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Der Wolfsthron: Roman

Der Wolfsthron: Roman

Titel: Der Wolfsthron: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cinda Williams Chima
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    Raisa versuchte, sich aus Amons Griff zu winden. »Wirklich, Amon, ich glaube nicht, dass ich …«
    Eine vertraute Stimme unterbrach ihre Proteste. »Hauptmann Byrne! Gebt sie mir!«
    Sie gehörte Magret Gray, die bereits von ihrem Pferd gestiegen war und ihren regennassen Umhang abgelegt hatte. Magret breitete die Arme aus, und Amon tat, wie ihm geheißen. Und dann sah Raisa in Magrets vertrautes Gesicht, das jetzt tränenüberströmt war. Es zeigte viele neue Furchen, die der Schmerz gegraben hatte. Waren sie wirklich neu, oder hatte Raisa sie früher nur nicht bemerkt?
    Magrets Haare waren grauer als früher, wie immer zu dem dicken Zopf geflochten, der ihr fast bis zur Hüfte reichte. Als Kleinkind hatte Raisa sich an diesen Zopf geklammert und am Daumen gelutscht, wenn sie Trost gesucht hatte.
    Mellonys tränenverschmiertes Gesicht tauchte neben Raisas Ellenbogen auf. Sie sah ihre Schwester entsetzt an. »Raisa«, flüsterte sie. »Es tut mir so leid. Bitte stirb nicht auch noch.«
    »So bald habe ich das auch nicht vor«, sagte Raisa. »Magret. Bitte lass mich runter. Es geht mir gut, ich habe nur ein paar blaue Flecke.«
    Aber Magrets Griff zu entkommen war ebenso schwer, wie sich aus Amons Griff zu winden.
    »Bringen wir sie in den Turm«, befahl Amon. »Kiefer, ich brauche ein Dutzend Wachen an der Tür. Talia, geh zur Halle der Heiler und hol Lord Vega her, sofort. Mick und Hallie, nehmt euch ein Tripel und seht nach, ob ihr den Attentäter irgendwie aufspüren könnt. Aber seid vorsichtig.«
    Die Wachen marschierten in alle Richtungen davon, eine Explosion blauer Uniformen.
    »Ich helfe ihnen«, sagte Averill. Seine Augen funkelten vor Wut. »Ich kenne die Straßen.«
    »Nein.« Amon schüttelte den Kopf. »Je nachdem, wer hinter alldem steckt, seid Ihr vielleicht selbst eine Zielscheibe. Ich möchte Euch im Augenblick lieber in der Nähe wissen.«
    Averill öffnete schon den Mund, um Einwände zu erheben, als Nightwalker ihm zuvorkam. »Ich werde gehen, Lightfoot. Meine Krieger warten gleich vor dem Schlossgelände, und ich kenne die Straßen so gut wie Ihr.«
    »Der Schütze, der mich angeschossen hat, war auf dem Dach von Kendall House«, sagte Raisa zu ihm. »Das Geschoss liegt vielleicht noch irgendwo in der Nähe der Stelle, wo ich getroffen worden bin. Vielleicht verrät es uns irgendetwas.«
    Nightwalker nickte. Sein Gesicht war grimmig und entschlossen. »Wer immer es ist, wir werden ihn finden, Eure Hoheit.« Er glitt an Han und Dancer vorbei und verschwand durch den Torbogen.
    Magret schritt zum Turm; sie hielt Raisa immer noch in ihren Armen.
    »Magret. Lass mich runter«, bat Raisa verzweifelt. »Bitte glaub mir, wenn ich sage, dass ich nur blaue Flecken habe. Ich bin schon mal angeschossen worden und kenne den Unterschied.«
    Bei diesen Worten drehte Han sich um und sah sie an; sein Mund zuckte erheitert vor Erleichterung. Es war das erste aufrichtige Lächeln, das sie seit Langem bei ihm gesehen hatte und das sein vor Sorge hageres Gesicht erhellte.
    »Byrne, wir müssen dringend besser darin werden, die Königin zu beschützen«, sagte er. »Sonst kommt es noch so weit, dass sie ihren Hofdamen alte Kampfnarben zeigt, wenn sie ein bisschen zu viel getrunken hat. Und das wird unserem Ruf nicht gerade förderlich sein.«
    Amon nickte, aber er lächelte nicht. »Dem stimme ich voll und ganz zu. Wir müssen besser darin werden, und das werden wir auch.« Er drehte sich zu Raisa um. »Kommt schon, Hoheit«, sagte er eigensinnig wie immer. Er nickte Magret zu. »Bring sie rein.«

KAPITEL SECHSUNDZWANZIG
    Das Übereinkommen, nicht übereinzukommen
    M agret Gray ließ keine Einwände gelten. Die ehemalige Amme trug Raisa in einen der Salons im ersten Stock des Schlosses. Dort nahm sie Raisa die Rüstung mitsamt der Wattierung ab, zog sie bis auf die Unterwäsche aus und brachte sie dazu, sich mit einer Decke auf ein Sofa zu legen. Auf die sich violett verfärbende Prellung über Raisas rechter Brust legte sie ein Stück eiskalten Stoff.
    Der Hofarzt – ein Magierheiler namens Harriman Vega – brachte vier Gehilfen mit. Han Alister folgte ihnen in den Salon und baute sich mit verschränkten Armen neben Raisa auf.
    Lord Vega sah Han finster an. »Wartet bitte draußen, während wir Ihre Hoheit untersuchen«, sagte er mit hoher, belehrender Stimme.
    Han schüttelte den Kopf. »Ich bleibe«, beharrte er und wirkte dabei so unverrückbar wie ein Fels. »Hauptmann Byrne befindet sich

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