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Der Wissenschaftswahn

Der Wissenschaftswahn

Titel: Der Wissenschaftswahn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rupert Sheldrake
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gespürt, oder haben Sie schon einmal jemanden von hinten angeschaut, bis er oder sie sich umdrehte?

    Glauben Sie, dass Ihr gesamtes bewusstes Leben und alle Ihre körperliche Erfahrung in Ihrem Gehirn sind?

    In der Quantenphysik werden Elektronen mit Wellengleichungen beschrieben, die auch die – immateriellen – Zukunftsmöglichkeiten des Elektrons erfassen. Finden Sie, dass die Möglichkeiten, zwischen denen Sie eine Wahl treffen, materieller sind als die eines Elektrons?
    Zusammenfassung
    Unser Geist ist bei jeder Wahrnehmung im Raum ausgedehnt und reicht bis zu den Sternen. Der Prozess des Sehens verläuft einwärts und auswärts: Licht strömt in die Augen, Bilder werden nach außen projiziert. Was wir ringsum sehen, ist in unserem Geist, aber nicht in unserem Kopf. Wenn wir etwas betrachten, berührt unser Geist es gewissermaßen. Das erklärt vielleicht zum Teil auch das Gefühl, angestarrt zu werden. Die meisten Menschen kennen dieses Gefühl, von hinten angestarrt zu werden, und viele haben selbst auch schon andere mit Blicken dazu gebracht, sich umzudrehen. Dieses Spüren von Blicken scheint es, wie etliche wissenschaftliche Tests ergeben haben, tatsächlich zu geben, und offenbar funktioniert es sogar über eine Videoleitung. Der Geist geht räumlich und zeitlich über das Gehirn hinaus, er verbindet uns über Erinnerungen mit unserer Vergangenheit und projiziert sich in virtuelle Zukunftsmöglichkeiten, unter denen wir eine Wahl treffen.

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    9 Sind unerklärliche Phänomene reine Einbildung?
    Die meisten materialistischen Dogmen werden kaum je hinterfragt. Die Behauptung, »mediale« Phänomene seien nichts als Einbildung, wird jedoch immer wieder zum Zankapfel, einfach weil die meisten Menschen telepathische Erfahrungen machen und Vorahnungen kennen. Von hinten angestarrt werden und sich umdrehen oder jemanden anstarren, bis er sich umdreht – die meisten kennen das. Viele Haustierhalter haben beobachtet, dass ihr Hund oder ihre Katze offenbar spürt, was sie gerade vorhaben, selbst wenn sie außer Sichtweite sind. Solche Phänomene werden gern als intuitiv, übersinnlich oder medial bezeichnet, sie werden einem sechsten oder siebten Sinn zugeschrieben – es sind parapsychologische oder Psi-Phänomene.
    Für ernsthafte Materialisten ist das alles Einbildung. Geist ist im Gehirn, und alles geistige Geschehen ist nichts weiter als elektrochemische Gehirntätigkeit. Folglich können Gedanken oder Absichten keine Fernwirkung ausüben, und natürlich können keine Einflüsse aus der Zukunft auf den Geist einwirken. Es kann so aussehen, als gäbe es paranormale Phänomene, aber sie haben zwangsläufig irgendeine normale Erklärung: Zufall oder subtile sensorische Hinweise oder Wunschdenken oder auch betrügerische Absicht.
    Seit Generationen zieht sich diese Kontroverse hin und wirft die Frage nach der Natur der Naturwissenschaft selbst auf. Ist Naturwissenschaft ein Glaubenssystem oder eine Methode des Forschens? Seit dem Ende des neunzehnten Jahrhunderts gilt der Materialismus als akzeptierte Schulmeinung, aber es hat immer eine kleine Minderheit von Forschern gegeben, die einfach weiterhin an unerklärlichen Phänomenen arbeiteten, denn sollten sich diese Phänomene als real erweisen, würden sie unser Verständnis des Geistes und zugleich den Horizont der Wissenschaft erweitern.
    Die erste Gesellschaft, die sich der Untersuchung solcher Phänomene verschrieb, war die 1882 gegründete British Society for Psychical Research. Ihre Zielsetzung wird nach wie vor in jeder Nummer des
Journal of the Society for Psychical Research
abgedruckt: »Vorurteils- und voraussetzungslos und im Geist der Wissenschaftlichkeit all jene realen oder vermuteten Fähigkeiten des Menschen zu untersuchen, die nach keiner allgemein anerkannten Hypothese erklärbar erscheinen.« Das war von Anfang an ein umstrittenes Unterfangen. Der Physiologe und Physiker Hermann von Helmholtz, der wesentlichen Anteil an der Formulierung des Prinzips der Energieerhaltung in lebenden Organismen hatte (siehe Kapitel 2 ), äußerte sich über diese neue Gesellschaft und verneinte dabei in Bausch und Bogen die bloße Möglichkeit, dass es Telepathie geben könne: »Weder das Zeugnis sämtlicher Fellows der Royal Society noch auch das, was meine eigenen Sinne mir sagen mögen, könnten mich je glauben machen, es gebe andere Wege der Übertragung des Denkens von Mensch zu Mensch als die anerkannten Sinneskanäle. Es ist eindeutig nicht

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