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Der Wolf

Der Wolf

Titel: Der Wolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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müssen sein ganzes perfides Unternehmen, was immer der Mistkerl mit uns vorhat, durchkreuzen.«
    Karen nickte, flüsterte jedoch: »Klingt gut, allerdings leichter gesagt als getan.«
    »Nein«, sagte Sarah. Sie packte Karen am Handgelenk und zog sie ein wenig näher zu sich heran. »Ich weiß, wie ich ihm das Konzept gründlich versauen kann. Wie ich den Bösen Wolf am Arsch kriegen kann, wie ich dafür sorgen kann, dass ihm der ganze Scheiß, den er mit uns vorhat, um die Ohren fliegt.«
    Die unflätige Sprache ging ihr wie Honig über die Lippen.
    »Und wie?«, platzte Jordan heraus. Sie war verwirrt und schöpfte gleichzeitig Hoffnung. Allein der Gedanke, etwas zu tun, statt zu warten, bis einem etwas angetan wurde, machte ihr Mut.
    Sarah standen auf einmal die Tränen in den Augen, während sie den Mund zu einem Grinsen verzog. Sie streckte die Hand aus und streichelte Jordan ganz leicht über die Wange, eine unerwartete Geste der Zuneigung für jemanden, den man kaum kannte.
    »Eine von uns muss sterben«, sagte sie.
    Die anderen sahen sie entsetzt an. Karen schnappte nach Luft und versuchte, einen Schritt zurückzutreten, doch Sarah hielt sie am Arm fest und schüttelte den Kopf.
    »Nein«, antwortete sie auf die unausgesprochene Frage. »Ich.«

[home]
    26
    M rs. Böser Wolf musste schnell erkennen, dass man über ein Verbrechen nur wenig herausfindet, wenn man am Schreibtisch sitzt und im Internet surft. Bei dem Versuch, dem Rätsel des Mannes auf die Spur zu kommen, den sie liebte, versagte die elektronische Hilfe fast ganz.
    Als Verwaltungssekretärin, die Ordnung und Routine schätzte, lag es nahe, eine Tabelle einzurichten, um alle Fakten übersichtlich festzuhalten. Vier Bücher. Vier Morde. Dann ihre Eheschließung. In der obersten Zeile der Grafik listete sie die Erscheinungsdaten der Bücher ihres Mannes auf sowie die Daten, an denen die Morde geschehen waren. Es folgten Unterkategorien mit den Szenen und Figuren aus den Büchern, die sie den echten Opfern und Tatorten gegenüberstellte. Sie hielt die bei den realen Morden benutzten Waffen fest und in einer Spalte daneben diejenigen, die sie aus den Romanen ihres Mannes in Erinnerung hatte. Sie sammelte jedes Detail, das sie den diversen Artikeln zu den Morden im Internet entnehmen konnte, und nahm es wie ein übereifriger Literaturkritiker unter die Lupe. Bei ihrer beharrlichen Suche nach Übereinstimmungen und Mustern, nach irgendwelchen Gesichtspunkten, die Romane und reale Verbrechen verbinden und vielleicht Licht ins Dunkel bringen könnten, surrte unablässig der Drucker neben dem Schreibtisch.
    Es war ein hartes Stück Arbeit.
    Sie kaute am Radiergummiende ihres Bleistifts, lutschte harte Pfefferminzbonbons und schaute immer wieder über die Schulter, um sich zu vergewissern, dass niemand etwas von ihren Nachforschungen mitbekam, auch wenn sie wusste, dass außer ihr niemand im Büro war. Wie es der Zufall wollte, war der Direktor diese Woche zu einer Fortbildungskonferenz in New York. Da er ihr für die Zeit seiner Abwesenheit kaum Aufgaben zugeteilt hatte, konnte sie sich fieberhaft in ihre persönlichen Angelegenheiten stürzen, die ihr keine Sekunde Ruhe ließen.
    Im Lauf des Vormittags kam ein Zehntklässler herein, der um nähere Informationen zu einem Sommersprachkurs im Ausland bat. Nachdem sie behauptet hatte, sie wisse von keinem solchen Programm, obwohl in ihrer obersten Schublade eine große Broschüre lag, die erschöpfend darüber Auskunft gab, war der Junge so schnell wieder draußen, wie er gekommen war.
    Ein wenig später, kurz bevor sie normalerweise Mittagspause gemacht hätte, tauchten zwei Mädchen aus der Oberstufe auf, um sich die Erlaubnis des Direktors zum Besuch eines weiterführenden College mit Übernachtung einzuholen. Dies war ein uralter Trick, der weniger dem Kennenlernen des zukünftigen Bildungsinstituts diente als einer Nacht mit einem der Jungen, die im letzten Jahr ihren Abschluss gemacht hatten.
    Mrs. Böser Wolf entließ die Mädchen mit verächtlichem Schnauben und zwei einfachen, peinlichen Fragen: »Glauben Sie wirklich, Sie wären die Ersten, die mit diesem genialen Einfall kommen?« Und: »Wissen Ihre Eltern von Ihrem geplanten kleinen Ausflug?«
    Das Mittagessen ließ sie aus. Unter gewöhnlichen Umständen hätte sie viel zu großen Hunger gehabt, doch heute verdarb ihr die Angst den Appetit.
    Als es Nachmittag wurde und ihr Arbeitstag allmählich zu Ende ging, dämmerte ihr, dass sie, wie sehr

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