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Der Winterschmied

Der Winterschmied

Titel: Der Winterschmied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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wohnst.«
    Tiffany riss sie ihr geradezu aus der Hand. Zwei Briefe! »Du magst ihn, nicht wahr?«, fragte Nanny. »Deinen jungen Mann im Schloss.«
    »Er ist ein Freund, der mir schreibt«, erwiderte Tiffany von oben herab.
    »Ja, diesen Blick und diese Stimme brauchst du für den Winterschmied!«, sagte Nanny und wirkte entzückt.
    »Für wen hält er sich, so mit dir zu reden! Richtig so!«
    »Ich lese die Briefe in meinem Zimmer«, sagte Tiffany.
    Nanny nickte. »Eins der Mädchen hat uns eine leckere Kasserolle gemacht«, sagte sie (Nanny war berühmt dafür, dass sie sich nie an die Namen ihrer Schwiegertöchter erinnerte). »Deine Portion steht im Backofen. Ich geh in die Kneipe. Morgen brechen wir früh auf!«
    Allein in ihrem Zimmer las Tiffany den ersten Brief.
    Auf den ersten Blick geschah nicht viel im Kreideland. Historische Ereignisse fanden dort nicht statt, sondern nur Kleinigkeiten. Tiffany las gern darüber.
    Der zweite Brief schien sich zunächst kaum vom ersten zu unterscheiden - bis sie zu dem Ball kam. Roland hatte  einen Ball besucht, im Haus seines Nachbarn Lord Diwer! Er hatte mit seiner Tochter getanzt, die Jod hieß, weil Lord Diwer das für einen hübschen Mädchennamen hielt! Dreimal hatten sie getanzt!! Und anschließend hatten sie Eis gegessen!! Und Jod hatte ihm ihre Aquarelle gezeigt!!!
    Wie konnte er sich hinsetzen und ihr solche Dinge schreiben?!!!
    Tiffanys Blick wanderte weiter, über alltägliche Nachrichten wie schlechtes Wetter und was mit dem Bein des alten Aggie geschehen war, aber die Worte erreichten ihren Verstand nicht, weil er in Flammen stand.
    Wofür hielt er sich? Einfach mit einem anderen Mädchen zu tanzen!
    Du hast mit dem Winterschmied getanzt, sagten ihre Dritten Gedanken.
    Na schön, aber was ist mit den Aquarellen?
    Der Winterschmied hat dir die Schneeflocken gezeigt, sagten die Dritten Gedanken.
    Aber ich war nur höflich!
    Vielleicht war auch Roland nur höflich.
    Na gut, aber ich kenne die Tanten, dachte Tiffany wütend. Sie haben mich nie gemocht, weil ich nur ein einfaches Bauernmädchen bin! Und Lord Diwer ist sehr reich, und seine Tochter ist sein einziges Kind! Sie hecken was aus!
    Wie konnte er sich hinsetzen und ihr schreiben, als wäre Eisessen mit einem anderen Mädchen die normalste Sache auf der Welt! Es war so schlimm wie... nun, wie etwas ziemlich Schlimmes, mindestens!
    Und was die Aquarelle betraf...
    Er ist nur ein Junge, dem du schreibst, sagten die Dritten Gedanken.
    Ja, aber...
    Aber was?, fragten die Dritten Gedanken. Sie gingen Tiffany auf die Nerven. Das eigene Gehirn sollte den Anstand haben, auf der gleichen Seite wie man selbst zu sein!
    Einfach bloß »Ja, aber...«, in Ordnung?, dachte sie verärgert.
    Du bist aber nicht sehr vernünftig.
    Ach, tatsächlich nicht? Ich bin den ganzen Tag vernünftig gewesen! Ich bin seit Jahren vernünftig! Ich glaube, ich habe es mir verdient, fünf Minuten völlig unvernünftig und stinkwütend zu sein, oder?
    Unten wartet eine Kasserolle auf dich, und du hast seit dem Frühstück nichts mehr gegessen, sagten die Dritten Gedanken. Du fühlst dich besser, wenn du etwas im Magen hast.
    Wie kann ich Eintopf essen, wenn sich andere Leute Aquarelle ansehen? Wie kann er es wagen, sich Aquarelle anzusehen?
    Aber die Dritten Gedanken hatten Recht - was die Sache allerdings nicht besser machte. Wenn sie schon zornig und unglücklich sein musste, so konnte sie dabei wenigstens einen vollen Magen haben. Tiffany ging nach unten und öffnete den Backofen. Die Kasserolle duftete gut. Nur das Beste für die liebe alte Mama!
    Sie wollte die Besteckschublade aufziehen, um sich einen Löffel herauszunehmen, doch sie klemmte. Tiffany zerrte und rüttelte daran und fluchte einige Male, aber das Ding rührte sich nicht.
    »Oh, ja, nur zu«, erklang eine Stimme hinter ihr. »Sieh nur, wie sehr das hilft. Sei bloß nicht so vernünftig, die Hand in die Ritze zu stecken und den festsitzenden Gegenstand zu lösen. O nein. Rütteln und fluchen, so ist es richtig!«
    Tiffany drehte sich um.
    Eine dürre, müde aussehende Frau stand neben dem Küchentisch. Sie schien in ein Laken gewickelt zu sein und rauchte eine Zigarette. Tiffany hatte noch nie zuvor eine Zigarette rauchende Frau gesehen, und hinzu kam, dass die Zigarette mit einer großen roten Flamme brannte und gelegentlich Funken sprühte.
    »Wer bist du, und was machst du in Frau Oggs Küche?«, fragte sie scharf.
    Nun war die Frau überrascht.
    »Du kannst mich

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