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Der Wolkenatlas (German Edition)

Der Wolkenatlas (German Edition)

Titel: Der Wolkenatlas (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Mitchell
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Schiff hatte die Farbe vom Himmel, drum konnte mans erst sehn wenns dicht vor der Küste war. S hatte keine Ruder, nee, un Segel auch nich, s brauchte keinn Wind un keine Strömung, weil es fuhr mitm Clever von den Alten. Lang wie n großes Inselchen war das Schiff, hoch wie n kleiner Berg un zwei-drei-vierhunnert Leute warn drauf, vielleicht auch ne Milljon.
    Altes Clever bringt n schwirrnden Mückenschwarm von Fragen un Rätseln mit, isses nich so? Mit dem Schiff wars nich anders. Wie tat sichs bewegen? Wo ging seine Reise hin? Wie hatte es das viele Feuerknalln un den Untergang überlebt? Na, ich hab nich viele Antworts rausgekriegt, un anders als wie bei den meisten andern Geschichtenmännern sind Zachry seine Fabeln keine Fantasie. Der Stamm wo auf dem Schiff lebte kam von ner Insel nams Prescience I, was so was wie die Insel Weitkuck heißt. Prescience war größer als wie Maui, kleiner als wie Big I un fernfern im blaun Norden, mehr wie das weiß ich nich oder tu ich euch nich sagen.
    Na, das Schiff landete so zehn Steinwurfs vor School’ry Head un vorne kamn zwei kleinre hornissiche Boote raus un flogen über die Brandung an n Strand. In jedm warn seks-acht Männer un Fraun drin, alle in Cleversachen wo nich nass blieben wenn sie nass wurden. Ach, alles an denen war wundersam. Die Schiffsfraun warn wie Kerls, ihre Haare warn kurzgeschorn un nich geflochten als wie bei den Talfraun, un sie warn drahticher un stärker. Ihre Haut war glatt un gesund un ohne grindiche Stellen, aber alle warn sie dunkelbraun un schwarz un taten sich mehr ähnlich sehn als wie andre Leute auf Big   I. Viel reden taten die Prescients auch nich, nee. Zwei Wachen blieben bei den Booten stehn un wenn wir sie fragten: Wie heißtn ihr? oder Wo fahrtn ihr hin?, schüttelten sie bloß mitn Köpfen als wie wenn sie sagen wollten: Ich tu euch nich antworten, nee, also hört mit euern Fragen auf . Durch n geheimvolles Clever konnten wir nie richtich nah rangehen. Die Luft wurd immer dicker bis du nich mehr weiter konntest. N schwindlichen Schmerz haste auch davon gekriegt, drum haste lieber keine Faxen gemacht.
    Der Tausch fand aufm Anger statt. Die Prescients redeten ganz komisch, nich träg un holprich wie die Hilo sondern salzich un kühl. Wenn sie gelandet warn, war der Flüster schon schaffich gewesen un aus den meisten Häusern wurden Körbe mit Obst un Gemüse un Fleisch zum Anger getragen. Die Prescients füllten frisches Wasser ausm Bach in sondre Fässer. Dafür tauschten sie Eisenwarn wo besser warn als wie alle auf Big I gemachten. Sie tauschten gerecht un redeten nie haklich wie die Wilden in Honokaa, aber höflich reden tut ne Linie vor dir ziehn wo sagt, ich achte dich, aber du un ich sind nich von einer Sippe, drum bleib bloß hinter deiner Linie, klar? Un so fragten die Prescients nie nach unsern Namen un verrieten uns auch ihre nich, aber wir Kleinen nannten sie Kurzer Oberster un Hammerkopf un Schwester Hässlich , un unsre Mas un Pas übernahmen unsre Spitznamen wenn die Besucher wieder auf ihrm Schiff warn.
    Ja, die Prescients hatten fürs Tauschen mit uns boah strenge Regeln. Sie tauschten nie Zeug ein wo mehr Clever hatte als wie irgnwas wos auf Big I schon gab. Wie Pa umgebracht war, wurd auf ner Versammlung beschlossen bei Abel sein Haus ne Garnison zu baun, zum Schützen vom Muliwai Trail der wo unser Hauptweg von Sloosha’s Crossin’ in die Neun Täler war. Die Äbtissin tat die Prescients um sondre Waffen zum Verteidigen gegen die Kona bitten. Die Prescients sagten nein. Die Äbtissin tat mehr-wenicher drum betteln. Sie sagten weiter nein un damit hatte sichs.
    Ne andre Regel war uns nich zu sagen was hinterm Ozean liegt, sogar von der Prescience Insel sagten sie uns nix als wie ihrn Namen. Napes ausm Inoyue Haus fragte ob er sich ne Fahrt auf ihrm Schiff verdienen könnt, un näher als wie da hab ich die Prescients nem Lachen nie kommen sehn. Ihr Oberster sagte nee un keinn hats gewundert. Wir ham ihre Regeln nie gebrochen, weil wir glaubten sie tun unsrer Zivlesion ne Ehre an wenn sie mit uns tauschen. Die Äbtissin tat sie jedes Mal einladen noch auf n Schmaus zu bleiben, aber der Oberste lehnte immer höflich ab. Dann schleppten sie ihr getauschtes Zeug zurück zu ihrn Booten. Ne Stunde später wars Schiff dann wech, nach Osten im Frühling, nach Norden im Herbst.
    So warn die Besuche, jedes Jahr, seit die Leute sich erinnern konnten. Zeit kommt, Zeit geht, Schiff kommt, Schiff geht. Bis in meim

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