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Der Wolfstrank

Der Wolfstrank

Titel: Der Wolfstrank Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Common.«
    Das war uns unbekannt. Suko sagte: »Aber wir haben Sie hier in London aufgegriffen.«
    »Ja«, bestätigte Morton leise. »Wenn Sie mich jetzt fragen, wie ich hierher gekommen bin, muss ich leider passen. Ich weiß es beim besten Willen nicht.«
    Das glaubten wir ihm sogar. Menschen in seiner Lage logen nicht. Trotzdem blieb es für uns ein Rätsel, dessen Auflösung für uns allerdings nicht mehr wichtig war, denn wir mussten einen anderen Weg gehen und die Quelle erreichen.
    »Was fällt Ihnen denn noch alles dazu ein?«, wollte ich wissen.
    Wieder traf mich der verzweifelte Blick. »Bitte, Mr. Sinclair, ich weiß es doch nicht. Ich kann mich an nichts erinnern. Ich weiß nicht, was ich in meiner zweiten Gestalt alles getan habe. Wenn es Verbrechen waren, dann... dann...« ihm versagte die Stimme. Er senkte den Kopf und begann zu weinen.
    Wir konnten ihm beim besten Willen keinen Vorwurf machen. Als Mensch reagiert man anders als ein Werwolf. Die Bestie konnte nicht nachdenken und überlegen. Sie ging einzig und allein ihrem verdammten Trieb nach, und das war schlimm. Wenn die Rückverwandlung erfolgt war, dann war die Erinnerung schon sehr schwach. Das hatten wir nicht nur bei Morton erlebt, sondern auch in anderen Fällen.
    Wir warteten, bis er sich beruhigt hatte, und ich kam wieder auf den geheimnisvollen Mann im Wald zu sprechen. »Können Sie mehr über diese Person sagen?«, fragte ich ihn.
    »Nein. Ich erinnere mich nur schwach. Sie war sehr düster, aber sie hatte so grausame und kalte Augen. Ich habe in meinem gesamten Leben noch nie derartige Augen gesehen. Ich fürchtete mich davor, aber sie faszinierten mich auch.«
    »Der Mann lebte im Wald«, sagte Suko.
    »Jedenfalls hat er das behauptet.«
    »Sie waren auch in seinem Haus oder in seiner Hütte?«
    Cedric Morton nickte. »Das bin ich gewesen. Er hat mich irgendwo hineingeführt.«
    Ich stieß die Luft aus, bevor ich fragte: »Haben Sie irgendetwas behalten, was uns weiterbringen könnte? Details, die wichtig für die Aufklärung sind?«
    »Nein, das habe ich nicht.«
    »Auch nicht, wenn Sie nachdenken?«
    » Sorry , auch dann nicht.«
    »Sie hatten aber dort beruflich zu tun?«
    Er nickte.
    »Was?«
    »Ich wollte Bodenproben nehmen, Mr. Sinclair. Das Umweltministerium ist seit den letzten Seuchen aufgeschreckt worden. Jetzt wollen sie dort alles hundertprozentig machen. Nichts soll die Umwelt mehr stören, besonders keine Säure. Nun, dann hat man mich geschickt, um eben die Proben zu nehmen. Aber die sind nie beim Ministerium gelandet. In den letzten Tagen wurde alles anders.«
    Das konnte ich mir denken, denn seit drei Tagen hatten wir Vollmond.
    »Wichtig wäre es trotzdem für uns, eine Wegbeschreibung von Ihnen zu bekommen.«
    »Das ist nicht schwer. Sie müssen nach Common fahren.«
    »Das ist doch nicht das Ziel«, sagte ich lächelnd.
    »Nein, das nicht. Doch der Wald, dessen Boden ich untersucht habe, liegt ganz in der Nähe des Ortes. Das wird Ihnen jeder Bewohner da sagen können. Mir haben sie auch geholfen.«
    »Und niemand hat Sie vor dem geheimnisvollen Mann im Wald gewarnt?«, erkundigte sich Suko.
    »Nein, keiner.« Er schaute meinen Freund offen und ehrlich an. »Das schwöre ich.«
    Suko nickte. »Gut, dann werden wir uns um die Dinge kümmern. Danke für Ihre Hilfe, Mr. Morton.«
    Er begriff, das sich unser Gespräch dem Ende zuneigte und schüttelte verwundert den Kopf. »Das war alles? Wirklich alles...?«
    »Vorläufig ja.«
    »Aber ich bin auch noch da. Was geschieht denn mit mir? Ich will die Verwandlung nicht mehr erleben. Bitte, tun Sie was dagegen.«
    Er streckte uns hilfesuchend seine Hände entgegen, aber wir konnten nur die Köpfe schütteln.
    »Nichts?«, hauchte er. »Wirklich nichts?«
    »Wir müssen abwarten«, sagte Suko.
    »Aber ich will diesen Horror nicht mehr durchmachen!«
    Das konnten wir verstehen, nur gab es im Moment keine andere Möglichkeit. Es stand auch nicht fest, ob er je wieder in sein normales Leben zurückfand. Er würde den Horror erneut durchmachen, wenn die Nacht anbrach. Davon konnten wir ihn nicht befreien. Es sei denn, wir blieben bei ihm und setzten dann unsere Waffen gegen ihn ein. Das wollten wir ihm auch nicht zumuten. Zumindest jetzt nicht. Wir sprachen mit Morton auch nicht darüber.
    »Hier sind Sie in Sicherheit«, sagte Suko. »Denn hier können Sie keinen Schaden anrichten, so schlimm es sich für Sie auch anhören mag. Aber es ist besser so.«
    Cedric Morton sah aus,

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