Der Wolkenatlas (German Edition)
erinnern. Ruby von den Potters wollte wissen warum den Prescients ihre Haut so dunkel is wie ne Kokinuss, weil wir hatten noch nie n Bleichen oder Rosanen von ihrm Schiff kommn sehn. Meronym sagte, ihre Vorfahrn hätten vorm Untergang ihrn Samen geändert um dunkle Babbas zu machen wo vor der Rotgrind-Krankheit geschützt warn, un so hatten auch die Babbas von den Babbas ne dunkle Haut gekriegt, wie der Vater so der Sohn, ja, genau wie bei Kanickels un Gurken.
Napes ausm Inouye Haus wollt wissen ob sie verheiratet is, weil er hatte keine Frau aber n Garten mit Macadnüssen und ne Flanzung mit Feigen un Zitronen ganz für sich allein. Alle lachten, ja, un sogar Meronym tat lächeln. Ja, sagte sie, sie wär mal verheiratet gewesen un hätt n Sohn auf Prescience nams Anafi, aber ihr Mann wär vor vieln Jahrn von Wilden umgebracht worden. Mit den Zitronen un Feigen würds aber trozdem nix werden, meinte sie traurich, weil für n Ehemännermarkt wär sie schon zu alt. Napes schüttelte ganz traurich mitm Kopf un sagte, ach, Schiffsfrau, du hast mirs Herz gebrochen.
Als Letzter fragte mein Vetter Kobbery, wie alt bistn du? Ja, das wars wo wir alle drüber am Rätseln warn, aber keiner war auf ihre Antwort gefasst. Fümfzich. Ja, das hat sie gesagt un wir warn genauso baff wie ihr jetz. Fümfzich. Plözlich war ne Luft in unsrer Küche als wie wenn n kalter Wind aufkommt. Bis fümfzich leben is nich wundersam, nee, bis fümfzich leben is unheimlich un nich natürlich, ne? Wie alt werden die Prescients denn? , fragte Melvil vom Black Ox. Meronym zuckte mit den Akseln. Sechzich, siebzich … ach, uns alln tat vor Schreck die Spucke wechbleiben! Meistens beteten wir mit vierzich zu Sonmi sie soll uns von unserm Elend befrein un machen dass wir schnell in nem neun Körper wiedergeborn werden, so wie man nem Hund wo man liebt die Kehle durchschneidet wenner krank is un am Leiden. Der einziche Talmann wo bis fümfzich gelebt hatte un nich vom Rotgrind oder ner Schleimlunge zerfressen worden war, war Truman der Dritte, un jeder wusste wie er in ner wirbelsturmichen Nacht n Pakt mit Old Georgie geschlossen hatte, ja, der Dummkopf hatte für n paar Jahre mehr seine Seele verkauft. Na, damit war ihre Fabel inne Binsen un die ganze Herde brach auf um ihre Antworts zu bekwatschen, un alle flüsterten sie: Danke Sonmi dass sie nich in unser Haus gekommn is.
Ich war froh dass unser verdammter krummer Gast alle gelehrt hatte schlau zu sein un ihr nich einn Schritt übern Weg zu traun, aber inner Nacht kriegte ich kein Auge zu wegen den Mücken un Nachtvögel un Kröten un nem geheimvolln Jemand wo leise im Haus rumklapperte un Sachen aufhob un an n andern Platz legte, un der Name von diesem geheimvollen Jemand war Verändrung.
Die ersten eins, zwei, drei Tage schlich sich die Prescientfrau in meim Haus ein. Sie tat sich nich benehmn wie ne Bienenkönigin, nee, das muss ich zugeben, sie war nich ein Aungblick am Faulenzen. Sie half Sussy beim Käse machen, Ma beim Zwirnen un Spinnen, sie ging mit Jonas Vogeleier suchen, hörte sich Catkin ihr Jaulen über die Schulerei an un holte Wasser un hackte Holz un war n schneller Lerner. Klar hatte der Flüster n scharfes Auge auf sie, un Besucher kamn vorbei um die wundersame fümfzichjähriche Frau zu sehn wo aussah wie fümnzwanzich. Die Leute wo am Glauben warn sie würde Tricks un Tücken machen wurden fix entäuscht, weil das tat sie nich. Ma verlor ihre Sorge wegen der Schiffsfrau in eim Tag oder zwei, ja, sie war richtich nett zu ihr un tat mächtich mit ihr angeben. Unser Gast Meronym hier , unser Gast Meronym da , kikerikikiete sie von früh bis spät, un Sussy war noch zehnmal schlimmer. Meronym machte einfach mit ihrer Arbeit weiter, nur abends saß sie an unserm Tisch un schrieb auf sonderm Papier, wo vielviel feiner war als wie unsers. Ne boah schnelle Schreiberin war sie, aber sie schrieb nich in unser Sprache, nee, s war irgn n andres Sprech. In den Alten Ländern gabs nemmich noch andre Sprachen, nich bloß unsre. Was schreibstn du da, Tante Meronym?, fragte Catkin, aber die Prescient sagte nur, mein Leben, Hübsche, ich schreibe über mein Leben.
Ich konnt dies Hübsche- Tamtam mit meiner Familje nich leiden, un ich konnts auch nich leiden dass ständich alte Leute zu unserm Haus geschleicht kamn un sie nachm Rat von wegen länger leben fragten. Aber ihr Schreiben über die Täler wo kein Talmann lesen konnt machte mir am meisten Sorgen. War das Clever, war das
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