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Der Wissenschaftswahn

Der Wissenschaftswahn

Titel: Der Wissenschaftswahn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rupert Sheldrake
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ungewöhnlich, als zwischen den beiden Beteiligten, »Sender« und »Empfänger«, eine tiefe emotionale Beziehung bestand. Üblicherweise arbeitet man in der Psi-Forschung mit Paaren von Probanden, die einander nicht kennen, und vielleicht sind die beobachteten Effekte dort aus diesem Grund nicht so stark. Dennoch, nimmt man die Ergebnisse aller dieser Studien zusammen, sind die Indizien auch hier beeindruckend.

Die Naturgeschichte der Telepathie unter Menschen
    Die parapsychologische Erforschung der Telepathie im Labor deutet darauf hin, dass es Telepathie gibt, erbringt jedoch wenig für das Verständnis telepathischer Ereignisse im realen Leben.
    Als Laurens van der Post bei den Buschleuten der Kalahari-Wüste im südlichen Afrika lebte, gewann er den Eindruck, telepathischer Kontakt sei für sie etwas ganz Normales. Einmal ging er mit einigen der Männer auf die Jagd, und sie erlegten über achtzig Kilometer vom Lager entfernt eine Elenantilope. Auf dem Rückweg im schwer mit Fleisch beladenen Landrover fragte van der Post einen der Männer, was die Leute daheim wohl sagen würden, wenn sie vom großen Jagdglück erfuhren. Er erwiderte: »Sie wissen es schon. Es ist … gekabelt. Wir Buschmänner haben das Kabel für die Neuigkeiten hier« – er klopfte sich an die Brust. Er verglich die Kommunikation der Buschleute mit dem Telegramm oder »Kabel« des weißen Mannes. Und tatsächlich, als sie sich dem Lager näherten, war bereits das Elen-Lied zu hören, und die Jäger wurden unter großem Hallo willkommen geheißen. [451]
    In den meisten traditionellen Gesellschaften, falls nicht in allen, scheint Gedankenübertragung eine Selbstverständlichkeit zu sein und wird praktisch genutzt. Viele Afrikareisende wissen zu berichten, dass die Menschen dort zu ahnen scheinen, wann jemand, dem sie nahestehen, nach Hause kommen wird. Etwas Ähnliches gibt oder gab es in Norwegen, wo es sogar ein eigenes Wort für die Ahnung einer bevorstehenden Ankunft gibt,
Vardøger.
Das lief normalerweise so ab, dass jemand im Haus draußen Schritte näher kommen und dann jemanden eintreten hörte, aber zunächst nichts geschah. Kurz darauf erschien die Person dann tatsächlich. Auch in den schottischen Highlands gibt es Menschen mit dem »zweiten Gesicht«, die einige Zeit vor der tatsächlichen Ankunft spüren, dass jemand kommt.
    Leider haben sich die Völkerkundler und Anthropologen, die bei Naturvölkern gelebt haben, selten um solche Dinge gekümmert oder zumindest nicht davon berichtet. Ihr Forschergeist beugte sich materialistischen Tabus. Deshalb ist über die Naturgeschichte der Telepathie und anderer paranormaler Phänomene wenig bekannt.
    Da ich etwas über Telepathie in der modernen Gesellschaft herausfinden wollte, verbreitete ich in Europa, Nordamerika und Australien Aufrufe über die Medien. So konnte ich im Laufe von fünfzehn Jahren eine Datenbank von Erfahrungen aufbauen, die Menschen mit diesem Thema gemacht haben und die in über sechzig Rubriken mehr als viertausend Fälle verzeichnet.
    Phänomene, bei denen Telepathie im Spiel zu sein scheint, treten häufig als Reaktion auf die Bedürfnisse anderer auf. So habe ich von Hunderten Müttern gehört, dass sie in der Zeit des Stillens an der Brust immer wussten, wann ihr Kind sie braucht, auch über Kilometer. Sie fühlten dann die Milch einschießen. (Der Milchflussreflex wird von dem Hormon Oxytocin geregelt, das manchmal auch »Liebeshormon« genannt wird. Der Reflex wird meist durch Lautäußerungen des Säuglings ausgelöst. Milch beginnt aus den Brustwarzen auszutreten, und viele Mütter empfinden ein Kribbeln in der Brust.) Wenn Mütter sich in einiger Entfernung von ihrem Kind befinden und fühlen, wie die Milch einschießt, gehen die meisten ganz selbstverständlich davon aus, dass ihr Kind sie braucht, und normalerweise haben sie damit recht. Der Milchflussreflex setzte nicht ein, weil sie an ihr Kind dachten, sondern sie dachten an ihr Kind, weil ohne ersichtlichen Grund die Milch einschoss.
    Mit der Unterstützung einer Hebamme konnte ich neun stillende Mütter in Nordlondon zwei Monate lang beobachten. Wenn die Mütter sich von ihren Kindern entfernten, notierten sie jeden einsetzenden Milchflussreflex, und die Babysitter daheim notierten jedes deutliche Zeichen von Unbehagen bei den Säuglingen. Ich ließ alle Vorkommnisse dieser Art unberücksichtigt, die möglicherweise aufgrund von gewohnten Stillzeiten eine Synchronisation von Mutter und Kind

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