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Der Wolfsthron: Roman

Der Wolfsthron: Roman

Titel: Der Wolfsthron: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cinda Williams Chima
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morgen in aller Frühe aufbrechen wollen.«
    »Dann seid Ihr also einverstanden?«, fragte Esmerell und klatschte vor Freude in die Hände.
    »Still«, sagte Raisa und sah sich vorsichtig um, aber niemand schien auf sie zu achten. »Seid bei Tagesanbruch bei den Ställen, mit gepackten Sachen und dazu bereit, den ganzen Tag durchzureiten.«
    Damit verließ Raisa die beiden Frauen und kehrte zu ihrem Tisch zurück. Sie hoffte, dass sie die richtige Entscheidung getroffen hatte. Sie hoffte, dass sie auf diese Weise schneller als gedacht nach Hause kam. Pläne und Ideen wirbelten durch ihren Kopf. Sie würde Simon bitten, ein Paket mit Brot, Käse und Wurst für sie zusammenzupacken. Wenn sie erst in den Fens waren, konnte sie mit den Wasserläufern Kontakt aufnehmen, und sie würden vielleicht …
    »Ihr seht aus, als könntet Ihr ein bisschen Aufmunterung gebrauchen, junge Lady«, sagte eine raue Männerstimme auf Ardenisch. Ein massiger Fremder ließ sich schwer auf den Stuhl gegenüber von ihr plumpsen. Er gehörte zu der Gruppe, die gerade erst gekommen war, und sein Gesicht lag im Schatten einer Kapuze. Er hatte sich nicht einmal die Mühe gemacht, seinen Umhang abzulegen, obwohl sich dadurch Pfützen auf dem Boden bildeten.
    »Du da!«, rief er Simon zu. »Bring der Dame noch einen Becher von dem, was sie vorher getrunken hat, und mir einen Krug Bier. Und ein bisschen flott, wenn ich bitten darf. Es ist bald Sperrstunde.«
    Wut flackerte in Raisa auf. Allein in einer Schenke zu essen, barg auch die Gefahr, dass man von jedem Mann, der hereinmarschierte, als Freiwild angesehen wurde. Nun, sie würde ihn von diesem Irrglauben befreien.
    »Ihr mögt vielleicht den Eindruck haben, dass ich Begleitung wünsche«, sagte Raisa eisig, »aber da irrt Ihr Euch. Ich ziehe es vor, allein zu essen, und wäre Euch sehr verbunden, wenn Ihr mich nicht länger belästigen würdet.«
    »Jetzt habt Euch doch nicht so«, beklagte sich der Fremde so laut, dass er im ganzen Schankraum gehört werden konnte. »Für ein Mädchen wie Euch schickt es sich nicht, die ganze Zeit allein dazusitzen.«
    Der Soldat beugte sich vor, und seine Stimme veränderte sich. Sie wurde leise und weich, auch wenn er immer noch Ardenisch sprach, als wäre er hier geboren. »Seid Ihr Euch sicher, dass Ihr nicht einen Moment für einen Soldaten erübrigen könnt, der schon so lange unterwegs ist?«
    Er schob die Kapuze zurück, und Raisa blickte in die von Falten umgebenen grauen Augen von Edon Byrne, dem Hauptmann der Wache der Königin der Fells. Augen wie die seines Sohnes Amon. Die Ähnlichkeit war beinahe unheimlich.
    Raisa fiel fast die Kinnlade herunter. Fragen brandeten in ihr auf und drohten herauszuplatzen. Wie hatte er sie gefunden? Was tat er hier? Wieso konnte er fließend Ardenisch sprechen? War Amon bei ihm?
    »Nun«, brachte sie hervor. »Nun, na ja.« Sie räusperte sich, um etwas zu sagen, aber in diesem Moment brachte Simon ihnen die Getränke. Er knallte das Bier so hart vor Byrne auf den Tisch, dass es überschwappte. Byrne wartete, bis Simon wieder gegangen war, ehe er weitersprach.
    »Fetterford ist nicht länger sicher«, murmelte er noch immer auf Ardenisch. »Wir sind gekommen, um Euch nach Hause zu holen.« Byrne sah an ihr vorbei und musterte den Raum. Er roch nach Schweiß und Leder, und sein Gesicht war von seiner tagelangen Reise stoppelig. Obwohl er sich in seinen Stuhl fläzte, entging Raisa nicht, dass er den Umhang zurückgeschoben hatte, um den Schwertgriff hervorblitzen zu lassen.
    »Wir müssen uns unterhalten«, sagte Raisa und spürte, wie Hoffnung in ihrem Herzen aufkeimte. »Kommt in zehn Minuten in die Ställe hinter der Schenke.«
    Sie stand abrupt auf. »Wenn Ihr nicht geht, tue ich es. Belästigt jemand anderen.« Sie wandte sich zur Treppe um. Die Frauen aus Tamron waren ganz aufgeregt und kicherten mitfühlend; wahrscheinlich dachten sie, Raisa hätte ihr Angebot lieber annehmen und sich zu ihnen setzen sollen.
    »Junges Fräulein! Ihr habt Euren Apfelwein vergessen!«, rief Byrne hinter ihr her, was einiges an Spott und Gelächter nach sich zog.
    Raisa ging an der Treppe vorbei und durch die Küche, wo Simon gerade damit beschäftigt war, Brotteig zu kneten, der über Nacht aufgehen würde. »Mylady?«, fragte er und sah zu ihr hoch.
    »Ich brauche etwas frische Luft«, sagte Raisa. Simon starrte ihr nach, als sie durch die Hintertür verschwand und in den Regen hinaustrat. Zitternd zog sie sich Fiona Bayars

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