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Der Wolfsthron: Roman (German Edition)

Der Wolfsthron: Roman (German Edition)

Titel: Der Wolfsthron: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cinda Williams Chima
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geschehen ist«, mischte Mellony sich in die Auseinandersetzung ein. »Ich bin sicher, dies ist für Korporal Byrne ein schwieriges Thema, zumal sein Vater noch nicht einmal begraben ist.« Sie beugte sich leicht vor. »Ich habe gehört, dass Ihr um einen Gefallen ersuchen möchtet, Korporal Byrne. Bitte, sprecht freiheraus.«
    Sie ist großzügig, dachte Amon. Jetzt, da die Krone in Reichweite ist.
    Gavan Bayar rückte auf seinem Stuhl nach vorn; er hatte die Hand an seinem Amulett und beäugte ihn, als wollte er ihm einen tödlichen Hieb versetzen, sobald er das Falsche hervorbrachte.
    »Ich habe tatsächlich eine Bitte«, sagte Amon. »Sie ist ungewöhnlich, aber ich hoffe, dass Ihr sie im Lichte des langjährigen Dienstes meines Vaters gegenüber Königin Marianna erfüllen werdet.«
    »Alles«, sagte Mellony eifrig, dann zuckte sie unter Lord Bayars Blick zusammen. »Sofern es in unserer Macht steht, Korporal Byrne, werden wir tun, worum Ihr bittet«, berichtigte sie sich selbst.
    »Ich möchte darum bitten, dass die Asche meines Vaters in der Nähe seiner Lehenskönigin begraben wird, auf dem Marianna-Gipfel«, sagte Amon. Als Mellony ihn verblüfft ansah, fügte er rasch hinzu: »Nicht – nicht neben ihr oder so etwas. Vielleicht irgendwo in der Nähe, am Fuß ihres Grabes, sodass er im Tode ebenso über sie wachen kann, wie er es im Leben getan hat.«
    »Oh!« Mellony erhob sich unter dem Geraschel ihres Seidenkleids und klatschte in die Hände. Tränen sammelten sich in ihren Augen. »Oh, das ist so romantisch. Die Vorstellung, dass Hauptmann Byrne für immer über seine Königin wacht!«
    »Haben die Byrnes nicht eine Gruft im Tempel?«, fragte Lord Bayar, den die romantische Seite dieser Vorstellung völlig unbeeindruckt zu lassen schien. »Wäre es nicht angemessener, Euren Vater neben Eurer Mutter zu begraben?«
    »Jawohl, Lord Bayar, das mag auf den ersten Blick so scheinen«, pflichtete Amon ihm bei und sah dem Magier offen in die Augen. »Aber meine Mutter würde es verstehen. Als sie meinen Vater geheiratet hat, wusste sie von dem besonderen Band zwischen der Königin und dem Hauptmann. Einem Band, das vom Leben bis in den Tod reicht.«
    Lord Bayar blickte finster drein. Amon vermutete, dass der Hohemagier ihm diese Bitte am liebsten auf der Stelle abgeschlagen hätte, aber keinen triftigen Grund dafür finden konnte. »Redner Jemson«, sagte Bayar. »Ihr werdet die Gedenkzeremonie Ihrer Majestät leiten. Ihr steht in der Pflicht, die alten Traditionen zu bewahren. Ist so etwas nicht … respektlos?«
    Jemson legte die Fingerspitzen aneinander und dachte darüber nach. Er blickte ernst drein. »Ich bin mir des Bandes zwischen den Königinnen und den Hauptmännern nur zu bewusst«, sagte er schließlich, ohne dass seine Miene irgendetwas verriet. »Wenn es das ist, was beide Familien wünschen, gibt es von meiner Seite keine Einwände.«
    »Lord Demonai?« Lord Bayar wandte sich jetzt an Averill. »Ich würde vermuten, dass Ihr als Gemahl der Königin ein solches Ansinnen für unschicklich …«
    »Ich fühle mich durch die Asche von Hauptmann Byrne ganz und gar nicht bedroht, Lord Bayar«, unterbrach Averill ihn. »Es hat für mich nie einen Grund gegeben, an Hauptmann Byrnes Loyalität oder der Natur seiner Aufmerksamkeit gegenüber der Königin zu zweifeln.« Der Blick, den er auf Gavan Bayar richtete, hätte die Drynne gefrieren lassen können.
    Mellony lächelte gerührt. »Ich glaube, meine Mutter, die Königin, wäre sehr erfreut zu wissen, dass ihr Hauptmann in ihrer Nähe ruht«, sagte sie und setzte sich wieder.
    Micah legte seine Hand auf ihre, beugte sich vor und flüsterte ihr etwas ins Ohr. Sie errötete und flüsterte etwas zurück.
    »Ich danke Euch, Eure Hoheit«, sagte Amon und versuchte, das Schauspiel vor seinen Augen nicht näher zu beachten. Er wollte nur noch weg von hier. Selbst die berüchtigten Straßen von Southbridge waren den Verschwörungen bei Hofe vorzuziehen. Immerhin hatte er bekommen, was er wollte – die Möglichkeit, sich die Grabstätte vor dem Begräbnis anzusehen, und einen triftigen Grund dafür, an der Beerdigung teilzunehmen.
    »Mit Eurer Erlaubnis werden Redner Jemson und ich noch heute zur Grabesstelle gehen und über die Riten für meinen Vater und die Lage seiner letzten Ruhestätte entscheiden.« Amon erhob sich und verneigte sich. »Wenn es gestattet ist, würde ich mich jetzt gern zurückziehen.«
    »Nur nicht so schnell«, sagte Lord Bayar.
    Amon

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