Der Wolkenatlas (German Edition)
n paar Stunden später sollt ich erfahrn wie Recht ich hatte.
Meronym un ich tauschten unsre Spinnerein un Decken un alles zimmich schnell wech, ja, un ich kriegte n Sack guten Manukakaffee, n paar prima Plastikröhrn, fetten Hafer, Rosinen von nem dunklen Kolekolemädchen un noch andres Zeug wo ich mich jetz nich dran erinnern tu. Die Kolokole sind gar nich richtich wild, schätz ich, selbs wenn sie ihre Toten unter n selben Langhäusern begraben wo die Lebenden drin wohnen, weil sie glauben dass sie da nich so alleinsam sind. Danach half ich ne Weile beim Gemeindetausch, dann ging ich n bisschen rum un kwatschte mit n paar Händlern ausser Gegend, weil nich alle Wilden sind schlechte Leute, nee. Ich erfuhr dass die Mackenzyleute sich n Haigott erfunden hatten un in ihrer Bucht abgestochne Schafe ohne Füße opferten, aber ich hörte auch von Konakrawalls östlich von ihrm normalen Jagdrevier, was über die Herzen un Gedanken von uns alln n dunklen Schatten legte. Dann kam ich zu ner Zukuckerschar wo sich um jemand versammelt hatte, un wie ich mich dazwischen schlängelte, sah ich Meronym oder Ottery wo auf nem Stuhl saß un den Leuten ihre Gesichter malte! Sie tauschte ihre Bilder gegen nixwerten Krimskrams oder was zum Kaun, un die Leute warn ganz ausm Häuschen un kuckten staunend zu wie ihre Gesichter ausm Nix aufm Papier auftauchten, un immer immer mehr Leute scharten sich um sie un riefen, ich will als Näkster! Ich will als Näkster! Viele fragten sie wo sie das gelernt hätt, un jedm tat sie antworten, das kann man nich lernen, Bruder, is alles nur Übung. Den Hässlichen gab die malnde Kräuterfrau n schönres Gesicht als wie sie hatten, aber sie sagte das hätten Künstler seit ewichen Zeiten so gemacht, weil wenns um Gesichter geht, wärn hübsche Lügen besser als wie grindiche Wahrs.
Wies dunkel wurd, kehrten wir zurück zu unsern Ständen un losten ums Wache halten, un dann ging in sondern Häusern nams Bars das Feiern los. Ich hatte ne frühe Wache gezogen, un wie ich fertich war führte ich Meronym mit Wolt un Onkel Bees inner Stadt rum bis uns die Musick zurück zur Kirche holte. S gab ne Kwetsche un Banjos un Welsfiedeln und ne kostbar seltne Stahlgitarre, un Fässer mit Schnaps wo jeder Stamm mitgebracht hatte um seinn Reichtum zu zeigen, un Säcke voll mit Selichkraut, weil wo Hilo sind, ach, da gibts auch Selichkraut. Ich zog tief an Wolt seiner Feife un die vier Tage Marsch von unser frein Luvseite zu den Kona ihre Leeseite kamn mir vor wie vier Milljonen, ja, das Selichkraut machte mich mit Babbaliedern dösich, aber dann ging das große Trommeln los, weil jeder Stamm hatte nemmich seine eignen Trommeln dabei. Foday vom Lotus Pond Haus un zweidrei Talleute spielten auf Tomtoms aus Plingholz un Ziegenfell, die bärtichen Hilo schlugen ihre Flumflumtrommeln, ne Familje aus Honokaa hängte sich ihre Haischnarrn um undn paar Honomu nahmen ihre Muschelschelln un das boah Trommelfest zupfte auf den Lustseiten von den Jungen un auf meinen, ja, un das Selichkraut trieb uns Tänzer vom Wumm-Krach un Bumm-Dumm zum Pang-Ping-Pong, bis wir trampelten als wie wenn wir Hufe unter unsern Füßen hätten, unds Blut war am Kochen un Jahre vergingn un mit jedm Trommelschlag streifte ich n neues Leben ab, ja, ich sah alle Leben wo meine Seele mal gewesen war bis weitweit zurück vorm Untergang, ja, ich saß auf nem galoppnden Ferd un kuckte mitten in nen Wirbelsturm, aber ich konnts keim erzähln, weil meine Worte warn wech, aber ich erinner mich noch gut an das dunkle Kolekolemädchen mit dem Tatu von ihrm Stamm, sie war n biegsamer junger Baum un ich, ich war der Wirbelsturm, ich blies un sie bog sich, ich blies doller un sie bog sich doller un kam mir ganz nah, un plözlich war ich die schlagnden Flügel von der Krähe un sie die züngelnden Flammen, un wie der junge Kolekolebaum seine schlanken Arme um meinn Hals schlang, funkelten ihre Augen wie n Kristall un sie hauchte mir ins Ohr: Ja, noch mal, ja, du un ich, noch mal.
Aufstehn , verfluchter Bengel, weckte mich mein Pa mit nem zornichen Klaps, heut is kein Morgen zum im Bett Rumlümmeln. Die Blase von meim Traum machte plopp un ich wachte unter kratzichen Kolokoledecken auf. Das dunkle Mädchen un ich warn innander verschlungen wie zwei öliche Eidechsen wo sich gegnseitich auffressen. Sie roch nach Wein un Lavaasche un ihre olive Brust ging auf un ab, un wie ich sie ansah, wurd ich ganz gefühlich als wie wenn sie mein schlummerndes Babba wär.
Weitere Kostenlose Bücher