Der Wissenschaftswahn
bewirkten. Trotzdem zeigte sich ein klarer zeitlicher Zusammenhang zwischen dem unverhofften Milchflussreflex und dem Augenblick, in dem die Kinder Anzeichen von Hunger erkennen ließen. Die statistische Wahrscheinlichkeit eines zufälligen Zusammentreffens war eins zu einer Milliarde, also verschwindend klein. Das bedeutet, dass die Reaktion der Mütter mit sehr großer Wahrscheinlichkeit kein Zufall war.
Eine telepathische Verbindung zwischen Mutter und Kind wäre auch unter dem Gesichtspunkt der Evolution eine sehr sinnvolle Sache. Wenn Mütter aus der Ferne wissen, wann ihr Kind sie braucht, hätten solche Kinder sicherlich eine bessere Überlebenschance als ohne diese Verbindung.
Telepathische Verbindungen zwischen Müttern und Kindern scheinen häufig über das Kindesalter hinaus bestehen zu bleiben. Viele Geschichten in meiner Datenbank handeln von Müttern, die einem plötzlichen Impuls folgend ihre Kinder aufsuchten oder anriefen und sie in einer Notsituation antrafen, von der sie über normale Kanäle nicht wissen konnten.
Bis zur Erfindung der modernen Telekommunikationswege war Telepathie das einzige Mittel des augenblicklichen Kontakts über große Entfernungen. Wenn Telepathie heute weitgehend vom Telefon verdrängt worden ist, muss das nicht bedeuten, dass es sie nicht mehr gibt. Tatsächlich ist das Telefon sogar ein häufiger Anlass für telepathische Kommunikation.
Vorahnung und Präkognition beim Menschen
Die sechzehnjährige Carole Davies wollte eben zusammen mit ein paar Freunden eine Spielhalle in London verlassen, als ein heftiger Regenschauer niederging. Am Eingang entstand ein Gedränge, weil Leute von draußen hereinkamen, um sich unterzustellen. Carole erzählte:
Als ich da stand und in die Nacht hinaussah, kam plötzlich ein Gefühl von Bedrohung in mir auf. Dann sah ich – es war wie ein Bild, das ich vor mir hatte – Leute am Boden liegen, unter Deckenplatten und Metallträgern begraben. Ich blickte mich um und sah nach oben, und da wusste ich, es würde genau hier sein. Ich fing an, auf die Leute einzuschreien, sie sollten das Gebäude verlassen. Keiner hörte auf mich. Dann lief ich mit meinen Freunden durch den Regen zu einem Café in der Nähe. Nach einer Weile hörten wir draußen Sirenen, und die Fahrzeuge hielten offenbar vor der Spielhalle an. Wir liefen hin, und das Bild, das sich bot, entsprach genau dem, was ich gesehen hatte. Eben zogen sie einen Mann, den ich gewarnt hatte, aus dem Schutt.
In Kriegszeiten sind die Menschen empfänglicher für mögliche Gefahren – es gibt ja auch mehr. Ein Beispiel: Charles Bernuth diente im Zweiten Weltkrieg in der Siebten US -Armee und war an der Invasion beteiligt. Bald nach der Überquerung des Rheins war er einmal mit zwei anderen Offizieren nachts auf einer Autobahn unterwegs:
Ganz unverhofft meldete sich in mir eine leise Stimme. Irgendetwas war mit der Straße nicht in Ordnung. Ich wusste es einfach. Die anderen beiden stöhnten nur und lachten mich aus. Ich stieg aus dem Jeep und ging ein Stück die Straße entlang. Nach nicht einmal fünfzig Metern sah ich, was da nicht stimmte. Da war eine Autobahnbrücke – vielmehr, sie war eben nicht da. Sie war gesprengt worden, und wir wären über zwanzig Meter tief abgestürzt.
In solchen Fällen überleben die Menschen, weil sie auf ihre bösen Vorahnungen hören.
In meiner Datenbank habe ich 842 Berichte von bösen oder guten Vorahnungen und Präkognition. Bei 70 Prozent dieser Fälle geht es um Gefahren, Katastrophen und Tode; bei 25 Prozent um neutrale Ereignisse und nur bei fünf Prozent um freudige Ereignisse, etwa um die Begegnung mit dem künftigen Partner oder um einen Tombolagewinn. Gefahr, Tod und Katastrophe rangieren an erster Stelle, und das stimmt mit einer Zusammenstellung von gut dokumentierten Fällen überein, die von der Society for Psychical Research gesammelt wurden. Der Anteil der Fälle, in denen es um Tod oder Unfall ging, lag hier bei 60 Prozent. Auch hier kamen nur wenige glückliche Ereignisse vor, und bei den übrigen handelte es sich um eher alltägliche oder neutrale Dinge, wenngleich einige von recht ungewöhnlicher Art waren. [467] Zum Beispiel saß die Frau des Bischofs von Hereford im Traum im großen Wohnraum des bischöflichen Anwesens und las die Morgenzeitung. Danach ging sie hinüber ins Speisezimmer und sah neben der Tafel ein gewaltiges Schwein stehen. Diesen Traum fand sie so amüsant, dass sie ihn ihren Kindern und der
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