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Der Wolf

Der Wolf

Titel: Der Wolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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gebeugten Sitzhaltung sowie dem gelangweilten Blick – ihr Unbehagen, während ihre Partnerinnen mit leuchtenden Augen auf der Stuhlkante saßen und dem Vortrag entgegenfieberten.
    Keiner dieser Männer entsprach auch nur annähernd dem Bild, das man sich von einem Mörder machte. Die drei Roten beeindruckte das wenig. Sie waren auf jede Möglichkeit gefasst. Ich kann vielleicht eine tödliche Krankheit erkennen, dachte Karen. Ich sehe sie bei einem Bluttest oder auf einem Röntgenbild. Ob ich einen Mörder ausmachen kann, weiß ich nicht.
    Jordans Blick bohrte sich in jeden der vier Männer im Publikum. Sie war sich einigermaßen sicher. Falls du hier bist, sagte sie im Stillen zu dem Bild vom Bösen Wolf, das sich ihr im Kopf eingenistet hatte, dann krieg ich das raus. Sie war zu jung, um sich die quälende Frage zu stellen, wie. Mit festem Blick fixierte sie jeden der Männer, doch so unwohl die sich fühlen mochten, schienen sie sich dennoch mehr für die Vorgänge auf dem Podium zu interessieren.
    Sarah dagegen richtete den Blick zwischen den Männern hindurch nach vorn. Sie traute sich nicht zu, ihren Erzfeind zu erkennen, selbst wenn er mit einem blutigen Messer in der Hand und einem großen Schild um den Hals neben ihr stünde. Sie lächelte. Für sie spielte das jetzt keine Rolle mehr.
    Wie Wachposten ließen alle drei die Blicke unablässig über das Publikum schweifen, während die Ladeninhaberin in sprudelnden Worten die Autorin vorstellte, die nunmehr unter stürmischem Applaus ihren Platz einnahm.
    »Die Ermächtigung der Frau ist das zentrale Thema aller meiner Bücher«, fing die Schriftstellerin erwartungsgemäß an.
    An dieser Stelle schalteten die drei Roten ab und bekamen von den weiteren Ausführungen nicht das Geringste mit. Sarah kommentierte stumm: Wahre Kraft kommt von innen. Man muss sie nur finden.
    Die Schriftstellerin erging sich weiter in ihren langatmigen Erörterungen, während die drei Roten warteten.
    Der Vortrag dauerte knapp eine Stunde, auf die eine Reihe vorhersagbare Fragen folgte – von den besonderen mörderischen Vorlieben einer bestimmten Kriegerin bis hin zu allgemeinen Themen wie der mangelnden Bereitschaft etablierter Verlage, sich auf Bücher zu »Frauenthemen« einzulassen. Der Runde mangelte es an jeglichem Humor.
    Besonders Karen konnte das Ende der Veranstaltung kaum erwarten. Unruhig wechselte sie auf ihrem Stahlrohrstuhl immer wieder die Stellung und hatte nur den einen Wunsch, sich zu Rote Zwei umzudrehen und sie zu fragen, was so dringend war, dass sie sich noch an diesem Abend mit ihnen treffen musste. Was war passiert?
    Abgesehen von dem Anruf, fügte sie hinzu. Das war ihnen allen passiert. Karen war wütend. Sie war von der Qual der ständigen Angst und der Ungewissheit zermürbt und wollte nur, dass der ganze Spuk endlich vorbei war. Dabei ließ sie den naheliegenden Gedanken nicht zu, dass es auch dann vorbei sein würde, wenn der Böse Wolf seine Absicht in die Tat umgesetzt hätte.
    Die Schriftstellerin kam zum Schluss und sonnte sich im Applaus.
    Für einen Moment herrschte rege Betriebsamkeit seitens des Ladenpersonals, dann setzte sich die Autorin an einen Schreibtisch, zückte schwungvoll einen großen Stift und machte sich daran, Bücher zu signieren. Auf einem anderen Tisch standen für diejenigen Zuhörer, die sich nicht in die Schlange stellten, um die Autorin zu umschwärmen, Schokoladen-Brownies, Hummus und Chips sowie kleine weiße Plastikbecher mit sehr billigem Weiß- und Rotwein bereit.
    Sarah deutete auf diesen Tisch. Sie nahm sich einen altbackenen Brownie und machte Karen und Jordan Zeichen, sie an die andere Seite des Ladens zu begleiten, wo sie vom Signieren und von der Ladenkasse und dem Buffet weit genug entfernt waren und ungestört reden konnten. Inmitten der Menschen waren die drei Roten allein.
    Sie standen vor einer Regalwand mit Titeln zu Frauenthemen von Abtreibung bis Wahlrecht. Ihr Blick war auf die Bücher gerichtet, während sie dicht beisammenstanden, um miteinander zu reden.
    Sarah stieß ein leises, doch herausforderndes Lachen aus. »Also, wenn es der Wolf geschafft hat, sich diesen ganzen Schwachsinn anzuhören …« Sie sprach den Satz nicht zu Ende. Selbst Jordan, die stets so angespannt wirkte, rang sich ein schwaches Grinsen ab.
    Sarah schüttelte den Kopf. »Hegt hier irgendjemand Zweifel daran, wer das gestern Abend am Telefon war?«
    Eine Antwort von Jordan und Karen erübrigte sich.
    »Ist hier jemand der

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