Der Wolfstrank
zu verwandeln?«
»Keine Ahnung. Ich weiß auch nicht, woher das Rezept stammt.«
»Denk mal an deine Freundin.«
»Du meinst Morgana Layton?« Ich winkte ab. »Nein, das glaube ich einfach nicht.«
»Hast du auch einen Grund?«
»Klar. Wenn mich nicht alles täuscht, ist sie in der Mallmann’schen Vampirwelt gefangen. Ich glaube nicht, dass Dracula II sie so einfach laufen lässt. Er will keine Konkurrenz, also bleibt sie dort.«
»Naja...«
»Du glaubst mir nicht?«
»Nein, nicht wirklich. Es kann sich etwas verändert haben, von dem wir nichts mitbekommen haben.«
Ich sagte nichts mehr dazu, weil ich so weit nicht denken wollte. Nur keine neuen Probleme, wir mussten erst den anderen Fall lösen, und wir würden auch nicht mehr lange im Büro sitzen bleiben, sondern uns so rasch wie möglich auf den Weg machen.
Das Vorhaben wurde zunächst durch das Klingeln des Telefons vereitelt. Um diese frühe Stunde rief selten jemand an, da musste es schon brennen.
Genau mit diesem Gefühl hob ich ab und brauchte mich erst gar nicht zu melden, denn ich hörte die Stimme unseres Chefs. »Gut, dass Sie im Haus geblieben sind. Ich möchte Sie und Suko gern so schnell wie möglich sprechen.«
»Kein Problem, Sir, wir wären sowieso noch zu Ihnen gekommen.«
Suko, der über Lautsprecher mitgehört hatte, runzelte die Stirn. »Klang ziemlich neutral, unser großer Meister.«
»Oder nach Ärger.«
»Noch ein Fall?«
Ich war schon aufgestanden. »Möglich ist schließlich alles.«
Glenda war diesmal auch nicht informiert worden. »Das ist wohl Knall auf Fall gekommen«, meinte sie.
»Okay, dann sind wir mal weg...«
»Viel Spaß.«
***
Sir James war nicht allein. Ein etwa 30jähriger Mann mit einem jungenhaft wirkenden Gesicht hielt sich bei ihm auf. Er trug eine blaue Wildlederjacke und eine schwarze Hose mit scharfen Bügelfalten. Uns kam der Mann bekannt vor. Wir hatten ihn schon einige Male im Yard Building gesehen. Namentlich allerdings war er uns unbekannt, was sich änderte, als Sir James ihn vorstellte.
»Ich darf Sie mit Dennis Fenton bekannt machen. Mr. Fenton ist ein Kollege. Er arbeitet in der Abteilung Früherkennung von Verbrechen. Ich denke, dass er Ihnen etwas Interessantes zu berichten hat. Bitte, nehmen Sie doch Platz.«
Wir reichten uns die Hände. Der Kollege war uns sympathisch. Er hatte einen offenen Blick, und um die Augen herum gruppierten sich zahlreiche Lachfältchen.
Der Mann kam sofort zur Sache. Er erklärte uns, dass er heute am frühen Morgen einen Anruf aus seiner alten Heimat bekommen hatte, von einer Frau, die er aus seinen Kindertagen kannte.
»Wo finden wir denn Ihre Heimat?«, erkundigte sich Suko.
Fenton winkte ab. »Der Ortsname wird Ihnen nichts sagen. Er lautet Common und...«
»Was sagten Sie?«, rief ich so laut, dass er sich fast erschreckte. »Sie meinen Common südlich von Dorking?«
»Ja, genau.« Er schüttelte den Kopf. »Dass Sie den Ort kennen, wundert mich.«
»Bitte, sprechen Sie weiter.«
Das tat er auch dann. So erfuhren wir, dass er einen Anruf von einer älteren Frau namens Marlene King bekommen hatte. Es war ein Hilferuf gewesen. Was die Frau gesehen und erlebt hatte, das alarmierte uns natürlich bis ins Mark. Ob das Schicksal oder der Zufall hier Regie geführt hatte, wir konnten es nicht mit Bestimmtheit sagen, aber Dennis Fenton war ziemlich überrascht, als er nach seinem Bericht erfuhr, dass wir an dem gleichen Fall arbeiteten.
Nur das Gesicht unseres Chefs gefiel uns nicht, denn er war ahnungslos. »Ich habe bereits gehört, dass Sie einen Teil der Nacht hier im Yard verbracht haben, aber könnte ich jetzt den Grund erfahren?«
»Natürlich, Sir«, erwiderte ich. »Wir wären auch zu Ihnen gekommen, aber jetzt liegen die Dinge anders. Dieser Werwolf, der mit richtigem Namen Cedric Morton heißt, den hat das Schicksal in der Nähe von Common erwischt. Dort wurde er zu einem Werwolf. In einem Wald. Wie wir jetzt von Mr. Fenton hörten, hat auch Mrs. King von einem Wald gesprochen, in dem ihre Enkelin verschwunden ist.«
»Ja«, bestätigte der Kollege. »Und sie hat große Angst davor, dass der Kleinen Schlimmes passieren kann. So muss das leider gesehen werden.«
»Aber diese Lucy war keine Werwölfin?«, fragte Suko noch mal genauer nach.
»Nein.« Fenton wirkte recht bedrückt. Es war ihm anzusehen, wie nahe ihm das alles ging. »Ich begreife es auch nicht. Ich habe nur weitergegeben, was man mir gesagt hat. Wenn ich Marlene King
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