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Der Wolfsthron: Roman

Der Wolfsthron: Roman

Titel: Der Wolfsthron: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cinda Williams Chima
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gesellschaftlichen Waffen fein geschliffen sein, aber in einem richtigen Kampf würden sie ihr kaum helfen können. Und außerdem käme sie mit ihnen zusammen viel langsamer voran.
    Allerdings würde sicher niemand auf die Idee kommen, dass Raisa ana’ Marianna mit zwei Frauen aus Tamron unterwegs war.
    »Ich werde mit ihnen sprechen«, entschied Raisa. Simon wollte sich schon umdrehen, als Raisa ihm eine Hand auf den Arm legte. »Simon, weißt du, wer diese Männer da sind?«, fragte sie und nickte, ohne hinzusehen, in Richtung der Kartenspieler.
    Simon schüttelte den Kopf. Er war ihre Fragen längst gewöhnt, und er wusste, was sie wissen wollte. »Sie sind heute zum ersten Mal hier, aber sie bleiben nicht«, sagte er und grabschte sich ihren Teller. »Sie sprechen Ardenisch, aber sie bezahlen mit Münzen aus den Fells.« Er beugte sich näher zu ihr herunter. »Sie haben Fragen über Euch und die beiden Damen gestellt. Aber ich hab ihnen nichts gesagt.«
    Simons Kopf zuckte hoch, als sich die Schenkentür öffnete und einen Schwall feuchte, kühle Nachtluft zusammen mit ein paar Regentropfen hereinließ – und einem halben Dutzend neuen Gästen, die alle noch nie hier gewesen waren. Sie trugen Umhänge aus Walkwolle, die zwar unauffällig wirkten, aber zugleich etwas Militärisches an sich hatten. Raisa ließ sich in die Schatten zurücksinken. Ihr Herz hüpfte wie ein zappelnder gestrandeter Fisch. Sie versuchte, irgendetwas von ihrer Unterhaltung mitzubekommen, um herauszufinden, in welcher Sprache sie redeten.
    Wie lange soll das noch so gehen?, fragte sie sich dann. Wie lange konnte sie noch auf eine Eskorte warten, die vielleicht nie kommen würde? Wenn Gerard Tamron erobert hatte … wie lange würde es dann dauern, ehe er die Grenzen ganz dichtmachte und Raisa hier gefangen war? Vielleicht war es wirklich besser, sich so bald wie möglich allein über die Grenze zu wagen, statt weiter auf eine Eskorte zu warten.
    Aber in den Grenzgebieten wimmelte es nur so von Deserteuren, Dieben und Flüchtlingen, und dementsprechend hoch war das Risiko, ausgeraubt, vergewaltigt und ermordet am Straßenrand zu enden.
    Sollte sie bleiben oder gehen? Bleiben oder gehen … Die Frage hallte in ihrem Kopf wider wie der Regen, der auf das Blechdach der Schenke prasselte.
    Einem plötzlichen Impuls folgend stand sie auf und ging zum Tisch der beiden Frauen hinüber.
    »Ich bin Brianna Trailwalker«, sagte sie mit kalter, sachlicher Stimme. »Ich habe gehört, dass Ihr über die Grenze wollt und eine Begleitung sucht.«
    Die stämmige Frau nickte. »Das ist Lady Esmerell«, sagte sie mit einer Kopfbewegung in Richtung der jüngeren Frau. »Und ich bin Tatina, ihre Gouvernante. Unsere Heimat ist von der ardenischen Armee überrannt worden.«
    »Und wie seid Ihr auf mich gekommen?«, fragte Raisa.
    »Von Händlern weiß man, dass sie mit Waffen umgehen können, selbst die Frauen«, sagte Esmerell. »Und wir würden uns sehr viel wohler fühlen, wenn wir gemeinsam mit einer anderen Frau reisen könnten.« Sie zitterte leicht. »Unterwegs lauern nur allzu viele Männer, um zwei behütet aufgewachsene Damen auszunutzen.«
    Ich weiß nicht, dachte Raisa. Tatina sieht ganz danach aus, als könnte sie sehr gut ein paar Köpfe zusammenschlagen.
    »Wollt Ihr den Weg über die Fens nehmen oder den durch die Fells?«, fragte Raisa.
    »Wir werden den Weg nehmen, den Ihr uns vorschlagt«, sagte Esmerell. Ihre Unterlippe zitterte. »Wir möchten einfach nur von hier weg und im Tempel von Fellsmarsch Unterschlupf finden, bis die ardenischen Banditen wieder aus unserem Land vertrieben sind.«
    Das kann aber dauern, dachte Raisa.
    Esmerell griff in ihr Gewand und zog eine dicke Geldbörse hervor, die sie vor sich auf den Tisch knallte. »Wir können Euch bezahlen«, sagte sie. »Wir haben Geld.«
    »Steckt das bloß weg, bevor es jemand sieht«, zischte Raisa. Die Geldbörse verschwand wieder.
    Raisa sah auf die beiden hinunter und dachte nach. Sie konnte nicht ewig warten, dass jemand kam und sie holte. Vielleicht war es an der Zeit, ein Risiko einzugehen.
    »Bitte«, sagte Tatina und legte Raisa eine Hand auf den Arm. »Setzt Euch doch. Vielleicht möchtet Ihr uns erst besser kennenlernen, um …«
    »Nein.« Raisa schüttelte den Kopf. Falls irgendjemand Fragen stellte, sollte sich niemand daran erinnern können, wie sie in dieser Schenke mit den beiden Frauen an einem Tisch gesessen hatte. »Wir sollten besser bald zu Bett gehen, wenn wir

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