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Der Wolfsthron: Roman

Der Wolfsthron: Roman

Titel: Der Wolfsthron: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cinda Williams Chima
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nicht, welches Gift sie benutzt haben.«
    »Wer ist sie?«, fragte Willo und reckte den Hals, um einen Blick auf Rebeccas Gesicht werfen zu können.
    »R-Rebecca Morley. Sie lebt im Vale, aber sie hat Clan-Blut.« Vielleicht würde Willo sie nicht behandeln, wenn sie aus den Flatlands stammte.
    Die Hand der Matriarchin ruhte immer noch auf seinem Arm. Han hatte das seltsame Gefühl, dass ihre Berührung das Einzige war, das ihn noch aufrecht hielt. Sie sah ihn ebenso seltsam an. »Hast du auch einen solchen Bolzen abbekommen?«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich … ich hab versucht, sie zu retten. Aber ich bin kein Heiler.«
    »Hast du Magie benutzt?«
    Han nickte. »Hab’s versucht.« Er wedelte niedergeschlagen mit der Hand. »Hat nicht funktioniert. Ich …«
    Han spürte, wie sich der Energiefluss veränderte und irgendeine Leere in ihm füllte. »Oh«, keuchte Willo. Ihre Augen wurden weit, und Tränen quollen hervor. »Oh, Hunts Alone …« Ihre Stimme brach.
    »Es tut mir so leid«, sagte er. Speichel bildete sich in seinem Mund, aber er hatte keine Möglichkeit, ihn hinunterzuschlucken. Sein Körper gehorchte seinen Befehlen nicht mehr richtig.
    Atmen.
    »Gibst du mir das Mädchen?«, fragte sie. »Lässt du es mich versuchen?«
    Er nickte, benommen vor Erleichterung. »Bitte, Willo. Bitte. Rette sie. Es spielt keine Rolle … was mit mir passiert.«
    »Lass sie los«, sagte Willo. »Lass dein Amulett los, und überlass sie mir.«
    Han konnte hören, dass die plagende Stimme in seinem Kopf etwas brüllte. Crow. Er beachtete ihn nicht. Er löste seinen eisernen Griff um das Amulett.
    Willo streckte die Arme aus, und Han beugte sich vor und ließ das Mädchen in sie hineingleiten. Als Willo in Rebeccas Gesicht sah, schnappte sie nach Luft. Sie wurde blass, trotz ihrer bronzefarbenen Haut. »Beim Blute von Hanalea«, flüsterte sie.
    Han wurde kalt vor Angst. War sie tot? War Rebecca bereits tot? War er doch zu spät gekommen? Hatte er die ganze Zeit ein totes Mädchen bis nach Marisa Pines geschleppt?
    Willo sah die glotzenden Demonai an. »Bringt Hunts Alone zur Matriarchinnen-Lodge«, befahl sie. »Sofort. Und holt Elena Cennestre her. Ich brauche Hilfe.«
    »Willo!«, rief Han, aber sie war bereits weg und schritt mit der schlaffen Rebecca in ihren Armen zu ihrer Hütte. Die Bogenschützen packten Han und zogen ihn vom Pferd. Er versuchte sich zu wehren, aber es gelang ihm nicht, und er stürzte kopfüber in die Dunkelheit.

KAPITEL ELF
    Enthüllte Geheimnisse
    A ls Raisa erwachte, hörte sie Frauenstimmen, und der Geruch von langsam vor sich hin köchelndem Essen lag in der Luft. Eine Weile lauschte sie einfach nur und atmete; sie fürchtete sich davor, die Augen zu öffnen. Ihr ganzer Körper kribbelte und brannte, als würden ihr Nadeln und Dornen in die Haut getrieben. Es fühlte sich so ähnlich an, wie wenn nach einem ganzen Tag draußen in der Kälte das Blut wieder in die Zehen und Finger zurückströmte. Hören, riechen, schmecken: Alle ihre Sinnesorgane reagierten überaus empfindlich auf ihre Umgebung. Selbst die ruhige Unterhaltung klang in ihren Ohren wie Lärm.
    Die Frauen unterhielten sich in der Sprache der Clans. Andere vertraute Geräusche drangen zu ihr: ein surrendes Spinnrad, ein hämmernder Webstuhlklöpfel, zischende Flammen der Feuerstelle. Raisa wusste, wo sie war, noch bevor sie die Augen öffnete – in einer Lodge der Highland-Clans.
    Sie lag flach auf dem Bauch auf einem tiefen, weichen Federbett unter einer leichten Decke, und ihre Pritsche stand dicht beim Feuer. Sie trug ein lockeres Kleidungsstück aus weißem Flachsleinen, das im Nacken zusammengebunden war. Ein dumpfer Schmerz in ihrem Rücken zog ihre Aufmerksamkeit auf sich – er war so beharrlich wie Zahnschmerzen. Behutsam legte sie ihre Hand in den Nacken und tastete den Bereich mit den Fingern ab. Sie stieß auf dicke Verbände.
    Sie musste in Marisa Pines sein. Wie war sie hierhergekommen? Es war, als würde sie ein Buch an einer beliebigen Stelle aufschlagen oder als wäre sie mitten in eine Theaterszene geraten, ohne zu wissen, was bisher geschehen war.
    Es spielt keine Rolle, dachte sie und schloss die Augen wieder. Jetzt würde alles gut werden. Endlich konnte sie sich ausruhen, nachdem sie so lange Zeit mit aller Kraft darum gekämpft hatte, am Leben zu bleiben. Jemand anderes würde die Verantwortung übernehmen. Sie würde ihrer Mutter sagen, was geschehen war, und Marianna und Averill würden etwas tun. Mit

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