Überraschung war, jemanden zu sehen, mit dem sie nicht verwandt waren. Nanny Ogg schlenderte über die in den Schnee gegrabenen Pfade von Haus zu Haus, trank so viel Tee, dass ein Elefant darin hätte schwimmen können, und praktizierte ein wenig höchst unauffällige Hexerei. Sie schien hauptsächlich aus Klatsch und Plauderei zu bestehen, aber wenn man den Dreh raus hatte, konnte man die Magie heraushören. Nanny Ogg veränderte die Denkweise der Leute, wenn auch meist nur für ein paar Minuten. Wenn sie ging, hielten sich die Menschen für ein wenig besser, als sie eigentlich waren. Trotzdem gab ihnen das, wie Nanny es ausdrückte, einen Anlass, sich Mühe zu geben.
    Es folgte eine weitere traumlose Nacht, doch um halb sechs schreckte Tiffany plötzlich aus dem Schlaf und fühlte sich... seltsam.
    Sie rubbelte den Raureif vom Fenster und sah im Mondschein den Schneemann.
    Warum tun wir das?, fragte sie sich. Kaum fällt Schnee, bauen wir einen Schneemann. In gewisser Weise verehren wir den Winterschmied. Wir machen etwas Menschliches  aus dem Schnee... Wir geben ihm Kohleaugen und eine Möhrennase, um ihn lebendig werden zu lassen. Oh, und wie ich sehe, haben ihm die Kinder einen Schal um den Hals gewickelt. Genau das braucht ein

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