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Der Wolfsthron: Roman

Der Wolfsthron: Roman

Titel: Der Wolfsthron: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cinda Williams Chima
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Kopf und weigerte sich, mehr zu trinken. »Es ist zu heiß!«
    Willo und Elena sahen sich an und nickten.
    »Das kommt von dem Gift«, sagte Willo. »Wenn man es überhaupt überlebt, bringt es die Nerven durcheinander. Heiß wirkt wie kalt, kalt wie heiß. Manche sagen, dass es sich so anfühlt, als würde man in Flammen stehen.«
    »Wisst ihr, was es ist? Das Gift, meine ich.« Raisa sah von Willo zu Elena.
    »Es wird aus einem Baumpilz gewonnen«, erklärte Willo. »Einem Pilz, der an Nordhängen wächst. Wir benutzen ihn manchmal, um Fisch zum Räuchern zu fangen.«
    Elena hielt ihr den Becher wieder hin, und Raisa bemühte sich zu trinken, indem sie ihre wirren Nerven ignorierte. Danach tastete sie vorsichtig mit der Zunge über die Lippen und stellte überrascht fest, dass sie keine Blasen aufwiesen. »Wie lange … Wie lange wird das so bleiben?«
    Willo zuckte mit den Schultern. »Das ist schwer zu sagen. Die meisten überleben dieses Gift nicht.«
    Elena stellte den Becher wieder weg, als klar war, dass Raisa nichts mehr trinken würde. Ihre Großmutter, die sonst so gelassen war, wirkte reizbar und unruhig.
    »Ich würde mir gern die Wunde ansehen, solange Ihr wach seid«, schlug Willo vor. »Ich habe sie mit Schlangenbisswurz behandelt, auch wenn es ein bisschen spät ist, um das Gift noch herauszuziehen.«
    Gehorsam legte Raisa sich auf den Bauch und stützte den Kopf auf die Arme. Willo schob das Gewand hoch und schnitt den Verband von der Wunde weg. Elena holte einen Topf mit heißem Wasser vom Feuer.
    »Kannst du uns sagen, was passiert ist?«, fragte Elena, als sie sich wieder neben sie setzte. Ihre Großmutter war schon immer gut darin gewesen, direkt zur Sache zu kommen. »Wer hat dich angegriffen?«
    »Sprecht nur, wenn Ihr Euch dazu in der Lage fühlt, Hoheit«, murmelte Willo.
    Raisa kämpfte gegen ein leicht kribbelndes Unbehagen an. Aber die eine Frau war immerhin ihre Großmutter, und die andere, Willo, war in den gesamten Spirit Mountains als begabte Heilerin bekannt. Sicherlich konnte sie den beiden vertrauen. Immer wenn sie in den Highland-Camps gewesen war, fernab von der Politik des Hofes, hatte sie sich sicher und gut versorgt gefühlt.
    Trotzdem konnte sie den Gedanken nicht abschütteln, von Feinden belagert zu sein – so vieles von dem, was sie einmal geglaubt hatte, hatte sich als falsch herausgestellt.
    »Es waren abtrünnige Mitglieder der Wache der Königin«, sagte Raisa schließlich. »Ich kannte nur einen von ihnen, Mac Gillen. Er ist tot.« Sie holte tief Luft und biss die Zähne zusammen, als Willo den Umschlag mit Schlangenbisswurz von der Wunde zog. »Damit hat mich meine eigene Wache zum zweiten Mal verraten. Sie ist schon auf dem Weg nach Odenford auf mich losgegangen. Auch damals war Gillen der Anstifter, auch wenn er nicht selbst dabei war.«
    Elena nickte. »Das hat Nightwalker uns erzählt.«
    Der Demonai-Krieger Reid Nightwalker hatte Raisa und die Grauwölfe vor den abtrünnigen Wachen gerettet.
    »Beim letzten Mal kam es mir noch so vor, als hätten sie mich lebendig erwischen wollen. Dieses Mal wollten sie mich eindeutig töten.« Was hatte sich inzwischen geändert?
    Willo versorgte die Wunde mit neuem Schlangenbisswurz. Das Zeug fühlte sich klebrig und unangenehm an, aber auch warm. Was wahrscheinlich bedeutete, dass es kalt war.
    »Hauptmann Byrne ist tot«, erzählte Raisa weiter. »Er ist bei dem Versuch, mich zu schützen, im Pass gestorben. Ich glaube, die übrigen seines Trupps sind bei der Schutzhütte getötet worden, oder nicht weit weg davon. Wir müssen jemand hinschicken, um die Leichen zu bergen.«
    Elena nickte, als wäre das nichts Neues für sie. »Nightwalker und eine Gruppe von Kriegern haben deine Spur bereits bis zum Pass zurückverfolgt.« Sie machte eine Pause. »Er war gerade erst aus der Stadt zurückgekehrt, als du hier angekommen bist. Nightwalker hat sich furchtbare Sorgen um dich gemacht – aber er war auch wütend. Er ist nur deshalb von deiner Seite gewichen, weil er diejenigen, die dich angegriffen haben, finden und … befragen wollte.« Elenas Gesicht verhärtete sich, und ihre Augen glitzerten. »Aber er ist zu spät gekommen. Er hat Hauptmann Byrne gefunden und mehrere kleine Gruppen von Soldaten – die alle kein Emblem getragen haben –, aber sie waren bereits tot. Manche sind mit Armbrüsten getötet worden, andere mit einem Langbogen.«
    »Mit einem Langbogen?«, murmelte Raisa in ihren Arm, der ihr als Kissen diente.

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