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Der Wissenschaftswahn

Der Wissenschaftswahn

Titel: Der Wissenschaftswahn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rupert Sheldrake
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Gouvernante erzählte. Danach ging sie ins Speisezimmer, und da stand, an der gleichen Stelle wie im Traum, ein entlaufenes Schwein. [468]
    Präkognition oder Vorauswissen ereignet sich häufig im Traum, allerdings bleiben meist nur besonders dramatische oder abstruse Ereignisse in Erinnerung. Anfang des vorigen Jahrhunderts machte der britische Luftfahrtingenieur John William Dunne eine erstaunliche Entdeckung, von der er 1927 in seinem denkwürdigen Buch
An Experiment With Time
berichtete. [469] Er stellte fest, dass er häufig von Ereignissen träumte, die dann eintraten, aber diese Träume meist vergaß. Erst als er seine Träume sorgfältig zu notieren begann und sie immer gleich nach dem Aufwachen aufschrieb, gewann das Phänomen klare Konturen für ihn. Im Wachzustand erlebte er manchmal Dinge, die ihm bekannt vorkamen, aber wenn er nach solchen Déjà-vus seine Traumberichte durchging, stellte er fest, dass sie vergessenen Träumen aus der jüngsten Vergangenheit entsprachen.
    Weitere Untersuchungen haben Dunnes Beobachtungen bestätigt. Darüber hinaus haben Parapsychologen das Phänomen der Präkognition in Laborexperimenten statistisch untermauern können. Obwohl bei solchen sehr künstlichen Experimenten meist nur ein kleiner Effekt zu beobachten ist, erbringen sie alle zusammen ein statistisch sehr signifikantes Resultat. [470]

Vorgefühle
    Wir spüren vage, dass irgendetwas geschehen wird, wissen aber nicht, jedenfalls nicht bewusst, worum es sich handelt: Wir haben ein Vorgefühl. Ein paar sehr einfallsreiche Forschungsansätze der modernen Parapsychologie zeigen auf, dass man Vorgefühle auf physiologischem Wege aufspüren kann.
    Mitte der neunziger Jahre entwarfen Dean Radin und seine Kollegen in den Vereinigten Staaten ein Experiment, mit dem sie klären wollten, ob es Vorgefühle gibt. Dabei wurden die emotionalen Erregungszustände der Probanden automatisch durch eine Art Lügendetektor erfasst, und zwar durch Elektroden an den Fingern, mit denen Veränderungen des Hautwiderstands gemessen werden konnten. Die Aktivität unserer Schweißdrüsen verändert sich mit den wechselnden Gefühlszuständen, was sich in Veränderungen der elektrischen Leitfähigkeit der Haut niederschlägt, und diese Veränderungen kann man aufzeichnen.
    Es ist im Labor nicht schwierig, bei den Versuchspersonen durch üble Gerüche, leichte elektrische Schläge, emotionsgeladene Wörter oder provokative Fotos messbare emotionale Veränderungen zu bewirken. In Radins Experiment wurde mit Fotos gearbeitet. Überwiegend handelte es sich um Bilder von ruhiger Gefühlsqualität, die zum Beispiel Landschaften zeigten. Einige waren jedoch schockierend, etwa von aufgeschnittenen Leichen während einer Obduktion; bei anderen handelte es sich um pornographische Bilder. Der Computer verfügte über einen großen Vorrat an solchen »ruhigen« und »emotionalen« Bildern.
    Radins Experiment zeigte, dass die Probanden emotional ruhig blieben, solange ruhige Bilder gezeigt wurden, und dass sie auf emotional geladene Bilder emotional reagierten, wie an den galvanischen Hautreaktionen zu erkennen war. So weit ist das nicht überraschend. Sehr überraschend war dagegen, dass es drei oder vier Sekunden
vor
dem Erscheinen eines emotional geladenen Fotos zu einer Zunahme der elektrischen Hautaktivität kam. Der Computer wählte das nächste Bild immer nach dem Zufallsprinzip und immer erst Millisekunden, bevor es auf dem Bildschirm auftauchte. Wenn die Experimentatoren eine Zunahme der Hautreaktion registrierten, wussten auch sie noch nicht, was auf dem Bild zu sehen sein würde. [471] Andere Forscher sind zu ähnlichen Befunden gelangt. [472]
    Eine der interessantesten Feststellungen bei solchen Forschungen zur Frage des Vorauswissens und der Vorgefühle besteht darin, dass der Einfluss offenbar nicht von objektiven künftigen Ereignissen ausgeht, sondern von der subjektiven Verfassung, in der sich die Menschen dann befinden werden. Präkognitionen sind wie Erinnerungen an die Zukunft. Ein Vorgefühl, so scheint es, ist wie ein physiologischer Rückfluss von einem zukünftigen Beunruhigungs- oder Erregungszustand her, eine rückläufige Kausalität. Das passt zum Bild der Attraktoren, die einen Organismus in Richtung seiner ererbten oder erlernten Zielzustände ziehen, wobei Einflüsse von virtuellen künftigen Zuständen durch die Gegenwart in Richtung Vergangenheit fließen (siehe Kapitel 5 ). Es stimmt auch mit Alfred North Whiteheads

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