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Der Wolfsthron: Roman (German Edition)

Der Wolfsthron: Roman (German Edition)

Titel: Der Wolfsthron: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cinda Williams Chima
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die mit dem Familienwappen der Bayars – dem Falken – bestickten Stolen. Darauf ruhte, deutlich sichtbar, sein Amulett. Er sah mit einem scharfen, berechnenden Blick auf Amon herunter, als wäre er ein Stück gebratenes Fleisch, von dem er sich gerade etwas abschneiden wollte.
    Micah war ein Spiegelbild seines Vaters. Auch er trug ein schwarzes Gewand und Falkenstolen, und seine Haut wirkte kalkweiß unter den schwarzen Haaren. Fast begierig beugte er sich nach vorn und heftete den Blick seiner schwarzen Augen auf Amon, als glaubte er, dass Amon wichtige Nachrichten zu überbringen hätte.
    Averill trug die schöne Kleidung eines Händlers und einen Demonai-Talisman, der für die Bayars mit ihren Magieramuletten wie eine Provokation wirken musste. Der Trauerfarbe der Spirit-Clans entsprechend war er vollkommen in Weiß gekleidet, was ihn von den anderen ähnlich deutlich unterschied wie eine Taube von Krähen.
    Unwillkürlich schoss Amon der Gedanke durch den Kopf, dass diejenigen, die Schwarz als Trauerfarbe trugen, wie ein Schwarm Aasvögel wirkten, bereit dazu, sich über seine Gebeine herzumachen.
    Die beiden Bayars standen rechts und links von Raisas Schwester Prinzessin Mellony, die auf dem kunstvoll gearbeiteten Stuhl in der Mitte saß. Zwar hatten sie es nicht gewagt, sie auf den richtigen Thron zu setzen, aber das hier war nicht weit davon entfernt. Und auch wenn sie etwas größer als Raisa war, hatte Amon den Eindruck, als würde ein kleines Mädchen auf einem riesigen Stuhl sitzen.
    Mellony hatte sich schon immer viel mehr herausgeputzt als Raisa, sogar als sie beide noch klein gewesen waren. Das Kleid, das sie heute trug, sollte sie offenbar älter machen, damit sie geeigneter für die Rolle wirkte, die sie – wenn es nach dem Willen einiger Anwesender ging – von nun an spielen sollte.
    Sie hatten sie ausstaffiert wie eine Königin im heiratsfähigen Alter.
    Sie ist dreizehn, dachte er. Beinahe vierzehn. Aber derart zurechtgemacht wirkte sie fast wie sechzehn. Ihr schwarzes Kleid war einfach geschnitten und brachte ihre helle Haut und die blonden Haare gut zur Geltung. Aber trotz des Puders schimmerte ihre Nasenspitze leicht rosa, und ihre Augen verrieten, dass sie geweint hatte. An ihrem Hals und an ihren Handgelenken glitzerten die Diamanten von Königin Marianna.
    Sie erfüllt ihre Rolle bereits, dachte Amon verbittert. Er hatte Mellony immer für oberflächlich und unbedeutend gehalten, aber … war es möglich, dass sie selbst daran mitgearbeitet hatte, um den Weg zum Thron für sich freizumachen?
    Jetzt reicht es aber, wies er sich selbst zurecht. Du bist voreingenommen. Du wirst immer alles zugunsten von Raisa sehen. Mellony hat ihrer Mutter sehr nahegestanden. Es ist nur natürlich, dass sie jetzt die Juwelen der Königin trägt.
    Amon trat vor und kniete vor Mellony nieder, während er die Faust zur Brust führte. »Eure Hoheit«, sagte er. »Bitte nehmt mein Beileid für den Verlust an, den Ihr erlitten habt. Einen Verlust, den das gesamte Volk gemeinsam mit Euch betrauert.«
    Gar nicht so schlecht, dachte er. Er hatte auch seit den frühen Morgenstunden dafür geübt.
    »Und wollt Ihr bitte mein Beileid für den Verlust annehmen, den Ihr erlitten habt, Korporal Byrne«, sagte Mellony mit klarer, hoher Stimme. »Einen Verlust, den wir beinahe so deutlich spüren wie Ihr. Dies sind furchtbare Zeiten, nicht wahr?« Sie bedeutete ihm mit einer glitzernden Hand, sich zu erheben. »Bitte. Setzt Euch. Die Byrnes sind unsere Freunde und treuen Diener. Sie sind herzlich eingeladen, in unserer Anwesenheit zu sitzen.«
    Amon vermutete, dass ihr erst kürzlich jemand das königliche »wir« beigebracht hatte.
    Ein Stuhl wurde für Amon herbeigeschafft, und er ließ sich unbeholfen darauf nieder. Da er vor dem Podest saß, starrten immer noch alle auf ihn herunter.
    »Willkommen zurück am Hof, Korporal Byrne«, sagte Lord Bayar. »Es hat mich überrascht, von Eurer Rückkehr in die Fells zu hören. Ich hatte Euch immer noch auf der Akademie vermutet. Wie habt Ihr vom Tod Eures Vaters erfahren?«
    »Genau genommen war ich schon vorher unterwegs, Lord Bayar«, antwortete Amon. »Mein Vater hat mich gebeten, meine Ausbildung angesichts der Situation hier zu unterbrechen und nach Hause zurückzukehren. Ich wünschte nur, ich wäre früher gekommen.«
    »Angesichts der Situation hier?«, fragte Bayar. »Was genau meint Ihr damit? Hattet Ihr einen besonderen Grund zur Besorgnis?« Er machte eine Pause.

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