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Der Wissenschaftswahn

Der Wissenschaftswahn

Titel: Der Wissenschaftswahn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rupert Sheldrake
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    Zweiter Fall: 2005 war ich als Sprecher beim 12 . Europäischen Skeptikerkongress in Brüssel eingeladen. Mit Jan Nienhuys, dem Sekretär des niederländischen Skeptikerverbands Stichting Skepsis führte ich ein Streitgespräch über Telepathie. Ich präsentierte Indizien, die für Telepathie sprachen, und gab einen Überblick über meine eigenen Untersuchungen und die Forschungen anderer. Nienhuys wusste nur zu erwidern, dass Telepathie aus theoretischen Gründen unmöglich sei und folglich alle Beweismittel fehlerhaft sein müssen – und je höher die statistische Signifikanz meiner experimentellen Resultate liege, desto größer müssten die Fehler sein. Ich bat ihn, die Fehler zu benennen, doch das konnte er nicht. Er gab zu, dass er meine Veröffentlichungen nicht so richtig gelesen hatte und die Befunde nicht kannte. Richard Hardwick, Wissenschaftler bei der Europäischen Kommission, gab als unabhängiger Beobachter einen Bericht von diesem Gespräch, in dem es hieß: »Wie es scheint, hat Dr. Nienhuys seine Hausaufgaben nicht gemacht. Er hatte keine Daten oder Analysen zur Hand, und seine Attacken verliefen im Sande.« [480]
    Dritter Fall: 2006 strahlte der britische Fernsehsender Channel 4 einen zweiteiligen Generalangriff Richard Dawkins’ auf die Religion aus. Titel:
The Root of All Evil?
Nicht lange danach wurde mir von derselben Produktionsfirma, IWC Media, mitgeteilt, Dawkins wolle mich besuchen, um mit mir über meine Forschungen zu unerklärlichen Fähigkeiten von Menschen und Tieren zu sprechen, es gehe um eine neue Fernsehserie. Ich war nicht begeistert von dieser Aussicht, denn seine neue Serie, dachte ich, werde vermutlich genauso einseitig ausfallen wie seine letzte. Die Vertreterin der Produktionsfirma, Rebecca Frankel, versicherte mir jedoch, man wolle sich diesmal viel aufgeschlossener zeigen. Sie sagte zu mir: »Wir wollen unbedingt, dass es eine Diskussion unter Wissenschaftlern über wissenschaftliche Forschungsansätze wird.« Mit der Zusicherung, dass Dawkins an der Erörterung der vorliegenden Befunde interessiert war, und dem schriftlich gegebenen Versprechen einer fairen Wiedergabe unserer Diskussion erklärte ich mich mit einem Treffen einverstanden, und wir legten einen Termin fest. Natürlich wusste ich trotzdem nicht genau, was mich erwartete. Würde er wieder dogmatisch auftreten und mental alles abblocken, was seinen Überzeugungen widersprach? Oder würde es vielleicht sogar Spaß machen, mit ihm zu diskutieren?
    Dawkins kam wie verabredet. Der Aufnahmeleiter, Russell Barnes, stellte uns einander gegenüber auf, gedreht wurde mit Handkamera. Dawkins sprach zuerst und sagte, er glaube, dass wir in vielem einer Meinung sind, »Aber was mir bei Ihnen ein bisschen Sorgen macht, ist die Tatsache, dass Sie so bereitwillig alles glauben. Wissenschaft sollte mit einem Minimum an Glaubenssätzen auskommen.«
    Ich bejahte, dass wir in vielem einer Meinung sind, und fügte hinzu: »Aber was mir bei Ihnen Sorgen macht, ist Ihre dogmatische Art, mit der Sie die Leute verprellen, weil Sie ihnen einen ganz schlechten Eindruck von Wissenschaft vermitteln.«
    Dawkins sprach dann von seiner romantischen Seite, die auch ganz gern an Telepathie glauben würde, nur spräche leider gar nichts dafür. Er verwarf alle Forschungen zum Thema in Bausch und Bogen, nannte aber keine Einzelheiten. Er sagte, wenn es Telepathie wirklich gäbe, »wären ja alle Gesetze der Physik auf den Kopf gestellt«, und fügte erneut hinzu: »Außergewöhnliche Behauptungen verlangen außergewöhnliche Beweismittel.«
    »Das hängt davon ab, was Sie als außergewöhnlich sehen«, gab ich zurück. »Die meisten Menschen sagen, sie haben schon Telepathie erlebt, vor allem im Zusammenhang mit Anrufen. So gesehen wäre Telepathie nichts Ungewöhnliches. Außergewöhnlich ist dagegen die Behauptung, dass die meisten Menschen ein falsches Bild von ihrer eigenen Erfahrung haben. Wo sind denn die außergewöhnlichen Beweismittel
dafür?
« Er konnte keine vorbringen. Ihm fielen nur allgemeine Bemerkungen zur Fehlbarkeit des menschlichen Urteilsvermögens ein. Für ihn stand außer Frage, dass die Menschen aus reinem Wunschdenken an »das Paranormale« glauben wollten.
    Wir einigten uns darauf, dass sorgfältig kontrollierte Experimente notwendig waren. Ich sagte, genau deshalb sei ich mit solchen Experimenten befasst, um etwa herauszufinden, ob die Leute wirklich wussten, wer anrief, wenn diese Person nach dem

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