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Der Wolf aus den Highlands

Der Wolf aus den Highlands

Titel: Der Wolf aus den Highlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannah Howell
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zusammengeschlagen zu uns gekommen ist. Na gut, schon das allein lässt darauf schließen, dass sie eine gute Frau ist. Aber nein, es war ihr Blick, als du sie ›James’ Annora‹ genannt hast. Trotz all der Schwellungen und Prellungen konnte man erkennen, wie sehr sie das gefreut hat, und dann sagte sie: ›Oh, das klingt schön.‹« Er grinste kurz, als Tormand über seinen Versuch, Annoras Stimme nachzumachen, lachen musste. »Darin schwang die fast zu süße Note einer Frau, die glaubt, verliebt zu sein.«
    Tormand schüttelte den Kopf. »Du bist ein Zyniker, Simon. Ein harter Mann. Vielleicht erzählst du mir ja eines Tages, was dich bei Dingen wie Liebe und Ehe so verbittert gemacht und dieses tief verwurzelte Misstrauen Frauen gegenüber in dir erregt hat.«
    »Vielleicht. Im Moment spielt es keine Rolle, was ich über solche Sachen denke. Aber ich glaube wirklich, sie liebt James, und deshalb hat sie auch Außerordentliches geleistet. Ich wünschte nur, James hätte dir den geheimen Weg nach Dunncraig gezeigt, dann hätte die arme Frau ins Bett kriechen und sich von jemandem pflegen lassen können.«
    »Nun, James hatte vor, ihn mir zu erklären. Er hat sogar eine Karte gezeichnet, aber dann ist auf Dunncraig offenbar einiges schiefgelaufen, und er hat sein Heil in der Flucht suchen müssen.«
    »Gut, dass das Mädchen sich auskennt, denn sonst hätte dein Bruder kaum eine Chance, die Sache zu überleben. Und wir wissen beide, dass MacKay ihm keinen raschen Tod gönnen würde.«
    Tormand nahm einen kräftigen Schluck, dann betrachtete er den Holzpokal.
    »Den hat James gemacht. Es ist einer seiner schlichteren Entwürfe. Der Wirt muss diese Pokale mit seinen schönsten Zimmern gekauft haben.«
    Er sah Simon an und seufzte.
    »Ich weiß genau, was für ein Typ MacKay ist. Sobald MacKay wieder auf Dunncraig ist, wird er meinen Bruder foltern. James wird es aushalten. Er wird darauf warten, dass ich ihn rette, aber er wird mich nie kritisieren, wenn ich es nicht schaffe, ihn zu retten. Ich muss wohl kaum erwähnen, dass ich ihm die Schmerzen gern ersparen und sein Leben retten möchte, aber im Moment macht mir das nicht einmal die größten Sorgen. Nay, ich möchte unbedingt bei James sein, bevor MacKays Folter zu weit geht, bevor er James’ Hände zertrümmert.«
    »Seine Hände?« Simon betrachtete den Pokal in seiner Hand, der ein genaues Gegenstück zu Tormands war. »Er leistet wirklich großartige Arbeit.«
    »Du verstehst es nicht. Für James ist das nicht nur Arbeit. Natürlich kann er damit Geld verdienen, aber er schnitzt, weil er muss. James hat immer geschnitzt, lange bevor es unserer Mutter recht war, dass er mit scharfen Werkzeugen hantierte. Er steht vor einem Stück Holz, starrt es eine Weile lang an, und dann macht er sich plötzlich an die Bearbeitung. Manchmal sieht er ein Bild im Holz und zeichnet es auf ein Stück Pergament, damit er anderen zeigen kann, was er sieht, oder um sicherzugehen, dass das, was er sieht, auch in Holz gearbeitet gut aussehen wird. Und das tut es immer.«
    »Ich fürchte, ich habe solche Begabungen nie ganz verstanden, auch wenn sie mir öfter begegnet sind, sei es bei einem Bildteppichwirker oder einem Goldschmied. Doch dein Bruder ist ein Laird.«
    »Das spielt keine Rolle. Selbst wenn er ein König wäre, würde er noch an einem Stück Holz herumschnitzen. Er muss einfach. Wenn MacKay dieses Talent vernichtet, James’ Hände unheilbar bricht, wird er in meinem Bruder etwas zerstören, was wahrscheinlich nicht einmal seine Annora richten kann. Ich glaube, so geht es vielen Menschen, die mit solchen Gaben gesegnet sind.«
    »Dann müssen wir ihn eben befreien, bevor MacKay ernsten Schaden anrichten kann. Wenn es dich tröstet – trotz all seiner Schläue und Brutalität ist MacKay meiner Meinung nach nicht besonders schnell von Begriff. Ich denke nicht, dass er weiß, wo dein Bruder verwundbar ist.«
    »Ich hoffe inständig, dass du recht hast; denn wenn MacKay weiß, wie wichtig es meinem Bruder ist, mit Holz zu arbeiten, wird er sich als Erstes seine Hände vornehmen.«
    Kaltes Wasser klatschte in sein Gesicht. James wachte mit einem Ruck auf. Ihm war, als würde sein Kopf entzweispringen. Sein Körper fühlte sich an, als wäre er von einem hohen Fels auf einen harten Steinboden geworfen worden – und zwar mehrmals. Er erinnerte sich, dass MacKay voller Wut, weil es ihm nicht gelungen war, auch nur einen einzigen MacLaren zu töten, von seiner Verfolgung

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